Hagenauer - Theorien über die Herren von Hagenau

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Dieser Artikel behandelt die seit dem 16. Jahrhundert erschienenen Publikationen über die Herkunft, Genealogie und das Wappen des Geschlechts der Herren von Hagenau, mit den darin enthaltenen Theorien, Irrtümern und Revisionen.

Einleitung

Hauptartikel Hagenauer

Die Herren von Hagenau waren ein in Bayern und Österreich ursprünglich weit verzweigtes und ehemals begütertes Geschlecht, das um 1500 verarmt war und so gut wie keine männlichen Nachkommen mehr aufweisen konnte. Mitte des 16. Jahrhunderts ließ sich einer der letzten Sprösslinge der bayrischen Linie im Erzbistum Salzburg nieder, wo das Geschlecht nun erneut aufblühen und an Bedeutung gewinnen sollte. In den frühesten Publikationen Ende des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts, waren die Darstellungen über die Hagenauer infolge des damals spärlichen Quellenmaterials noch sehr fragmentarisch und enthielten einige Irrtümer. In späteren Publikationen sollten sich dann auf Grund lückenhafter, mitunter auch ungenauer oder überhaupt fehlender Quellenforschung, sowie durch die Übernahme von bereits anfänglich publizierten Irrtümern, viele Vermutungen und Fehler (vereinzelt sogar noch bis in das frühe 20. Jahrhundert) fortsetzen. Erst ab dem 19. Jahrhundert begannen Geschichtsforscher sich verstärkt unter Beachtung wissenschaftlicher Kriterien (Heuristik, Quellenkritik, Textkritik, Objektivität) mit der Geschichte zu befassen. Historiker konnten durch gezielte Quellenforschung, sowie durch das Auffinden neuer Primär-quellen (Urkunden, Siegeln, Epitaphien, Grüften, Registern, Briefen, Kirchenbucheintragungen, genealogischen Tafeln etc.), den historischen Sachverhalt bezüglich der Hagenauer zunehmend rekonstruieren und frühere Irrtümer berichtigten. Auch bei der Beschreibung und Darstellung des Stammwappens sowie des gemehrten Wappens der Hagenauer waren in diversen früheren Wappenbüchern Fehler unterlaufen, selbst im bekanntesten Wappenbuch des deutschsprachigen Raumes, dem "Siebmacher". Eine diesbezügliche kritische Betrachtung wurde bisher noch nicht publiziert.

Über die Herkunft und Genealogie der Hagenauer

Der bayrische und der Salzburger Zweig

Wiguleus Hunt zu Sulzenmos hatte bereits in dem 1582 erschienen Buch Metropolis Salisburgensis die Hagenauer als "nobilis de Hagenaw" und "Ministerialis" erwähnt. In seinem 1585 publizierten Werk "Bayrisch Stammen-Buch", das weitgehend eine Aufzählung über die in seinem ersten Werk vorkommenden bayerischen Adelsfamilien war, widmete Hunt auch dem Geschlecht der Herren von Hagenau (Hagenowe) ein kurzes Kapitel. In diesem hatte er einige in Urkunden genannte Hagenauer angeführt, wobei die Informationen über die Hagenauer jedoch lückenhaft und spärlich waren. Ihre Herkunft vermutete er irrtümlicherweise aus der früheren Grafschaft Neuburg am Inn ob der Enns (damals Österreich, heute Bayern), wo sie im 11. Jahrhundert Güter besessen hatten. In manchen späteren Publikationen (z. B. Franz Xaver Schweickhardt 1836) wurde dieser Irrtum von Hunt übernommen. Wiguleus Hunt erwähnte aber auch den Forst und Sitz Hagenau bei Schrobenhausen in Bayern: "Hagenaw ein Dorff sampt eim Vorst oberhalb Schrobenhausen / ob sie vileicht der Ort ein Sitz vor Jaren gehabt", den tatsächlichen Herkunftsort der Hagenauer. Den Stand der Herren von Hagenau bezeichnete er als "Nobilis" (das lateinische Wort für "vornehm", "adlig") sowie "Werden sonst Liberi de Hagenavv genannt" (Freie von Hagenau), womit sie den Edlefreien zuzuordnen sind. Der bei ihm frühest genannte Hagenauer ist der um 1090 in Weihenstephan bei Freising genannte "Gumpoldus nobilis de Hagenoue". Er beendete das Kapitel über die Hagenauer mit dem um 1308 im Begräbnisbuch des Klosters Raitenhaslach angeführten Ritters Wernhart von Hagenau (de Hagenaw), obwohl die Hagenauer noch bis Anfang des 16. Jahrhunderts in Bayern und danach in den Salzburger Urkunden auftauchten.

