Bausparkassen-Weltkongress 1935 in der Stadt Salzburg

Der Bausparkassen-Weltkongress fand vom 1. bis 5. September 1935 in der Stadt Salzburg statt.
Aus der Zeitung
Das Salzburger Volksblatt brachte dazu in seiner Ausgabe vom 28. August 1935 einen Beitrag des Landesstatthalters Dr. Alois Wagenbichler.[1]
Wir Salzburger können mit Stolz für uns buchen, daß wir in diesem Jahre schon öfter die Aufmerksamkeit der Welt auf Österreich gelenkt haben.
Der Rekordbesuch der Salzburger Festspiele beweist die Achtung des Auslandes für österreichisches Kunstschaffen. Die Tage der Großglocknerstraßen-Eröffnung führten Tausende aus aller Herren Länder zusammen, die die Meisterleistung österreichischer Technik bewunderten. Der kommende Bausparkassen-Weltkongreß in Salzburg ist eine Anerkennung, welche die mächtigen Bausparbewegungen von England und Amerika dem erfolgreichsten Zweig der kontinentalen Bausparbewegung zollt.
Die Bausparbewegung ist in Salzburg am stärksten verwurzelt. Es gibt in unserer Stadt etwa 600 Bausparer-Familien. Von allen Bausparkassen zusammengenommen wurde im Lande Salzburg in den beiden letzten Jahren etwa 700 Eigenheime finanziert. Insgesamt wurden zirka 15 Millionen Schilling in den Krisenjahren durch die Bausparkassen dem Baugewerbe und allen Bauhilfsgewerben zugeführt. So stellt der Kongreß also eine Anerkennung dar für eine österreichische Leistung auf wirtschaftlichem Gebiete. Er ist aber auch eine Anerkennung für die Gründer und Führer der österreichischen Bausparbewegung und ganz besonders für die 30 000 sparsamen österreichischen Familien, deren Spar- und Aufbauwille das Fundament der österreichischen Eigenheimbewegung darstellt.
Die ausländischen Kongreßteilnehmer beginnen sich allmählich in unserer Stadt zu versammeln. Mr. Henry S. Rosenthal, der Herausgeber der größten amerikanischen Bausparzeitschrift, weilt schon seit Wochen mit einigen seiner Freunde in Badgastein. Sir Harold Bellman ist mit größerer Gesellschaft in der Vorwoche hier eingetroffen, um die letzten Vorbereitungen zum Kongreß zu treffen. Sir Josiah Stamp, einer der Direktoren der Bank von England, wellt mit seiner Familie ebenfalls schon in den Mauern unserer Stadt. Desgleichen ist Sir George Stuart Robertson, der Hauptregistrar für das Bausparwesen, in Vertretung der englischen Regierung hier eingetroffen.
Ende der Woche wird der Sonderzug mit der englischen Delegation hier erwartet. Es werden 200 Delegierte mit ihren Gattinnen und Vertretern von den englischen Bausparkassen nach Österreich kommen. Eine stattliche amerikanische Delegation, die einhalbhundert Vertreter amerikanischer Bausparkassen umfaßt, ist bereits seit 10. August d. J. eingeschifft, um an dem Salzburger Kongreß teilzunehmen. Ebensoviele Delegierte werden aus der Schweiz mit ihren Autos eintreffen.
Im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Kongresses, hat auch eine stattliche reichsdeutsche Delegation die erforderliche Ausreise- und Devisenbewilligung erhalten. Außerdem werden Vertreter von Südafrika und Brasilien erwartet. Von den kontinentalen Staaten werden Polen und Bulgarien Regierungsvertreter entsenden. Weiters werden die Bausparbewegungen von Frankreich, Dänemark, der Tschechoslowakei, Ungarn und Jugoslawien Delegierte entsenden. Insgesamt sind Vertretungen von 16 Staaten zugesagt.
Wir freuen uns, so viele illustre Gäste in unserer Stadt und in unserem Lande begrüßen zu können und heißen sie herzlich willkommen! Wir danken allen jenen, welche den Kongreß vor bereiteten, ich gedenke dabei des unermüdlichen Direktors der Bausparkasse Wüstenrot in Salzburg, Wilhelm Flatz, und besonders der Führer der Weltbewegung mit Sir Harold Bellman an der Spitze.
Mit diesem Danke will ich noch dem Wunsche Ausdruck geben, daß der Kongreß Ersprießliches für die ganze kontinentale Bausparbewegung, ganz besonders aber für die Belebung der Bautätigkeit in unserem Heimatlande Salzburg zeitigen möge.