Schweighofer Fiber

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Schweighofer Fiber in Hallein
Halleiner Krankenhaus, dahinter die Firma Schweighofer Fiber

Der Zellstoffproduzent Schweighofer Fiber war einer der größten Industriebetriebe und wichtiger Arbeitgeber im Tennengau. Die ehemalige M-real Hallein AG wurde im Sommer 2011 an die österreichische Schweighofer Gruppe verkauft. Am 13. September 2017 wurde bekannt, dass das Unternehmen mit 250 Arbeitsplätzen an die Investorengruppe TowerBrook Capital Partners verkauft wurde und nun unter dem Namen AustroCel Hallein firmiert.

Die Geschichte Schweighofer Fiber in Hallein

Die Schweighofer Fiber GmbH ist einer der führenden Industriebetriebe im Tennengau und wichtig für die gesamte Region. Seit Herbst 2011 ist das Halleiner Unternehmen ein Teil des Familienunternehmens Schweighofer Holzindustrie. Das Kerngeschäft ist die effiziente, nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung des Rohstoffs Holz. Schweighofer Fiber erzeugt jährlich etwa 160 000 Tonnen Zellstoff und ist einer der größten Lieferanten von Bioenergie im Bundesland Salzburg. Gleichzeitig ist das Unternehmen einer der wichtigsten Abnehmer der heimischen Forst- und Holzindustrie. Der jährliche Holzverbrauch liegt bei rund 700 000 Festmetern Hackgut und Faserholz für die Zellstoffherstellung sowie etwa 100 000 Festmetern Waldholz für die Energieerzeugung. Schweighofer Fiber beschäftigt in Hallein rund 200 Mitarbeiter und bildet in den Bereichen Chemieverfahrens-, Metall- und Elektrotechnik Lehrlinge aus.

Zwei Jahre nach der Einstellung der Papierproduktion am Standort Hallein wurde die Suche nach einem neuen Investor für die M-real Hallein GmbH erfolgreich beendet. Die Unterzeichnung des Kaufvertrags erfolgte am Mittwoch, 29. Juni 2011. Mit 1. September 2011 änderte M-real Hallein seinen Namen in Schweighofer Fiber.

Schweighofer Gruppe investiert bis zu 60 Millionen Euro

"Wir freuen uns, dass es letztlich zu einer österreichischen Lösung gekommen ist", freute sich Jörg Harbring, der Geschäftsführer, im Sommer 2011 über den Kauf des Unternehmens durch die Schweighofer Gruppe. Alle Beschäftigten wurden übernommen, zusätzlich sollen 15 neue Mitarbeiter eingestellt werden. Die Kunden- und Lieferantenbeziehungen blieben ebenfalls aufrecht. Aufträge werden weiterhin über die Vertriebsorganisation der Botnia abgewickelt. Die Holzversorgung des Standortes wird mit den bestehenden Lieferanten weitergeführt und wie bisher über die Thosca Holz in Hallein abgewickelt. Über die neue Zukunftsperspektive des Unternehmens war auch Landeshauptfrau Gabi Burgstaller glücklich: "Ich bin überzeugt, dass mit dem neuen Eigentümer die besten Voraussetzungen für eine nachhaltige Absicherung der Arbeitsplätze geschaffen wurden. Das Land Salzburg wird die Zukunftssicherung dieses weit über den Tennengau hinaus wichtigen Betriebs tatkräftig unterstützen."

Bis 2013 wollte der neue Eigentümer rund 60 Millionen Euro in den Ausbau der bestehenden Anlagen und die Erweiterung der Geschäftsfelder investieren. "Im Bereich Zellstoff wollen wir eine breitere Produktpalette schaffen und zusätzlich hochreinen Spezialzellstoff für die Herstellung von Textilfasern und für die Lebensmittelindustrie produzieren", erklärte Gerald Schweighofer im Sommer 2011. Bis zu einem erfolgreichen Markteintritt dieser Produkte müsse man allerdings noch mit weiteren erheblichen Verlusten am Standort rechnen. "Wir sind aber zuversichtlich, dass wir es gemeinsam mit der Belegschaftsvertretung und dem Management vor Ort schaffen werden, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu führen", zeigte sich Schweighofer optimistisch.