Der salzburgisch-bayerische Historiker Joseph Ernst Ritter von Koch-Sternfeld hatte 1850 "Die Dynastie von Hagenau, Mitstifter der Abbtei Seitenstätten in Oesterreich" publiziert. Dabei hatte er die genealogische Verbindung zwischen der bayerischen und den österreichischen Linien hergestellt. Die Darstellung der Österreichischen Linien, die er bereits bis 1337 mit Otto von Hagenau nachweisen konnte, beruhte auf urkundlich belegten Quellen. Bei der Freisinger (bayrische) Linie der Hagenauer, die er 994 mit Gottschalk von Hagenau beginnt, führte er hauptsächlich die "Historia Frisingensis" (1724 bis 1729) von Karl Meichelbeck, sowie die Werke "Metropolis Salisburgensis" und das "Bayrisch Stammen-Buch" von Wiguleus Hunt als Quellen an. Hunt hatte jedoch den 1308 genannten Ritter Wernhart von Hagenau als seinen letzten Urkundenfund eingetragen, wodurch Koch-Sternfeld irrtümlich mutmaßte, dass damals bereits auch der bayerische Zweig erloschen gewesen sein könnte: "Wernhart von Hagenau ... 1308 zu Raitenhaslach. Um diese Zeit scheint auch der oberbayrische Zweig erloschen gewesen zu sein".

Wesentlich ausführlicher als die Aufzeichnungen von Wiguleus Hunt waren die handschriftlichen (aber nie publizierten) genealogischen Darstellungen von bayrischen Adelsfamilien des Hofkammer-Direktors Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen (1690 - 1747). Seine Aufzeichnung ist die umfangreichste Sammlung von Genealogien altbayerischer Adelsfamilien. Sie entstand aus zufälligen Funden in historischen Quellen, die er im Zuge seiner Verwaltungstätigkeit als Freising´scher Hofkammer-Direktor gesammelt und in 33 Bänden aufgeschrieben hatte. Im 13. Band seiner "Bayrischen Adels Beschreibung Auch Andrer Geschlechter" ergänzte Johann von Prey mit seinen chronologisch geordneten Zufallsfunden die Genealogie der Hagenauer (Hagenau von und zu Hagenau). Da seine Niederschriften nicht im Rahmen einer speziellen Recherche mit dem Ziel einer spezifischen wissenschaftlichen Auswertung gemacht wurden, sind auch bei ihm die Aufzeichnungen lückenhaft. Sicherlich ein Übertragungsfehler war bei Prey der Satz bezüglich der Herkunft der Hagenauer "Hagenau auch ein Dorff sambt einen Forst oberhalb Frontenhausen", was eigentlich Schrobenhausen heißen müsste. Johann von Prey konnte die Genealogie der Hagenauer, verglichen mit der fragmentarischen Beschreibung der Herren von Hagenau bei Wiguleus Hunt, bereits um fast drei Jahrhunderte verlängern. Der erste bei Prey genannte Hagenauer war der Freisinger Bischof "Gotescalius de Hagenau (Gottschalk von Hagenau) electus anno 992, gestorben am 6. May 1005". Die erste urkundliche Erwähnung Gottschalks, die heute noch erhalten ist, stammt allerdings erst aus dem Jahr 994. Nach dem Stand der heutigen Forschung ist 994 auch das Jahr seiner Ernennung zum Freisinger Bischof. Preys letzter Eintrag über die Herren von Hagenau endet mit dem Edlen Stephan Hagenauer zu Allershausen, den er in einer Urkunde aus dem Jahr 1484 gefunden hatte.

