Änderungen

K
Textersetzung - „„“ durch „"“
Zeile 2: Zeile 2:     
== Leben ==
 
== Leben ==
Karl-Heinz Ludwig besuchte die Volksschule in Dresden, wohin die Mutter mit ihm nach dem frühen Tod des Vaters der wieder eigenen Berufsausübung wegen verzogen war, danach ab 1942 das Internat der Scharnhorstschule, einer Freimaurerstiftung von 1793, die im [[NS]] unter militärische Verwaltung geriet, danach im Sommer 1944 zwangsverstaatlicht wurde und in der Nachkriegszeit nicht reprivatisiert werden konnte. Wieder in Löbau, nun DDR, legte Ludwig 1950 die Reifeprüfung ab, um danach, mangels „gesellschaftlicher Tätigkeit“ ohne Studienmöglichkeit, nach Berlin (West)zu wechseln und dort einen Sonderlehrgang für Abiturienten an der Wirtschaftsschule Wilmersdorf zu absolvieren und 1951 das Studium der Geschichtswissenschaft an der Freien Universität zu beginnen, zeitweilig auch als Nebenhörer der Kirchlichen Hochschule Berlin. 1956 bestand er das erste Staatsexamen mit einer Arbeit über die Wirtschaftsethik der Reformatoren (Luther, Zwingli, Calvin), deren methodischen Ansatz er in einer Dissertation über die Siedlung und den Wasserbau der Mennoniten im Weichseldelta bis zur Übernahme der Gebiete durch Preußen fortführte, die nach der zweiten Staatsprüfung und der Promotion im Doppelhauptfach Geschichte und im Nebenfach Philosophie 1961 in den „Wissenschaftlichen Beiträgen zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas“ in Marburg (Lahn) gedruckt erschien.
+
Karl-Heinz Ludwig besuchte die Volksschule in Dresden, wohin die Mutter mit ihm nach dem frühen Tod des Vaters der wieder eigenen Berufsausübung wegen verzogen war, danach ab 1942 das Internat der Scharnhorstschule, einer Freimaurerstiftung von 1793, die im [[NS]] unter militärische Verwaltung geriet, danach im Sommer 1944 zwangsverstaatlicht wurde und in der Nachkriegszeit nicht reprivatisiert werden konnte. Wieder in Löbau, nun DDR, legte Ludwig 1950 die Reifeprüfung ab, um danach, mangels "gesellschaftlicher Tätigkeit“ ohne Studienmöglichkeit, nach Berlin (West)zu wechseln und dort einen Sonderlehrgang für Abiturienten an der Wirtschaftsschule Wilmersdorf zu absolvieren und 1951 das Studium der Geschichtswissenschaft an der Freien Universität zu beginnen, zeitweilig auch als Nebenhörer der Kirchlichen Hochschule Berlin. 1956 bestand er das erste Staatsexamen mit einer Arbeit über die Wirtschaftsethik der Reformatoren (Luther, Zwingli, Calvin), deren methodischen Ansatz er in einer Dissertation über die Siedlung und den Wasserbau der Mennoniten im Weichseldelta bis zur Übernahme der Gebiete durch Preußen fortführte, die nach der zweiten Staatsprüfung und der Promotion im Doppelhauptfach Geschichte und im Nebenfach Philosophie 1961 in den "Wissenschaftlichen Beiträgen zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas“ in Marburg (Lahn) gedruckt erschien.
    
Von 1962 bis 1967 wirkte Ludwig in Düsseldorf als Historiker und Referent der Geschäftsführung im Verein deutscher Ingenieure (VDI) in der Hauptgruppe Mensch und Technik, einer neu eingerichteten VDI-Abteilung für interdisziplinär aktivierte Zusammenarbeit von Natur- und Technik- sowie Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Aufgrund der in diesem noch neuen Forschungsbereich gesammelten Erfahrungen, organisatorischer Arbeiten und einschlägiger Veröffentlichungen erhielt Ludwig 1968 ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft: In der Abteilung Universalgeschichte des Instituts für europäische Geschichte in Mainz sollte er den allgemein als Forschungsdesiderat empfundenen Problemkomplex Technik und Ingenieure im NS wissenschaftlich erschöpfend behandeln.
 
Von 1962 bis 1967 wirkte Ludwig in Düsseldorf als Historiker und Referent der Geschäftsführung im Verein deutscher Ingenieure (VDI) in der Hauptgruppe Mensch und Technik, einer neu eingerichteten VDI-Abteilung für interdisziplinär aktivierte Zusammenarbeit von Natur- und Technik- sowie Geistes- und Sozialwissenschaftlern. Aufgrund der in diesem noch neuen Forschungsbereich gesammelten Erfahrungen, organisatorischer Arbeiten und einschlägiger Veröffentlichungen erhielt Ludwig 1968 ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft: In der Abteilung Universalgeschichte des Instituts für europäische Geschichte in Mainz sollte er den allgemein als Forschungsdesiderat empfundenen Problemkomplex Technik und Ingenieure im NS wissenschaftlich erschöpfend behandeln.
Zeile 8: Zeile 8:  
Neben seinen Studien, Archivreisen, Zeitzeugeninterviews, und weiteren Veröffentlichungen Übernahm Karl-Heinz Ludwig in Mainz kurzfristig auch einen Lehrauftrag für Technikgeschichte am Staatlichen Hochschulinstitut für Berufspädagogik. Im Frühjahr 1971 bahnten sich dann Verhandlungen über einen Ruf an die neu gegründete Universität Bremen an, deren spezifisches Reformkonzept eine Professur für "Geschichte der Technik" vorsah. Diese ließ Ludwig dem von ihm selbst mitgetragenen Forschungsstand entsprechend zur "Geschichte mit dem Schwerpunkt Sozial- und Technikgeschichte" erweitern, um sie danach anzunehmen. In institutioneller Form  sowie inter- und multidisziplinär weiter präzisiert wurde sie gemeinsam mit dem 1975 an die Universität Bremen berufenen Kollegen und bald auch Freund Dieter Hägermann 1984 schließlich in eine "Wissenschaftliche Einheit für Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit" überführt, die den Lehr- und Forschungsvollzug vervollkommnete.  
 