Produktion von hochwertigem Viskosezellstoff ab Herbst 2012

Für die Zellstoffproduktion von Schweighofer Fiber begann 2012 eine neue Ära: Ab Herbst wird erstmals hochreiner Spezialzellstoff für die Textil- und Lebensmittelindustrie hergestellt. Mit dem neuen Viskosezellstoff wird eine wesentlich höhere Wertschöpfung erzielt als mit dem derzeit produzierten Zellstoff für die Papierindustrie. Der neue Spezialzellstoff ist als Vormaterial für die Viskoseherstellung vor allem als Ersatz für Baumwolle heiß begehrt. Viskosefasern haben gegenüber Baumwolle und anderen synthetischen Fasern folgende Vorteile:

  • Biologisch abbaubar: Viskosefasern werden aus erneuerbaren Rohstoffen erzeugt und sind deshalb biologisch abbaubar.
  • CO2-senkend: Das für die Fasern verwendete Holz ist ein klimaneutraler Rohstoff. Holz bindet beim Wachstum CO2 und liefert Sauerstoff, dadurch wirkt es CO2-senkend.
  • Hautfreundlich: Viskose ist leicht, sehr saugfähig, hat eine hohe Atmungsaktivität und lässt sich gut färben und bedrucken. Aufgrund ihrer Geschmeidigkeit ist sie angenehm auf der Haut zu tragen und fühlt sich wie Baumwolle oder Seide an.
  • Höherer Ertrag: Der Holzanbau für Viskose liefert pro Fläche einen höheren Ertrag als Baumwolle.
  • Energiesparend: Die Produktion von Viskose benötigt viel weniger Energie als Baumwolle, auch die Nutzung von Viskose spart im Vergleich Energie.
  • Wassersparend: Die Produktion von Baumwolle benötigt extrem viel Wasser (pro Baumwoll-T-Shirt rund 4 000 Liter). Baumwolle wird hauptsächlich in trockenen Gebieten, etwa in den USA und China, angebaut. 50 Prozent der Anbauflächen müssen daher künstlich bewässert werden.
  • Umweltschonend: Der Baumwollanbau ist umweltschädlich. Baumwolle ist das Landwirtschaftsprodukt mit dem höchsten Einsatz an Düngemitteln und Insektiziden. 40% aller weltweit verwendeten Insektizide finden im Baumwollanbau den Einsatz.

Viskosezellstoff ist vor allem in Asien sehr gefragt. Darum führte Schweighofer Fiber Ende 2011 erste Gespräche mit potenziellen Kunden im Raum Schanghai. Die Termine mit chinesischen Viskosfaserherstellern verliefen vielversprechend. "Sobald die Produktionsmengen unseres neuen Produkts absehbar sind, werden konkrete Verkaufsgespräche anberaumt", freut sich Georg Leitner, Vertriebschef der Schweighofer Fiber GmbH.

Nachhaltigkeit steht im Vordergrund

Die Schweighofer Fiber GmbH nahn die Verantwortung für die Umwelt und die Lebensgrundlage jetziger und künftiger Generationen sehr ernst. "Wer von der Natur nimmt, muss auch der Natur etwas zurückgeben", bringt es Geschäftsführer Jörg Harbring auf den Punkt. In den vergangenen 20 Jahren wurden 150 Millionen Euro in Umweltmaßnahmen investiert. Auch bei der Neuausrichtung des Werkes steht die ökologische Nachhaltigkeit im Vordergrund. Schwerpunkte sind die weitere Erhöhung der Energieeffizienz, die Senkung des Strom- und Wärmebedarfs im Werk sowie der Einsatz nahezu 100 Prozent biogenen Brennstoffen und die Verringerung der Staubemissionen auf dem Holzplatz.