Der in der Pfarrei Allershausen tätige Joseph Grassinger hatte 1866 das Buch "die Pfarrei Allershausen im königl. Bezirks-Amte Freising" publiziert. Er konnte die Linie der bayrischen Hagenauer an Hand späterer Urkunden fortsetzen, "wenn auch die Güter in anderen Händen sich befanden". Den eben bei Johann von Prey genannten Stephan Hagenauer zu Allershausen, der den letzten bayrischen Stammsitz der Hagenauer 1484 verkauft hatte, fand Grassinger auch in einer späteren Urkunde aus dem Jahr 1487. In Urkunden von Allershausen selbst fand er die Hagenauer bis 1492, doch "auch später erscheinen noch Hagenauer". Diese ordnete Grassinger ebenfalls den Freisinger Herren von Hagenau zu:"diese waren von der Linie Hagenau zu Schrobenhausen". Neben dem 1487 genannten Stephan Hagenauer zu Allershausen tauchte dessen Vetter Ulrich Hagenauer von Allershausen (als Ulrich Hagenauer zu Westerndorf 1492 genannt) und sein Sohn Georg (1503 genannt) in Urkunden in Bayern, sowie dessen Enkelsohn Sebastian in einer späteren Salzburger Urkunde auf. Dass die bei Grassinger ebenfalls genannten "von Hagenau zu Hörzhausen", wie Alois Franz von Hagenau zu Hörzhausen 1741, Adam Ignaz Josef von Hagenau 1754, Maria Antonia von Hagenau 1765 oder der 1767 genannte Max Gaudenz von Hagenau zu Hörzhausen mit den Herren von Hagenau verwandt gewesen sein sollen, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Familie von Hagenau zu Hörzhausen erhielten ihre Bestätigung der "bereits genossenen Edelmannsfreiheit in Bayern" im Jahr 1740. Die Herren von Hagenau, hier stimmt es soweit überein, waren in keinerlei Adelsregistern eingetragen gewesen. Jedoch ist das Wappen derer von Hagenau zu Hörzhausen ein anderes (vgl. Grabdenkmal des Anton Alois Franz von Hagenau aus dem Jahr 1742 in: Grabmäler München, S. Antonius Paduanus, 1803). Ebenso hatten sich die Herren von Hagenau ab dem 14. Jahrhundert zunehmend, und ab dem 15. Jahrhundert ausschließlich, Hagenauer genannt. Vor 1600 scheinen die Hagenauer in Salzburg als "Hagenauer de Allershausen", "Hagenauer de Piding", oder als "Hagenauer de Ainring" auf. Erst kurz nach 1600 tauchten die Hagenauer im Erzbistum Salzburg wieder als "Hagenauer de Hagenau" auf, wobei das "de Hagenau" hier vorerst als Herkunftsbezeichnung zu werten ist.

Einer der wahrscheinlich letzten "Bayern" der Freisinger Linie, Sebastian Hagenauer von Allershausen, hatten um 1546 mit seinem Sohn Georg das bayerische Herzogtum verlassen, also fast 40 Jahre vor der Publikation von Wiguleus Hunts "Bayrischem Stammbuch" im Jahr 1585. Im großen heraldisch-genealogischen Werk von Siebmacher (erster Band 1605) tauchen die Hagenauer jedenfalls nicht mehr in der Liste bayrischer Adelsgeschlechter auf, ebenso wenig aber auch im Siebmacher der abgestorbenen bayrischen Adelsgeschlechter. Die Freisinger Linie derer von Hagenau bestand nämlich ab 1550 als Salzburger Linie (Salzburg war ein eigenständiges Fürstentum) weiter. Die bayrische Linie mit Stephan, (dessen Cousin) Ulrich und Georg Hagenauer von Allershausen (zu Westerndorf), hatte sich nach dem Salzburger Historiker Willibald Hauthaler mit Sebastian und dessen Sohn Georg Hagenauer I. in Piding bei Salzburg fortgesetzt. Ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts finden wir die Nachkommen der Freisinger Hagenauer nun für die nächsten 300 Jahre im Erzbistum Salzburg wieder. Der Salzburger Joseph Philipp Fellner (1769 - 1850) hatte in seiner unpublizierten Familien-Chronik von 1833 (in der er der Familie Hagenauer ein eigenes Kapitel gewidmet hatte) geschrieben, "Wenn das Siegel einen Stammbaum ersetzen und einen genealogischen Beweis liefern kann, so möchten die Salzburger Hagenauer dem Geschlecht der, seiner Zeit im Viertel Ober Wiener Wald in Österreich unter der Enns reich begüterten, Hagenauer (Herren von Hagenau) angehören". Er hatte die Salzburger Hagenauer aber irrtümlich auf die niederösterreichische Linie der Herren von Hagenau zurückgeführt, oder gab die seit Wiguleus Hunt weit verbreitete irrige Meinung wieder, dass die ursprüngliche Herkunft der Hagenauer in Österreich lag. Der Historiker, Regestenforscher und spätere Abt von St. Peter (1901 - 1922) Willibald Hauthaler konnte schließlich an Hand von Urkunden die Abkunft der Salzburger Hagenauer vom Freisinger Stamm der Herren von Hagenau aus Bayern nachweisen, was auch der überlieferten Familientradition entsprach (Hagenauer-Archiv, Wien). Hauthaler gilt als einer der bedeutendsten Landeshistoriker Salzburgs, dessen Grundlagenarbeiten bis heute von großem Wert sind. Er wurde wegen seiner "großen Gewissenhaftigkeit und Genauigkeit" von anderen herausragenden Historikern wie Franz Martin sehr geschätzt.

