Psychidae

Aus SALZBURGWIKI
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Weibchen von Acanthopsyche atra: Osttirol, Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 11. Juni 2004, e.p.
Sack von Siederia alpicolella mit Puppenhülse: Salzburg, Hohe Tauern, Habachtal, Kraneralm, 17. Juli 2004
Sack von Psyche crassiorella: Salzburg, Osterhorngruppe, Strobl, Blinklingmoos, 30. Mai 2004

Psychidae (Sackträger) sind eine Familie der Schmetterlinge (Lepidoptera).

Allgemeines

Kennzeichnend ist die Lebensweise der Raupen, die bei allen bekannten Arten kurz nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ein transportables, sackartiges Gehäuse aus Seide anlegen, das sie zeitlebens als Schutz mit sich umher tragen. Dieses Gehäuse wird in oft artspezifischer Weise außen mit verschiedensten Materialien wie Sandkörnchen, Rindenstückchen, Blattteilchen, Grasstengeln, Moos oder Fichtennadeln "verziert" und mit dem Wachstum der Raupe immer wieder erweitert. In diesem "Sack" findet auch die Verpuppung statt. Hierzu wird das Gehäuse zunächst mit der Mundöffung an einer Unterlage (z. B. Felsen, Baumstämme, etc.) fest angesponnen. Danach dreht sich die Raupe im Sack um und verpuppt sich. Vor dem Schlüpfen des Falters schiebt sich die Puppe dann ein Stück aus dem Hinterende des Sackes heraus und entlässt dann das Tier. Das gilt streng genommen aber nur für die Männchen. Bei fast allen Arten sind nämlich die Weibchen mehr oder weniger stark reduziert.

Bei den am weitesten entwickelten Arten schließlich sind die Weibchen nur mehr madenförmig und besitzen weder Flügel, noch Beine oder Fühler. Bei diesen Tieren verbleibt nicht nur die Puppe im Sack, sondern auch das Weibchen in der Puppenhülse. Diese bricht nur vorne etwas auf, und zur Begattung streckt das Männchen seinen Hinterleib extrem in die Länge, um durch Sack und Puppenhülse das Weibchen zu erreichen. Einige Arten sind sogar parthenogenetisch. Die Weibchen pflanzen sich also durch Jungfernzeugung fort, und Männchen treten nur höchst selten durch "Fortpflanzungsfehler" auf. Eine weitere Besonderheit der Psychidae ist ihr sehr kurzes Leben als Imagines, das stark an die Eintagsfliegen erinnert. Die Männchen leben oft nur wenige Stunden. Bald nach dem Schlüpfen suchen sie oft ungestüm nach Weibchen zur Begattung und sterben kurz darauf. Und auch die Weibchen leben kaum länger. Unbegattet können sie einige Tage überleben, nach der Eiablage, die bei fast allen Arten in den schützenden Sack hinein kurz nach der Begattung erfolgt, sterben sie aber ebenfalls in wenigen Stunden.

Im äußeren Erscheinungsbild sind die Untergruppen der Sackträger zunächst sehr unterschiedlich. Die primitiven Formen erinnern sehr stark an die Echten Motten (Tineidae), mit denen sie ja auch am nächsten verwandt sind. Die höher entwickelten Gruppen dagegen sehen aus wie manche Nachtfalter. Das hat in früheren Zeiten sogar dazu geführt, dass die ursprünglichen Gruppen zu den "Kleinschmetterlingen", die übrigen aber zu den "Großschmetterlingen" gezählt wurden. Die zahlreichen Arten innerhalb der jeweiligen Gruppen sind dagegen meist einander sehr ähnlich und daher gehören die Psychidae bestimmungstechnisch zu den schwierigsten Gruppen innerhalb der Schmetterlinge (Lepidoptera) überhaupt. Weltweit kennt man bereits über 1000 verschiedene Arten, zahlreiche weitere harren vermutlich noch ihrer Entdeckung.

Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg

Trotz der Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Tiere, die oft nur mit Hilfe statistischer Methoden möglich ist, gehören die Psychidae zu den am besten untersuchten Gruppen der ursprünglichen Schmetterlinge. Dazu haben vor allem die Untersuchungen der Geschwister Kurz, sowie von Christof Zeller beigetragen, die sich seit Ende der 1980er Jahre sehr intensiv mit dieser Gruppe auseinander gesetzt haben und zahlreiche neue Arten für die Landesfauna entdeckt haben. So gehört Salzburg mit 40 Arten heute zu den am besten untersuchten Regionen in ganz Österreich. Allerdings zeigen sich die Bestimmungsschwierigkeiten in der Tatsache, dass davon vier Arten bisher keiner der der Wissenschaft bekannten Arten zugeordnet werden konnten und daher möglicherweise noch unbeschrieben sind. Allerdings liegen von diesen Arten zum Teil nur wenige oder gar einzelne Exemplare vor, die eine statistische Auswertung der Merkmale unmöglich machen. Leider sind viele Arten in Salzburg nämlich extrem selten, da die oft wärmeliebenden Tiere in Salzburg zum Teil nur sehr lokal und kleinräumig geeignete Lebensbedingungen vorfinden. Einige Arten sind außerdem mit großer Wahrscheinlichkeit bei uns bereits ausgestorben oder waren nie hier heimisch (eingeschleppte Irrgäste). Wesentliche Neuzugänge im Arteninventar sind nicht mehr zu erwarten. Folgende Arten werden von Embacher et al. (2011), bzw. Kurz & Kurz (2020) für Salzburg gemeldet:

lateinischer Name
Diplodoma laichartingella
Diplodoma adspersella
Narycia duplicella
Dahlica triquetrella
Dahlica lichenella
Dahlica charlottae
Dahlica klimeschi ?
Siederia alpicolella
Siederia pineti
Siederia talagovensis: Neu für die Wissenschaft
Siederia sp. (Radstädter Tauern)
Taleporia politella
Taleporia tubulosa
Typhonia ciliaris
Typhonia melana = Typhonia beatricis: Neufund für Österreich
Bacotia claustrella
Proutia betulina
Anaproutia comitella
Psyche casta
Psyche crassiorella
Bijugis bombycella
Rebelia majorella
Rebelia plumella
Epichnopterix plumella
Epichnopterix sp. (? Epichnopterix heringii)
Epichnopterix alpina
Epichnopterix ardua
Epichnopterix montana
Epichnopterix kovacsi
Acanthopsyche atra
Canephora hirsuta
Pachythelia villosella
Leptopterix hirsutella
Ptilocephala plumifera valesiella
Megalophanes viciella
Megalophanes turatii
Phalacropterix graslinella
Sterrhopterix fusca
Sterrhopterix standfussi
Apterona helicoidella

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft
Online-Bestimmungshilfen

Logo nkis.jpg

Projekt: Fauna und Flora von Salzburg

Quellen

  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2020. Naturkundliches Informationssystem. – URL: http://www.nkis.info [online 20 August 2020].