"Unserem Ziel, Zellstoff zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie herzustellen, sind wir schon sehr nahe gekommen", erklärt Jörg Harbring stolz. Vor 30 Jahren seien Zellstoff und Papier am Standort noch ausschließlich mit Energie aus Erdöl oder Erdgas hergestellt worden. Mittlerweile stammten bereits 98 Prozent aus erneuerbaren Quellen wie Holz, Holzabfällen oder Klärschlamm. "Investitionen in Millionenhöhe, jahrelange Forschungsarbeit und der Wille, den Standort auf wettbewerbsfähige Beine zu stellen, haben dieses bemerkenswerte Ergebnis möglich gemacht", erklärt der engagierte Manager.

Rekordergebnis bei Ökostromerzeugung

Im werkseigenen Biomasseheizkraftwerk konnte durch die Inbetriebnahme einer neuen Dampfturbine im April 2010 die Ökostromproduktion auf rund 49.000 Megawattstunden erhöht werden. Dadurch werden tausende Haushalte mit "grünem" Strom versorgt. Die Schweighofer Fiber GmbH ist im Bundesland Salzburg neben der Salzburg AG der größte Produzent von Ökostrom aus Biomasse. Im Biomasseheizkraftwerk wurden zudem knapp 80 000 Megawattstunden Fernwärme erzeugt.

Die Umwelterklärung des Unternehmens bestätigte, dass sich die Halleiner Zellstofffabrik zu einem Vorzeigebetrieb in Sachen Umweltschutz entwickelt hatte. 2010 sparte das Unternehmen im Vergleich zu 2009 mehr als 23 000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) ein. Der CO2-Ausstoß beträgt nur noch 7 700 Tonnen. Die Emission von Schwefeldioxid lag bei rund 50 Tonnen pro Jahr, Ende der 1970er-Jahre betrug dieser noch knapp 6 000 Tonnen jährlich. Regelmäßige Messungen belegten, dass sich die Luftgüte in Hallein auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert hatte. Auch die Abfallbilanz konnte sich sehen lassen. "In den vergangenen fünf Jahren konnten wir die Abfallmenge um knapp zwei Drittel reduzieren, von 10 600 Tonnen auf derzeit 3 656 Tonnen", berichtete Walter Kogler, der Umweltbeauftragte des Unternehmens.

Schweighofer Fiber achtete im gesamten Wertschöpfungsprozess auf Nachhaltigkeit. Beispielsweise wurden nur Lieferanten ausgewählt, die hohe Umweltstandards einhielten. Zudem wurden Transporte so oft wie möglich über die Bahn abgewickelt. Die Zellstoffproduktion erfolgte seit 20 Jahren chlorfrei. "Unsere umweltfreundliche Produktionsweise ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Damit heben wir uns von der Konkurrenz ab", betonte Harbring.

Kooperation mit dem Haus der Natur

Schweighofer Fiber war es ein Anliegen, Kinder und Jugendliche auf die spannenden Aufgaben und vielfältigen Berufsmöglichkeiten im Bereich Chemie aufmerksam zu machen. Deshalb unterstützte das Unternehmen 2009 das Salzburger Haus der Natur bei der Erweiterung und Modernisierung das Science.Labs. Außerdem stellte der Halleiner Betrieb seit mehr als zwei Jahren Personal für die "Magic Chemistry Show" zur Verfügung. Der studierte Chemiker Fritz Struber und der Chemielaborant Christian Kaindl verlegten jeden Freitagvormittag ihren Arbeitsplatz von der Zellstofffabrik ins Labor des Museums und geben Jugendlichen einen Einblick in die Welt der Chemie.

"Das Haus der Natur ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt und eines der beliebtesten Museen Salzburgs. Wir sind stolz darauf, dass unsere Mitarbeiter ihr Know-how einbringen können und Kinder für die Naturwissenschaft begeistern", freut sich Harbring über die Zusammenarbeit mit dem weltbekannten Naturkundemuseum. In den vergangenen zwei Jahren besuchten bereits mehr als 13 000 Personen die ebenso spannenden wie lehrreichen Shows. Seit Herbst 2011 konnten Highlights der Show wie die Methanmamba, den Wachsflammenwerfer und Nitroglyzerin-Explosionen auch zu Hause auf der Couch erlebt werden: 1 000 DVDs wurden hergestellt und waren gegen eine freiwillige Spende ab sofort bei den Shows erhältlich.