Marianne Freifrau von Hauser (1877 - 1968), geborene Freiin von Allmayer-Beck und eine Enkeltochter von Hersilie von Hagenauer der Triester Linie, hatte in den 1930er Jahren über die Geschichte und die Genealogie der Hagenauer in Salzburg und der Zeit danach geforscht. Es gelang ihr dabei umfangreiches Quellenmaterial zu erschließen und eine wichtige Grundlagenarbeit über die Hagenauer im Erzbistum Salzburg zu schaffen. Generell sollten jedoch Publikationen von Autoren über deren eigene Familiengeschichte stets besonders kritisch betrachtet werden. Untersuchungen von Familiengeschichten anderer Adelsgeschlechter belegen, dass viele dieser Autoren eine einseitige und voreingenommene Sichtweise hatten, was oft zu einer verzerrten oder sogar falschen Darstellung historischer Begebenheiten führen konnte. Bei einigen dieser Publikationen divergierte das Wunschdenken, die Idealisierung und Schönfärberei des Autors über die jeweils eigene Familie mit der Realität historischer Tatsachen. Die (weitgehend unpublizierte) Arbeit von Baronin Hauser stellte sich jedoch, nach einer genauen Untersuchung der angegeben Quellen im Vergleich mit ihren Darstellungen und dem erstellten Stammbaum, als äußerst gründlich und gewissenhaft heraus. Sie hatte nicht nur neues Quellenmaterial erschlossen, sondern sie war auch zu den Primär-Quellen zurückgekehrt, wobei sie die Abschriften / Kopien der Dokumente bezüglich ihrer Richtigkeit von den jeweils dafür zuständigen Verwaltern der Archive gegenzeichnen und bestätigen ließ. Leider weist aber ihre Arbeit dennoch, trotz einer durchgehenden Genealogie der Hagenauer bis in die 1930er Jahre, gravierende Lücken und einige Fehler (Nebenlinien, Wappenmehrung, Standeserhebung, etc.) auf. Der Schwerpunkt der Untersuchungen von Hauser lag auf Grund ihrer Abstammung von der Triester Linie auch bei dieser. So hatte Baronin Hauser in ihrer Arbeit zwar den Adelsstand des Triester Zweiges angeführt, nicht jedoch den des späteren Wiener Zweiges (1671 Wappenbrief mit Adelswappen, 1786 Bestätigung des Adelsprädikats "von", 1884 römische Baronie, 1929 bzw. 1932 italienischer Freiherrnstand).

In einer von Hauser unter anderem verwendeten Quelle, der Familienchronik von Joseph Philipp Fellner (1833), wurden die wechselnden Geschäftserfolge der Hagenauer in Triest zur Zeit der napoleonischen Kriege nicht gerade positiv dargestellt. Dies hatte Hauser offensichtlich zu einer überkritischen und teilweise unreflektierten Stellungnahme bezüglich der Darstellungen Fellners bewegt. Dadurch unterliefen Baronin Hauser bei der Suche und Aufzeichnung von Irrtümern Fellners selbst Fehler und Widersprüche. Fellners Taufpate war ja der Handelsherr Leopold Hagenauer (1761 - 1828) und Fellner war auch ein guter Bekannter und Zeitgenosse des Abtes Dominikus von Hagenauer in Salzburg gewesen. Fellners Chronik ist daher, trotz kleiner Irrtümer, als wichtige und zuverlässige historische Quelle eines Zeitzeugen zu werten. Später aufgetauchtes Quellenmaterial, das Baronin Hauser damals anscheinend noch nicht zur Verfügung gestanden ist, oder zu dem sie keinen Zugang hatte, belegen jedoch die weitgehende Richtigkeit der Ausführungen Fellners. So zum Beispiel die am 14. September 1671 an die Brüder Paulus, Georg (IV.) und Johann Hagenauer de Hagenau verliehene Bestätigung des Stammwappens mit Wappenbesserung durch den kaiserlichen Hofpfalzgrafen Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg.

