Viehtrieb: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter '''Viehtrieb''' ist die von Menschen veranlasste Bewegung eines einzelnen Nutztieres oder einer Gruppe von Nutztieren von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt zu verstehen.   
 
Unter '''Viehtrieb''' ist die von Menschen veranlasste Bewegung eines einzelnen Nutztieres oder einer Gruppe von Nutztieren von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt zu verstehen.   
 
==Erläuterung==
 
==Erläuterung==
 
Heute wird Vieh in fast allen Anlassfällen mit Fahrzeugen transportiert und sind solche Transporte für unbeteiligte Menschen beinahe unsichtbar. Sie rücken allenfalls in das Bewusstsein nicht unmittelbar Beteiligter, wenn ein Viehtransport aufgrund nicht artgerechter Bedingungen in den Medien angeprangert wird.  Viehtriebe sind ein Anblick, der früher überall alltäglich und vor und nach Markttagen selbst im städtischen Kontext ein selbstverständlicher war, den aber junge Erwachsene heute allenfalls von einem touristisch vermarkteten [[Almabtrieb]] kennen.
 
Heute wird Vieh in fast allen Anlassfällen mit Fahrzeugen transportiert und sind solche Transporte für unbeteiligte Menschen beinahe unsichtbar. Sie rücken allenfalls in das Bewusstsein nicht unmittelbar Beteiligter, wenn ein Viehtransport aufgrund nicht artgerechter Bedingungen in den Medien angeprangert wird.  Viehtriebe sind ein Anblick, der früher überall alltäglich und vor und nach Markttagen selbst im städtischen Kontext ein selbstverständlicher war, den aber junge Erwachsene heute allenfalls von einem touristisch vermarkteten [[Almabtrieb]] kennen.
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Viehtriebe gehörten zum Alltag, weil das Vieh in jedem Anlassfall von einem Punkt zum anderen getrieben werden musste. Die Tiere legten den oft langen Weg auf den eigenen vier Beinen zurück, getrieben von Bauern, Hirten oder Viehhändlern. Die Viehtriebe erfolgten meist auf den üblichen Verkehrswegen, es gab aber vereinzelt auch  Wegstücke, die eigens für den Viehtrieb angelegt und genutzt wurden.  
 
Viehtriebe gehörten zum Alltag, weil das Vieh in jedem Anlassfall von einem Punkt zum anderen getrieben werden musste. Die Tiere legten den oft langen Weg auf den eigenen vier Beinen zurück, getrieben von Bauern, Hirten oder Viehhändlern. Die Viehtriebe erfolgten meist auf den üblichen Verkehrswegen, es gab aber vereinzelt auch  Wegstücke, die eigens für den Viehtrieb angelegt und genutzt wurden.  
 
==Anlässe für Viehtriebe==
 
==Anlässe für Viehtriebe==
Der Almauf- oder –abtrieb war nur einer der möglichen Anlässe für einen Viehtrieb. An- und Verkauf einzelner Tiere von Bauer zu Bauer oder von Bauer zu Viehhändler, das Beschicken von [[Viehmärkte]]n oder Ausstellungen, der Gang vom Stall auf die Weide und retour, die Viehzucht generell und die Zulassung einzelner weiblicher Tiere waren weitere Gründe für Viehtriebe.
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Der Almauf- oder -abtrieb war nur einer der möglichen Anlässe für einen Viehtrieb. An- und Verkauf einzelner Tiere von Bauer zu Bauer oder von Bauer zu Viehhändler, das Beschicken von [[Viehmärkte]]n oder Zuchttier-Ausstellungen, der Gang vom Stall auf die Weide und retour, die Viehzucht generell und die Zulassung einzelner weiblicher Tiere waren weitere Gründe für Viehtriebe.
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==Salzburgbezug==
 
==Salzburgbezug==
Viehtriebe kamen in allen Regionen vor, in denen Nutztiere gehalten wurden. Mit dem Salzburger Bergland  sind aber zwei Anlässe für weite Viehtriebe besonders eng verbunden: die [[Almwirtschaft]] und der Viehhandel über den [[Tauern]], da Vieh nach Wein und [[Salz]] das wichtigste Handelsgut zwischen Norden und Süden diesseits und jenseits der [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]] darstellte.  
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Viehtriebe kamen in allen Regionen vor, in denen Nutztiere gehalten wurden. Mit dem Salzburger Bergland  sind aber zwei Anlässe für weite Viehtriebe besonders eng verbunden: die [[Almwirtschaft]] und der Viehhandel über den [[Tauern]], da Vieh nach Wein und [[Salz]] das wichtigste Handelsgut zwischen Norden und Süden diesseits und jenseits der [[Hohen Tauern]] darstellte.  
 