Unternehmensgeschichte

Der Halleiner Traditionsstandort blickt auf eine lange und bewegte Unternehmensgeschichte zurück. 1890 wurde die Schweighofer Fiber GmbH als Zellulosefabrik unter dem Namen "The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd." gegründet. Von 1917 bis 1979 war es in Besitz des norwegischen Konzerns Borregaard. Im Jahr 1979 übernahmen die deutsche PWA und die Österreichische Länderbank die Salzburger Fabrik und benannten sie in "Hallein Papier AG" um. 1995 wurde die PWA von der schwedischen SCA gekauft und der Halleiner Standort in die SCA Fine Paper operativ eingegliedert. 1999 wurde das Unternehmen als Modo Paper AB mit den Feinpapierdivisionen der schwedischen Konzerne SCA und MoDo neu gegründet. Ein Jahr später kaufte der finnische Konzern Metsä-Serla den Betrieb. 2001 benannte sich Metsä-Serla in M-real Corporation um, der Halleiner Standort hieß von da an M-real Hallein AG. Im Jahr 2009 wurde die Papierproduktion am Standort zunächst eingestellt und ein neuer Investor gesucht. Zwei Jahre später verkaufte die M-real Corporation das Unternehmen an die Schweighofer Gruppe.

"Die Schweighofer Gruppe ist ein langfristiger Investor und hat mit dem Standort viel vor", sagte Jörg Harbring, Geschäftsführer der Schweighofer Fiber GmbH, bei einer Pressekonferenz anlässlich der Betriebsübernahme im Sommer 2011. "M-real Hallein passt optimal in unsere Unternehmensgruppe. Ein starkes Werk an einem starken Standort, das wir gerne gemeinsam weiterentwickeln und ausbauen möchten", betonte Gerald Schweighofer.

Die Suche nach einem neuen Eigentümer wurde von Wirtschaftsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Wilfried Haslauer junior maßgeblich unterstützt. "M-real Hallein ist einer der größten Industriebetriebe im Tennengau und wichtig für die gesamte Region. Wir wissen, dass die Zukunft des Unternehmens und der damit verbundenen Arbeitsplätze viele Menschen direkt und indirekt betrifft. Wir haben uns daher mit ganzen Kräften für eine zukunftsfähige Lösung für den Standort eingesetzt. Heute erleben wir einen Neuanfang – ab heute soll hier wieder investiert, ausgebildet und eingestellt werden", erklärte Haslauer Ende Juni 2011.

Über die Schweighofer Gruppe

Die Schweighofer Gruppe ist ein österreichisches Familienunternehmen, das in verschiedenen Branchen und in mehreren Ländern tätig ist. Ihre Kernbereiche sind die Holzindustrie sowie der Einsatz von Biomasse zur Energiegewinnung. Seit 2002 ist die Holzindustrie Schweighofer in Rumänien aktiv und mit rund 2 000 Mitarbeitern an vier verschiedenen Produktionsstandorten Marktführer im Bereich Holzverarbeitung. Derzeit betreibt die Schweighofer Gruppe Rumäniens größte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, welche ausschließlich mit Biomasse betrieben wird. Die Gruppe zählt auch zu den größten Waldbesitzern Mittel- und Osteuropas. Nach Abschluss der Investitionen und der geplanten Arbeiten am Standort in Hallein wird die Schweighofer Gruppe im Holzbereich ihren Umsatz auf etwa 600 Millionen Euro steigern. Das österreichische Holzunternehmen kann auf viele Erfolgsbeispiele in der Weiterentwicklung von Betrieben verweisen.

Quellen

  • [1], Pressemeldung - Urheber der Aussendung: M-real Hallein GmbH und Schweighofer Gruppe (30. Juni 2011)
  • [2], Pressemeldung - Urheber der Aussendung: Schweighofer Fiber GmbH (1. September 2011)
  • Schweighofer Fiber GmbH (4.1.2012)


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