Baronin Hauser hatte in der Einleitung ihrer Arbeit die Chronik Fellners bezüglich seiner vermuteten Herkunft der Hagenauer aus dem niederösterreichischen Stamm des Geschlechts der Herren von Hagenau zitiert. Der Historiker Willibald Hauthaler konnte an Hand von Urkunden die Herkunft der Salzburger Hagenauer allerdings der Bayerischen Linie der Herren von Hagenau zuordnen. An einer anderen Stelle ihrer Arbeit stellte Hauser eine dazu vollkommen widersprüchliche These auf, nämlich dass die Hagenauer sich möglicherweise nach dem Hagenau bei Hammerau genannt haben könnten. Dem widersprach sie in ihrer Arbeit sogar selbst, wo sie die Herkunft der Hagenauer aus Bayern über Teisendorf nach Piding und schließlich nach Ainring kommend beschrieben hatte. Allerdings ist die Herkunft der Salzburger Hagenauer aus der bayrischen Linie der Herren von Hagenau nicht nur durch Urkunden belegt, sondern auch durch ihr Stammwappen (mit Flug als Helmzier der bayrischen Linie), welches ihnen im Rahmen einer Wappenerweiterung im 17. Jahrhundert bestätigt wurde. Ebenso widersprechen die ersten urkundlichen Erwähnungen der Hagenauer im Erzbistum Salzburg ab Mitte des 16. Jahrhunderts Hausers irrigen These einer Namens-Herkunft aus dem Hagenau bei Hammerau. Dort wurden sie nämlich nicht als "Hagenauer de Hagenau" genannt, sondern als "Hagenauer de Allershausen", als "Hagenauer de Piding", als "Hagenauer de Ainring", mit einem "Gebäude am Högl" sowie in Traunstein, Piding und Hammerau. Da sie sich also bereits vor ihrer Niederlassung in Hagenau bei Hammerau Hagenauer nannten, ist dieses Hagenau als namensgebend mit Sicherheit auszuschließen. Erst später tauchten sie in den Salzburger Urkunden als "Hagenauer de Hagenau" auf. Die erste diesbezügliche Erwähnung als "von Hagenau" (bei Hammerau) findet man erst 1617 in der Taufurkunde des "Johannes Hagenauer de Hagenau".

Im Zuge der Recherchen von Baronin Hauser in Bayrischen, Salzburger und Triester Kirchenbüchern, Urkunden, Verzeichnissen, Analen, Hof- und Militärschematismen (statistische Handbücher), Ahnentafeln etc., stieß sie ferner auf Hagenauer, die sie nicht in ihren Hagenauer-Stammbaum einordnen konnte. Obwohl sie zu dem Schluss kam, dass es sich um weitere Familienmitglieder aus dem Geschlecht der Hagenauer gehandelt hatte, wurden diese Funde von ihr nicht weiter berücksichtigt und verfolgt. Den Stammbaum der Salzburger Hagenauer (mit Triester und Wiener Zweig) publizierte Baronin Hauser mit allen Lücken und Fehlern in der Serie "Beiträge zur Salzburger Familiengeschichte" in den Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 1938. Ihr Beitrag wurde in der späteren Publikation von Franz Martin der "Hundert Salzburger Familien" 1946 unter ihrem Namen unverändert übernommen.

