Reißzug
Der Reißzug in Salzburg ist (soweit bekannt) die älteste erhaltene (Stand)Seilbahn der Welt.
Name
Der Name ist von der "Reise" mit diesem Zugwägelchen abgeleitet. Er hat mit dem Begriff Reißen nichts zu tun. In der Spätgotik nannte man diese Anlage Die große Reise.
Geschichte
Diese Standseilbahn führt vom Nonnberg, vom Stift Nonnberg auf die Festung Hohensalzburg und geht auf das Jahr 1496 zurück. Sie wurde mit Beginn der Aufbauarbeiten der Festung unter Erzbischof Leonhard von Keutschach errichtet. Wahrscheinlich ließ er den Reißzug für Materialtransporte errichten. So weiß man, dass zum Beispiel 300.000 Dachziegel damit transportiert wurden.
Sie führt vom Nonnberg durch die Tore beim Schlangengang, die Roßpforte, den Reißturm und schließlich durch das Torhaus über die Höllenpforte gesichert in den Burghof.
Anfangs verkehrten zwei Kufenschlitten im Gegenverkehr. Schon wenig später wurden Schienen aus Hartholz verlegt. Die Höllenpforte für den Reißzug wurde wenig später (1504) errichtet. Über dem Reißzug wurde der heute in die Burgmauer integrierte Reißturm errichtet.
Im Winter wurde die Bahn drei- bis viermal täglich in Betrieb genommen, weil keine andere Transportmöglichkeit bestand.
Das Reißzuggebäude beherbergt zunächst eine Seilwinde für das über 300 m lange Hanfseil. Der Antrieb dieser Bahn erfolgte bis 1910 über eine waagrechte hölzerne Seilwinde mit langen Hebelarmen mit Hilfe von Muskelkraft, in der Regel mit eingespannten, sich im Kreis bewegenden Pferden. Zu ihrem Betrieb benötigte man neun Mann. Anfangs (aber auch im 19. Jahrhundert) wurden gelegentlich auch Häftlinge für den Betrieb eingesetzt. Seit 1910 wird der Reißzug mit Maschinen betrieben, 1951 wurde er von Schmalspur auf Normalspur umgestellt. Weitere Sanierungen erfolgten 1950, 1988–90 und 2004. Der Reißzug ist in wesentlichen Teilen nicht öffentlich zugänglich.
Bemerkenswertes
Im heutigen Maschinenraum findet sich ein Zettel mit einer Zeichnung der Ladefläche und einem Hinweis der maximalen Gewichtsbeladung: ... 170 Kisten Bier ...
Der Autor eines Festungsführers, Clemens M. Hutter, hat errechnet, welche Kräfte notwendig sind, um Lasten bergwärts zu transportieren. Er geht von der Annahme von drei Meter langen Hebelarmen und einer Spindel von 60 Zentimeter Durchmesser aus: damit konnte ein Mann 600 Kilogramm mit 95 Umdrehungen vom Nonnberg in die Festung befördern. Dabei legten Mensch oder Pferd bei der etwa zwei Stunden dauernden Bergfahrt 1800 Meter im Kreis zurück.
Mit der Errichtung eines 38-PS-Motors 1910 dauerte dann eine Bergfahrt nur mehr 29 Minuten. Und heute? Mit zwei Kilometern in der Stunde braucht der Wagen nur mehr fünf Minuten für die 80 Höhenmeter.
Bildergalerie
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Blick in den Maschinenraum, der sich in der Festung Hohensalzburg befindet
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das ist der Transportwagen
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Blick vom Burghof in der Festung Hohensalzburg hinunter Richtung Nonnberg
Quellen
- Beitrag in den Salzburger Nachrichten am 22. Mai 2004 von Reinhard Kriechbaum
- 900 Jahre Festung Hohensalzburg, Landesfest 4. bis 12. Juni 1977, Schriftenreihe des Landespressebüro Salzburg, 1977