Sudetendeutsche
Sudetendeutsche ist eine Bezeichnung für die ehemaligen deutschsprachigen Bewohner der "Sudetenländer" Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien, kurz des heutigen Tschechien und Teilen Südpolens.
Allgemeines
Die Sudetendeutschen bildeten in Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien eine alteingesessene Minderheit von mehreren Millionen Menschen. Zur Unterscheidung von der tschechischen Mehrheitsbevölkerung dienten und dienen auch Bezeichnungen wie "Deutschböhmen" und "Deutschmährer".
Die Sudetendeutschen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben und fanden überwiegend in der Bundesrepublik Deutschland, zu einem geringen Teil in Österreich eine neue Heimat. Die Vertriebenen organisierten sich in "Sudetendeutschen Landsmannschaften".
Die Sudeten sind ein langer Gebirgszug zwischen Schlesien und Böhmen und verbinden das Erzgebirge mit den Karpaten. Sie verlaufen großteils im tschechisch-polnischen Grenzgebiet
Salzburgbezug
Einige Vertriebene kamen auch nach Salzburg. Die Sudetendeutschen wurden im Nachkriegs-Österreich als Volksdeutsche eingeordnet und (vgl. den Artikel "Volksdeutsche", Abschnitt "Nachkriegsschicksal") behandelt, sie selbst neigten dazu, sich als Altösterreicher zu betrachten, zumal sie ja, anders als fast alle anderen volksdeutschen Gruppen, aus der österreichischen Reichshälfte der österreichisch-ungarischen Monarchie stammten. Ihnen fiel auch die Integration in die österreichische Gesellschaft – die den mittellosen, der Nähe zum Nationalsozialismus verdächtigten Flüchtlingen nicht ganz leicht gemacht wurde – im Allgemeinen leichter als den anderen volksdeutschen Gurppen.
Im Jahr 1950 lebten in der Stadt Salzburg 2 450 Sudetendeutsche; sie waren damit nach den Donauschwaben (4 900 Personen) und vor den Siebenbürger Sachsen (2 029 Personen) die zweitstärkste unter den drei Hauptgruppen der (noch nicht eingebürgerten) Volksdeutschen. Im Jahr 1954 wurde den Volksdeutschen der Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft wesentlich erleichtert, sodass die Statistik im Jahr 1957 für die Stadt Salzburg nur noch 91 Sudetendeutsche auswies.
Bekannte Salzburger Sudetendeutsche waren Dr. Wilhelm E. Mallmann (langjähriger Leiter der Salzburger Volkshochschule), Dr. Hermann Rippel (langjähriger Geschäftsführer der Salzburger Industriellenvereinigung) und der Hotelier Hermann Winkler.
In Salzburg bildete sich im Jahr 1951 eine Landesorganisation der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich. Diese hatte im Jahr 1961 noch mehr als 800, im Jahr 2000 noch rund 300 Mitglieder.
Eine geschlossene sudetendeutsche Siedlung entstand auf Initiative der Sudetendeutschen Landsmannschaft im Jahr 1952 in Gneisfeld in der (nach einem Donauschwaben benannten) Adam-Müller-Guttenbrunn-Straße.
Im September 1961 wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof ein sudetendeutsches Ehrenmal gesetzt. Das aus hellgrauem Granit gefertigte Kreuz trägt die Inschrift "Dem Gedenken unserer lieben Toten in der Heimat Sudetenland".
Teil des Soziallebens der Salzburger Sudetendeutschen war in den 1950er-Jahren der Sudetendeutsche Ball, der im Hotel Pitter veranstaltet wurde.
Innerhalb der Salzburger Sudetendeutschen, die aus sehr unterschiedlichen Regionen der Sudetenländer stammten, waren die Egerländer eine besondere Gruppe. Sie pflegten ihre Tradition in der "Eghalanda Gmoi".
Mit der zunehmenden Integration gingen die Sudetendeutschen in der Salzburger Bevölkerung auf.
Weiterführend
Für Informationen zu Sudetendeutsche, die über den Bezug zu Salzburg hinausgehen, siehe zum Beispiel den Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum selben Thema
Quellen
- Scheuringer, Brunhilde: Die sozialen Milieus der Volksdeutschen in der Stadt Salzburg nach 1945. In: Hanns Haas, Robert Hoffmann, Robert Kriechbaumer (Hrsg.): Salzburg: städtische Lebenswelt(en) seit 1945 (2000) S. 119 (119, 127, 140 ff)
- Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "Sudetendeutsche"