   
 
   
Bekannt ist auch, dass die Bauern aus dem Südtiroler [[Ahrntal]] ihre Rinder auf Almen im [[Krimmler Achental]] getrieben haben, wo Vieh und Treiber den strapaziösen und nicht ungefährlichen Weg über den Krimmler Tauern zu bewältigen hatten.   
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Bekannt ist auch, dass die Bauern aus dem [[Südtirol]]er [[Ahrntal]] ihre Rinder auf Almen im [[Krimmler Achental]] trieben, wobei Vieh und Treiber den strapaziösen und nicht ungefährlichen Weg über den [[Krimmler Tauern]] und zurück zu bewältigen hatten.   
 
   
 
   
Auch als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten des [[Pinzgauer Rind]]es nördlich und südlich der Hohe Tauern dienten die bekannten Übergänge am Krimmler Tauern am Felber Tauern und Matreier Tauern, am Rauriser Tauern, am Fuscher Tauern und am Radstädter Tauern. Die im bayrischen Raum besonders geschätzten Zugochsen der Pinzgauer Rinderrasse wurden demnach „Übertäuerer“ genannt.
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Auch als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten des [[Pinzgauer Rind]]es nördlich und südlich der Hohen Tauern dienten die bekannten Übergänge am [[Krimmler Tauern]], am [[Felber Tauern]] und zwar am [[Alter Tauern|Alten Tauern]], am [[Rauriser Tauern]], am [[Fuscher Tauern]] und am [[Radstädter Tauern]]. Die im bayrischen Raum besonders geschätzten Zugochsen der [[Pinzgauer Rind]]errasse wurden demnach "Übertäuerer" genannt.
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==Viehtrieb zum Laurenzimarkt in Maria Plain==
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Von 1830 bis 1960 fand auf der der Basilika [[Maria Plain]] südlich vorgelagerten Wiese alljährlich am [[30. August]] der Laurenzimarkt statt. Er galt lange als der größte [[Nutzviehmarkt]] in der Umgebung Salzburgs. Seine Popularität hing ohne Zweifel auch mit der Bekanntheit des Wallfahrtsortes zusammen, vielfach wurde der Marktbesuch auch mit einem Besuch der Wallfahrtskirche verbunden. Das angelieferte Nutzvieh mußte von den Sammelstellen in der Stadt und Umgebung nach Maria Plain hinauf getrieben werden. Dasselbe galt auch für den Abtransport  nach dem Markt zu den [[Bauernhof|Bauernhöfen]] der Viehkäufer, vor allem in der näheren Umgebung. Wegen des spätsommerlichen Termins herrschte  am Laurenzimarkt nicht selten noch eine große Hitze und war deswegen etwas gefürchtet.
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[[Datei:Laurenzimarkt um 1837  in Maria Plain; Friedrich August Matthias Gauermann, geboren am 20.  September 1807 in Miesenbach in Niederösterreich † 7. Juli 1862 in  Wien..jpg|thumb|Laurenzimarkt um 1837 in Maria Plain]]
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Ebenfalls immer im Herbst, allerdings zu einem etwas späteren Termin, fand früher der Leonhardimarkt in [[St. Leonhard]], Marktgemeinde [[Grödig]] statt. Mit der Einführung der regelmäßigen Nutzviehmarktes in der [[Vogelweiderstraße]] und der dort vorhandenen guten Transportinfrastruktur samt Stallungen erübrigten sich die traditionellen Viehmärkte in St. Leonhard und in Maria Plain.
  
==Quellen==
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Im Jahr [[1974]] übersiedelte der Salzburger Nutzviehmarkt von der Vogelweiderstraße auf ein Areal neben dem neu erbauten [[Schlachthof Salzburg|Schlachthof]] in Salzburg-[[Bergheim]].
* Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult, Hrsg. ANISA / Nearchos, Band 19, 2010
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* Salzburgwiki, Stichwort Pinzgauer Rind
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== Quellen ==
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* ''Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult'', Hrsg. ANISA / Nearchos, Band 19, 2010
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* SALZBURGWIKI, Stichwort [[Pinzgauer Rind]]
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[[Kategorie:Geschichte]]
 
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[[Kategorie:Handel]]
 
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[[Kategorie:Hohe Tauern]]

Aktuelle Version vom 28. August 2024, 21:23 Uhr

Milchkühe der Porschealm im Wolfbachtal. Täglicher Viehtrieb von der Almweide zum Melkstall
Milchkühe der Porschealm auf dem Weg zum Melkstall
Beidseitig mit einem Steinhag aus Klaubsteinmauerwerk eingefriedeter Viehtriebweg im hinteren Ahrntal in Südtirol

Unter Viehtrieb ist die von Menschen veranlasste Bewegung eines einzelnen Nutztieres oder einer Gruppe von Nutztieren von einem Ausgangspunkt zu einem Zielpunkt zu verstehen.