Der oberösterreichische und der niederösterreichische Zweig

Der Benediktiner, Universalgelehrte und Humanist Bucelinus hatte zwischen 1655 und 1678 das Werk "Germania Topo-Chrono-Stemmato-Graphica Sacra Et Profana" in Ulm und Augsburg publiziert. Im 4. Band aus dem Jahr 1678 hatte Bucelinus, der auch Genealoge war, geschrieben: "Familia Equitum de Baronum ab Aham, ... ejusdem cum Liberis Dominis de Hagenau vulgo die Bann Herren von Hagenau dictis". Also eine gemeinsame Herkunft der späteren Grafen von Aham und der freien Herren von Hagenau, die man auch als Bannerherren von Hagenau bezeichnet hat. Bucelinus´ These der gemeinsamen Abstammung der Ahamer und Hagenauer, sowie die Beschreibung der Hagenauer als "Bannerherren", wurde von anderen Autoren in späteren Publikationen unhinterfragt übernommen. Bereits 1726 schrieb Jacob Christof Iselin in seinem Buch "Neu-vermehrtes historisch- und geographisches allgemeines Lexicon, Band 1" über das Geschlecht der Ahamer, dass es laut Bucelinus "mit den Banner-Herren von Hagenau einerley Ursprung hat". 1774 wurde diese These auch von Johann Wilhelm Franz von Krohne, 1825 von Johann Christian Hellbach, 1859 von Friedrich Wilhelm Hermann Wagener und ebenfalls 1859 von Ernst Heinrich Kneschke publiziert. Dabei wurde Jacob Christof Iselin zwar oft wortwörtlich zitiert, jedoch (meist) ohne ihn als Autor anzugeben.

Im ersten Hauptwerk von Karl Meichelbeck, der "Historia Frisingensis", eine zweibändige Geschichte der Diözese Freising die er zwischen 1724 bis 1729 im Auftrag von Fürstbischof Eckhers verfasst hatte, wurde bereits auf die gemeinsame Herkunft der bayrischen und österreichischen Linien der Hagenauer hingewiesen. Die Historia Frisingensis ist insofern interessant, da sie auf urkundlich belegten Quellen beruhte und als die erste dieser Art im katholischen deutschen Sprachraum gilt. Jedoch wurde in späteren Publikationen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts vereinzelt angenommen, dass es sich bei der bayrischen Linie und den beiden österreichischen Linien der Herren von Hagenau um verschiedene Geschlechter gehandelt hätte. Dies wurde aber bereits Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach von einigen Historikern widerlegt (z. B. von Koch-Sternfeld).

Der Jurist und Autor Johann Christian von Hellbach hatte in seinem 1825 herausgebrachten "Adels-Lexikon" auch die Hagenauer angeführt. Als Quellen gab er sowohl den bereits oben erwähnten Wiguleus Hunt (1585, "Bayrisch Stammen-Buch") als auch Franz Karl Wißgrill (1800, "Schauplatz des landsässigen Nieder-Österreichischen Adels vom Herren- und Ritterstande") an. Hellbach versuchte die dürftige Darstellung von Hunt und die Publikation von Wissgrill (vorwiegend über die österreichischen Linien) in einem einzigen Satz über die Hagenauer zusammen zu fassen: "Eine alte österreichische, nachher baier. Familie, die im 15. Jahrhundert ausgestorben ist". Die Aussage dieses Satzes, die in der Publikation (1861 Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland, 2. Bd.) von Otto Titan Hefner unverändert übernommen worden war, war jedoch in dreifacher Hinsicht falsch. Erstens hatte das Geschlecht der Hagenauer seinen Ursprung in Bayern, zweitens hatte es sich folglich erst dann in Österreich ausgebreitet, und drittens ist im 15. Jahrhundert nur die niederösterreichische Linie erloschen. Die oberösterreichische Linie war ja bereits schon im 13. Jahrhundert erloschen, die bayrische Linie blühte hingegen weiter (siehe oben). Hellbach berief sich auf die Publikation des Genealogen und Heraldikers Franz Karl Wißgrill über den niederösterreichischen Zweig der Hagenauer, in der es jedoch hieß: "Der Edel Georg Hagenauer erscheint mit seinem Insigel noch im Jahr 1439 in Mölkerischen Urkunden, und mag vielleicht der letzte von diesem Geschlechte in Oesterreich gewesen seyn". Bereits 1832 publizierte der Jurist und Historiker Benedikt Pillwein im 4. Band der "Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns": "Über Hagenau kam bisher viel Unrichtiges, wenig Vollständiges zur Sprache", jedoch blieben auch Pillweins Darstellungen eher dürftig.

