Camillo Sitte
Camillo Sitte (* 17. April 1843 in Wien, † 16. November 1903 ebenda) war ein Architekt, Städteplaner, Theoretiker und Maler.
Leben
Er studierte an der heutigen Technischen Universität in Wien bei Heinrich von Ferstel (Erbauer der Votivkirche). Bei Rudolf von Eitelberger belegte er darüber hinaus kunsthistorische Vorlesungen. Eitelberger war dann wohl auch jener gewesen, der Sittes Liebe zum Städtebau entfachte.
Sitte entwickelte zahlreiche Bebauungspläne für Städte, dabei im Besonderen für Böhmen und Mähren. Er hielt Vorträge, publizierte Fachbeiträge, aber seine wichtigste Aufgabe sah er in seiner pädagogischen Tätigkeit.
Camillo Sitte wurde 1875 in Salzburg die Leitung der im alten städtischen Getreidemagazin (Franz-Josef-Kai 17) neu gegründeten Zeichen- und Modellierschule (Gewerbeschule Salzburg übertragen, die bereits 1876 – gegen Konkurrenz aus Linz und Innsbruck – mit kaiserlicher Bewilligung zur k.u.k. Staats-Gewerbeschule erhoben wurde. Seine Aufgeschlossenheit gegenüber Neuem manifestierte sich dann in Salzburg auch darin, dass mit der Eröffnung der Gewerbeschule eine "Abteilung für Photografie und Reproduktionsverfahren" eingerichtet wurde - die weltweit erste staatliche Fachschule auf diesem Gebiet. Bis zu ihrer Übersiedlung 1886 nach Wien war sie Ausbildungsstätte für viele Fotografen, deren es auch viele in Salzburg gab (siehe auch Fotografie).
Camillo Sittes Wirken in Salzburg war so erfolgreich, dass er 1889 nach Wien zurückberufen wurde, um auch dort eine k.u.k. Staatsgewerbeschule aufzubauen.
Sitte gilt auch als der "Vater der neuzeitlichen Städtebaukunst". 1889 veröffentlichte er dazu ein einflussreiches Buch "Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen". So war er ein Gegner vom Aufstellen von Denkmälern in der Mitte von Plätzen. ... damit man den Verherrlichten gehörig auch von hinten zu besehen vermöge... meinte er dazu. In seinem Buch empfahl er u. a. möglichst geschlossene Platz- und Straßenräume, die Vermeidung von direkten Straßenkreuzungen, die Anwendung verschiedener Straßenbreiten sowie die Anwendung von Alleen, Parkanlagen, Turn- und Kinderspielplätzen. Er wollte vor allem die Erweckung des Heimatgefühls.
Sitte starb in Wien und erhielt ein Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Zentralfriedhof.
Quelle
- Salzburger Nachrichten Platz für den öffentlichen Raum über den Architekten Sitte, von Norbert Mayr, 10. November 2001