Erläuterung

Heute wird Vieh in fast allen Anlassfällen mit Fahrzeugen transportiert und sind solche Transporte für unbeteiligte Menschen beinahe unsichtbar. Sie rücken allenfalls in das Bewusstsein nicht unmittelbar Beteiligter, wenn ein Viehtransport aufgrund nicht artgerechter Bedingungen in den Medien angeprangert wird. Viehtriebe sind ein Anblick, der früher überall alltäglich und vor und nach Markttagen selbst im städtischen Kontext ein selbstverständlicher war, den aber junge Erwachsene heute allenfalls von einem touristisch vermarkteten Almabtrieb kennen.

Viehtriebe gehörten zum Alltag, weil das Vieh in jedem Anlassfall von einem Punkt zum anderen getrieben werden musste. Die Tiere legten den oft langen Weg auf den eigenen vier Beinen zurück, getrieben von Bauern, Hirten oder Viehhändlern. Die Viehtriebe erfolgten meist auf den üblichen Verkehrswegen, es gab aber vereinzelt auch Wegstücke, die eigens für den Viehtrieb angelegt und genutzt wurden.

Anlässe für Viehtriebe

Der Almauf- oder -abtrieb war nur einer der möglichen Anlässe für einen Viehtrieb. An- und Verkauf einzelner Tiere von Bauer zu Bauer oder von Bauer zu Viehhändler, das Beschicken von Viehmärkten oder Zuchttier-Ausstellungen, der Gang vom Stall auf die Weide und retour, die Viehzucht generell und die Zulassung einzelner weiblicher Tiere waren weitere Gründe für Viehtriebe.

Salzburgbezug

Viehtriebe kamen in allen Regionen vor, in denen Nutztiere gehalten wurden. Mit dem Salzburger Bergland sind aber zwei Anlässe für weite Viehtriebe besonders eng verbunden: die Almwirtschaft und der Viehhandel über den Tauern, da Vieh nach Wein und Salz das wichtigste Handelsgut zwischen Norden und Süden diesseits und jenseits der Hohen Tauern darstellte.

Bekannt ist auch, dass die Bauern aus dem Südtiroler Ahrntal ihre Rinder auf Almen im Krimmler Achental trieben, wobei Vieh und Treiber den strapaziösen und nicht ungefährlichen Weg über den Krimmler Tauern und zurück zu bewältigen hatten.

Auch als Verbindungswege zwischen den Zuchtgebieten des Pinzgauer Rindes nördlich und südlich der Hohen Tauern dienten die bekannten Übergänge am Krimmler Tauern, am Felber Tauern und zwar am Alten Tauern, am Rauriser Tauern, am Fuscher Tauern und am Radstädter Tauern. Die im bayrischen Raum besonders geschätzten Zugochsen der Pinzgauer Rinderrasse wurden demnach "Übertäuerer" genannt.

Viehtrieb zum Laurenzimarkt in Maria Plain

Von 1830 bis 1960 fand auf der der Basilika Maria Plain südlich vorgelagerten Wiese alljährlich am 30. August der Laurenzimarkt statt. Er galt lange als der größte Nutzviehmarkt in der Umgebung Salzburgs. Seine Popularität hing ohne Zweifel auch mit der Bekanntheit des Wallfahrtsortes zusammen, vielfach wurde der Marktbesuch auch mit einem Besuch der Wallfahrtskirche verbunden. Das angelieferte Nutzvieh mußte von den Sammelstellen in der Stadt und Umgebung nach Maria Plain hinauf getrieben werden. Dasselbe galt auch für den Abtransport nach dem Markt zu den Bauernhöfen der Viehkäufer, vor allem in der näheren Umgebung. Wegen des spätsommerlichen Termins herrschte am Laurenzimarkt nicht selten noch eine große Hitze und war deswegen etwas gefürchtet.

 
Laurenzimarkt um 1837 in Maria Plain

Ebenfalls immer im Herbst, allerdings zu einem etwas späteren Termin, fand früher der Leonhardimarkt in St. Leonhard, Marktgemeinde Grödig statt. Mit der Einführung der regelmäßigen Nutzviehmarktes in der Vogelweiderstraße und der dort vorhandenen guten Transportinfrastruktur samt Stallungen erübrigten sich die traditionellen Viehmärkte in St. Leonhard und in Maria Plain.

Im Jahr 1974 übersiedelte der Salzburger Nutzviehmarkt von der Vogelweiderstraße auf ein Areal neben dem neu erbauten Schlachthof in Salzburg-Bergheim.

Quellen

  • Archäologie in den Alpen, Alltag und Kult, Hrsg. ANISA / Nearchos, Band 19, 2010
  • SALZBURGWIKI, Stichwort Pinzgauer Rind