Neben seinen Studien, Archivreisen, Zeitzeugeninterviews, und weiteren Veröffentlichungen Übernahm Karl-Heinz Ludwig in Mainz kurzfristig auch einen Lehrauftrag für Technikgeschichte am Staatlichen Hochschulinstitut für Berufspädagogik. Im Frühjahr 1971 bahnten sich dann Verhandlungen über einen Ruf an die neu gegründete Universität Bremen an, deren spezifisches Reformkonzept eine Professur für "Geschichte der Technik" vorsah. Diese ließ Ludwig dem von ihm selbst mitgetragenen Forschungsstand entsprechend zur "Geschichte mit dem Schwerpunkt Sozial- und Technikgeschichte" erweitern, um sie danach anzunehmen. In institutioneller Form  sowie inter- und multidisziplinär weiter präzisiert wurde sie gemeinsam mit dem 1975 an die Universität Bremen berufenen Kollegen und bald auch Freund Dieter Hägermann 1984 schließlich in eine "Wissenschaftliche Einheit für Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit" überführt, die den Lehr- und Forschungsvollzug vervollkommnete.  
   −
Ludwig seinerseits hatte sich mit der Druckfassung der bald als Standardwerk aufgenommenen Arbeit über "Technik und Ingenieure im Dritten Reich" 1974 (als TB 1979 wieder verstärkt vorindustriellen Zeiten zugewandt, in denen das Phänomen "Technik" allein schon der Quellenlage wegen Interaktionen mit Konzepten und Methoden diverser Disziplinen erforderte. Als er Ende 1974 zum ehrenamtlichen Leiter des Bereichs Technikgeschichte in der neu organisierten VDI-Hauptgruppe gewählt wurde, begründete er die lange technikgeschichtlicher Jahrestagungen zu wissenschaftlich aktuellen Themen. Die Beiträge der stets international versammelten Referenten wurden in der Zeitschrift „Technikgeschichte“ gedruckt, an deren Neugründung Ludwig schon 1965 entscheidend beteiligt gewesen war. Noch über seine Emeritierung hinaus gehörte er bis 1997 auch der wissenschaftlichen Leitung an.   
+
Ludwig seinerseits hatte sich mit der Druckfassung der bald als Standardwerk aufgenommenen Arbeit über "Technik und Ingenieure im Dritten Reich" 1974 (als TB 1979 wieder verstärkt vorindustriellen Zeiten zugewandt, in denen das Phänomen "Technik" allein schon der Quellenlage wegen Interaktionen mit Konzepten und Methoden diverser Disziplinen erforderte. Als er Ende 1974 zum ehrenamtlichen Leiter des Bereichs Technikgeschichte in der neu organisierten VDI-Hauptgruppe gewählt wurde, begründete er die lange technikgeschichtlicher Jahrestagungen zu wissenschaftlich aktuellen Themen. Die Beiträge der stets international versammelten Referenten wurden in der Zeitschrift "Technikgeschichte“ gedruckt, an deren Neugründung Ludwig schon 1965 entscheidend beteiligt gewesen war. Noch über seine Emeritierung hinaus gehörte er bis 1997 auch der wissenschaftlichen Leitung an.   
    
Grundlegend für Ludwigs Beiträge zur Salzburger Geschichte und insgesamt zur Geschichte und Montangeschichte des [[Ostalpen]]raums wurde [[1974]] ein von ihm entwickeltes Forschungsprojekt "Technik, Ökonomie und Gesellschaft im Übergang vom [[Mittelalter]] zur [[Neuzeit]]", das als Fallstudie über den Salzburger Edelmetallerzbergau konzipiert war und, von der Stiftung Volkswagenwerk für die Universität Bremen finanziert, mit der Einwerbung vor allem des [[Böckstein]]ers [[Fritz Gruber]] als externer Mitarbeiter und der gebotenen Möglichkeit ausgedehnter Archivstudien gute Erfolge versprach.
 
Grundlegend für Ludwigs Beiträge zur Salzburger Geschichte und insgesamt zur Geschichte und Montangeschichte des [[Ostalpen]]raums wurde [[1974]] ein von ihm entwickeltes Forschungsprojekt "Technik, Ökonomie und Gesellschaft im Übergang vom [[Mittelalter]] zur [[Neuzeit]]", das als Fallstudie über den Salzburger Edelmetallerzbergau konzipiert war und, von der Stiftung Volkswagenwerk für die Universität Bremen finanziert, mit der Einwerbung vor allem des [[Böckstein]]ers [[Fritz Gruber]] als externer Mitarbeiter und der gebotenen Möglichkeit ausgedehnter Archivstudien gute Erfolge versprach.