A.E.I.O.U. (Kunstwerk)
Das Kunstwerk "A.E.I.O.U." befindet sich am Max-Reinhardt-Platz in der Altstadt der Stadt Salzburg und im Rahmen des Walk of Modern Art frei zugänglich ist.
Beschreibung
Der deutsche Maler und Bildhauer Anselm Kiefer schuf dieses Kunstprojekt als erstes Auftragswerk der Salzburg Foundation. Der Kubus mit dem Kunstwerk steht am Rand des Max-Reinhardt-Platz im Wilhelm-Furtwängler-Garten im Festspielbezirk.
Beschreibung
Das Kunstwerk der Moderne besteht aus einem Pavillon, in dem sich ein Bild, ein Regal und Schriftzug befinden.
Pavillon
Der Pavillon wurde nach den Angaben des Künstlers gebaut und eingerichtet. Architektonisch ist er ein auf seine Form reduzierter Kubus, mit einer Glastür an seiner Westseite. Der Kubus ähnelt einer Grabstätte aus einer antiken Nekropole. Weiß wie Schnee im Winter oder die Unschuld oder das Licht als Symbole für Endlosigkeit.
Bild
Das großformatige Bild trägt den Titel "Wach im Zigeunerlager" und ist eine Hommage an Ingeborg Bachmann, abgeleitet von dem Zitat am oberen Bildrand "Wach im Zigeunerlager und wach im Wüstenzelt es rinnt uns der Sand aus den Haaren, dein und mein Alter und das Alter der Welt misst man nicht nach den Jahren" und der Widmung "für Ingeborg Bachmann" am linken Bildrand.
Das Bild spiegelt die Farben einer namenlosen Ödnis, eine Mischung aus Grau und Braun, mit Erhöhungen aus Weiß und Schwarz. Struktur gibt einerseits ein durchscheinender Bretterboden, andererseits die gebrochene Verkrustung der aus mit Lehm vermischten Farben. Darinnen steckend, scheinbar zufällig, an mehreren Stellen, ein Knäuel und weitere Bruchstücke aus Klingendraht, ein Sperrdraht mit Widerhaken, eine Variante des Stacheldrahtes oder sogenannter NATO-Draht.
Zigeunerlager und Wüstenzelt sind Sprachbilder für das Nomadisierende unserer Existenz zwischen den Seins- und den Zustandsformen der Zeit, eine Anspielung auf die Flüchtigkeit der Zeit. Für den Lauf der Zeit, der Geschichte und die Zeitalter typisch ist, dass zuletzt alles vergeht. Das verwendete Material erinnert konkret an eine Nato-Mission in Srebrenica. Kiefer macht mit dem Bild die Menschen, die sich naturgemäß gerne ans Schöne und Eindrucksvolle erinnern, dezent darauf aufmerksam, dass es auch schlimme und unrühmliche Ereignisse in der Menschheitsgeschichte gibt, die nicht dem Vergessen durch Zeitverlauf anheim fallen dürfen, sondern im Gedächtnis bleiben müssen, damit sie sich möglichst nicht wiederholen. Die Erinnerung muss dabei nicht notwendigerweise am Ort des Geschehens erfolgen.
Regal
Das überdimensionale Regal ist vollgestopft mit sechzig Büchern aus Blei. Jedes Buch besteht aus mehreren Seiten. Jede Seite war einmal eine Dachplatte am Dom in Köln, der mit Bleiplatten eingedeckt war. Die Bleistücke für die Bedeckung waren zu groß gewählt, sodass diese durch Witterung und Temperatur starken Dehnungsschwankungen unterlagen, Risse bekamen, brüchig wurden und erneuert werden mussten. Das Blei erinnert an die bleiernen Lettern, mit denen früher im Buchdruck Seiten zusammengestellt und vervielfältigt wurden. Die in einem Archiv gesammelte Schriften wiegen schwer und dauern an, insbesondere wenn sie von Unrühmlichem berichten. Aus der bleiernen Bücher-Stellage scheinen die Zweige marokkanischer Dornenbüsche herauszuwachsen. Die Natur durchdringt im Lauf der Zeit alles von Menschen geschaffene, überwuchert und überdauert es. Der Dornenbusch aus Marokko kommt in natürlich entstandenen Trockengebieten vor, wo Bodenbeschaffenheit, Niederschlag und Temperatur keine Bäume wachsen lassen. Überleben können nur jene Pflanzen, die sich an diese widrigen Verhältnisse angepasst und ihren Verbrauch auf äußerste eingeschränkt haben. Das Leben ist auch dort, wo die Wüste sonst vorherrschend ist. Der Dornbusch ist ein Symbol für die Hoffnung. Der brennende Dornenbusch ist ein Motiv aus der Bibel und besagt, dass Göttliches Heil nicht irgendwo geschieht, es geschieht am bestimmten irdischen Orten. Glanz und Elend sind über die Zeit schicksalhaft verbunden.
Schriftzug
A.E.I.O.U. ist ein Schriftzug an der Innenwand, fungierend als Bindeglied zwischen dem Bild und dem Bücherregal. A.E.I.O.U. war der Wahlspruch von Kaiser Friedrich III. (* 1415; † 1493), der diese Signatur auf seinem Tafelgeschirr, im Wappen sowie auf Bauwerken, wie an Dom und Burg in Graz anbringen ließ. Seine genaue Bedeutung ist unklar und es gibt viele Deutungen. A.E.I.O.U. steht für das Glück und Unglück der Habsburger und die Geschichte des österreichischen Kaiserhauses.
Künstler
Anselm Kiefer (* 1945 in Donaueschingen, Baden-Württemberg) lebt in Barjac in Südfrankreich. Er zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Künstlern nach 1945. Seine Werke wurden auf den bedeutendsten internationalen Kunstausstellungen – documenta 6, 7 und 8, Biennale von Venedig (Deutscher Pavillon 1980) – und in vielen Museen Europas, Japans und der Vereinigten Staaten von Amerika ausgestellt. Er wurde mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet.
Bilder
A.E.I.O.U. (Kunstwerk) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons
Quellen
- Quelle ist der Originalartikel, der ursprünglich von einem nun anonymen Benutzer als erster Bearbeiter erstellt wurde. Näheres siehe hier;