Martin Bormann junior
Martin Bormann junior (* 14. April 1930 als Adolf Martin Bormann), deutscher Theologe und Sohn von Martin Bormann, Adolf Hitlers Sekretär, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg in Weißbach bei Lofer.
Herkunft und Familie
Adolf Martin Bormann war das älteste von zehn Kindern von Hitlers Sekretär, Martin Bormann senior, und seiner Frau Gerda (1909-1946). Sein Pate war Adolf Hitler, nach dem er auch benannt war, und sein Spitzname als Kind lautete „Krönzi“, abgeleitet von Kronprinz. Die Familie Bormann lebte abgeschirmt innerhalb des sog. Führergeländes auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden. Ab 1940 besuchte Martin Bormann die „Reichsschule der NSDAP“ in Feldafing am Starnberger See. Sein Vater war Leiter der Parteikanzlei der NSDAP im Rang eines Reichsministers. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Abwesenheit vor dem Internationalen Militärgerichtshof angeklagt und in drei Punkten für schuldig befunden; man verurteilte ihn zum Tod durch den Strang. Jahrelang wurde vermutet, dass Martin Bormann die Flucht ins Ausland gelungen sei, bis man 1972 in Berlin bei Bauarbeiten seine Leiche entdeckte.
Flucht nach Österreich
Martin Bormann jun. floh vor Ende des Zweiten Weltkrieg nach Österreich. Als Fünfzehnjähriger bat er am 7. Mai 1945 beim Querleitenbauer Nikolaus Hohenwarter, Besitzer eines abgelegenen Bergbauernhofs in Weißbach bei Lofer, um Aufnahme. Er war in einem körperlich schlechten Zustand und sah erbärmlich aus. Die Familie nahm ihn auf und schickte ihn bald darauf zur Erholung auf die Alm. Dort erholte er sich gut. Er zeigte sich danach bei der Bauernarbeit verständig und geschickt, erlernte alle in der Landwirtschaft anfallenden Arbeiten und war bald eine tüchtige Arbeitskraft.
Leben bei der Gastfamilie
Martin Bormann wurde von der Bauernfamilie wie ein eigener Sohn aufgenommen und behandelt. Die liebevolle Beziehung und der religiöse Geist in der Gastfamilie beeindruckten den verwaisten jungen Mann derart, dass er den Bauern, den er Vater nannte, eines Tages darum bat, auch katholisch werden zu dürfen. Vor seiner Taufe ging Martin Bormann drei Monate lang wöchentlich den weiten Weg zur Wallfahrtskirche Maria Kirchenthal und wurde dort vom damaligen Regens Dr. Wimmer unterrichtet, bis er 1947 die Taufe empfangen konnte. Obwohl er unter dem Namen Bergmann lebte, flog seine wahre Identität noch im selben Jahr auf und wurde er danach kurzfristig verhaftet. Mit Unterstützung von Dr. Wimmer besuchte er das Gymnasium der Herz-Jesu-Missionare in Salzburg-Liefering und studierte nachfolgend Theologie.
Priester, Ordensmann und Missionar
Dr. Wimmer half Martin Bormann auch durch alle Schwierigkeiten, die er auf Grund seiner Herkunft bekam. Neben der kurzzeitigen Haft wurde er mitten unter seinem Studium nach Deutschland ausgewiesen, konnte aber dort in Ingolstadt sein Theologiestudium abschließen. 1953 wurde er zum Priester geweiht. Martin Bormann feierte seine Primiz im Jahr 1958 in Maria Kirchental. In einem späteren Interview berichtete er über seine damalige panische Angst vor seines Vaters Reaktion auf diese Entscheidung. Martin Bormann senior galt damals noch als verschollen. Nach seiner Priesterweihe trat er dem Orden der Herz-Jesu-Missionare bei und arbeitete jahrelang als Missionar im Kongo.
Schwerer Unfall und neue Entscheidung
Im Jahr 1969 hatte Pater Martin Bormann MSC einen schweren Autounfall und wurde von einer Mitschwester gesund gepflegt. Später ließen sich beide von ihren Gelübde entbinden und heirateten im Jahr 1971. Bormann arbeitete in der Folge als Pädagoge in den Fächern Theologie, Philosophie und Religion. Seit 1992 ist Martin Bormann im Ruhestand.
Einstellung zum Nationalsozialismus
Ein prägendes Erlebnis aus seiner Kindheit ließ Martin Bormann im Gegensatz zu anderen Kindern von NS-Tätern nach Kriegsende an die Greueltaten der Nationalsozialisten glauben. Bei einem Besuch bei Heinrich Himmler wurden ihm und seiner Schwester Himmler`s Sammlung von Kunstgegenständen aus Menschenhaut und Menschenknochen gezeigt.
Als Erwachsener traf er sich in Israel mit Holocaust-Überlebenden und wurde Mitglied eines themenbezogenen Gesprächskreises. Auch in Schulklassen in Deutschland und Österreich sprach er über seine Biographie. Seine Haltung gegenüber seinem Vater ist differenziert: er unterscheidet zwischen der politischen Person Martin Bormann und deren Taten und dem strengen, aber von ihm geliebten Vater.
Publikation
- Martin Bormann, „Leben gegen Schatten“, Paderborn 1996, ISBN 3-89710-266-8
Quellen
- Josef Lahnsteiner, „Mitterpinzgau – Saalbach, Saalfelden, Lofer“, Selbstverlag Hollersbach 1962
- wikipedia.de – Martin Bormann
- wikipedia.de – Martin Bormann junior