In der Publikation "Genealogische Geschichte der erblichen Reichsstände in Teutschland, Band 3" von Ludwig Albrecht Gebhardi aus dem Jahr 1785, und auch in manchen späteren Publikationen des 19. Jahrhunderts, versuchte man sich den massiven Rückgang der Hagenauer in den Urkunden ab 1150 durch folgende Theorie zu erklären: Gebhardi nahm an, dass es sich in Österreich um zwei unterschiedliche Geschlechter Hagenauer gehandelt hätte, die hintereinander den selben Stammsitz besaßen. Einerseits um das mächtigere Hochadelsgeschlecht oder "Grafengeschlecht" der Herren von Hagenau, das ausgestorben wäre, und andererseits um ein nachfolgendes Burgmanngeschlecht niederen Adels, das sich nach der von ihnen übernommenen Burg Hagenau ebenfalls Herren von Hagenau genannt hätte. Gebhardi hatte in seiner Arbeit ebenfalls vermutet, dass auf Grund unterschiedlicher Siegel von Hagenauern auch noch andere Geschlechter "von Hagenau" existiert hätten, die nicht mit den Herren von Hagenau verwandt waren. Mit diesen anderen namensgleichen Geschlechtern Hagenauer (siehe hierzu Hagenauer - namensgleiche Adelsgeschlechter und Familien) hatte er sich jedoch überhaupt nicht auseinandergesetzt. Ebenso hatte er auch nicht den Versuch unternommen, diese namensgleichen Geschlechter von den Herren von Hagenau zu unterscheiden. Zurück zu der These Gebhardis von zwei unterschiedlichen Geschlechtern Hagenauer auf dem selben Sitz Hagenau, den sogenannten "Grafen" von Hagenau und dem Rittergeschlecht von Hagenau. Die Herren von Hagenau waren jedoch niemals Grafen, sondern einige wenige Familienmitglieder hatten in frühen Urkunden den nicht erblichen Amts-Titel "comes" eines Verwalteres von Königslehen inne (siehe unten: Fakten und unbeantwortete Fragen). Das andere Geschlecht war nach seiner Theorie ein gleichnamiges Ritter- oder Burgmannengeschlecht (bzw. ein Ministerialengeschlecht), das sich nach der jeweiligen übernommen Burg Hagenau (in Oberösterreich ab dem 12. Jh., sowie in Niederösterreich ab dem 13. Jh.) genannt hatte. Die Hagenauer erschienen jedoch auch nach 1150 in den oberösterreichischen Urkunden in der gleichen Stellung, sowie als "dominus de Hagenowe" in den Passauer Urbaren (Franz Pfeffer, Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1962). Gebhardis sah aber jene Hagenauer, die im Jahr 1152 die ehemalige Burg und das Lehen der Herren von Hagenau bei Braunau am Inn übertragen bekommen hatten als ein anderes namensgleiches Geschlecht. Auch bei der niederösterreichischen Linie der Hagenauer wurde die These vertreten, dass es sich ab dem 13. Jahrhundert um ein gleichnamiges Rittergeschlecht gehandelt hätte, das bis ins 15. Jahrhundert in Niederösterreich auftrat. Ein definitver Nachweis für diese Behauptungen oder Thesen von unterschiedlichen Geschlechtern fehlt bis heute und so sind diese Vermutungen ohne Indizien und Beweisen als nicht verifizierbare Theorien zu sehen. Diese Theorie von zwei unterschiedlichen Geschlechtern der österreichischen Linien der Hagenauer hat sich allerdings hartnäckig bis in die 1980er Jahre erhalten. Hauptsächlich stößt man in schlecht recherchierten Lexika über Burgen- und Schlösser in Oberösterreich (Schloss Hagenau) auf sie, wo als Literatur meist ungeprüfte Sekundärquellen herangezogen wurden, oder genauere Quellenangaben überhaupt fehlen.

Die heute von vielen Historikern vertretene Meinung, dass es sich bei den ober- und niederösterreichischen Linien der Herren von Hagenau bis ins 13. bzw. 15. Jahrhundert um ein einziges Geschlecht mit durchgehender Linie gehandelt hat, vertrat 1850 bereits der Historiker Joseph-Ernst von Koch-Sternfeld. Er hatte in seiner mehrseitigen Publikation "Die Dynastie von Hagenau, Mitstifter der Abbtei Seitenstätten in Oesterreich" die gewissenhafteste und umfangreichste Untersuchung über die österreichischen Linien der Hagenauer herausgebracht. Das gleichbleibende Wappen in an Urkunden angehängten Siegeln seit 1137, der selbe Stand der Hagenauer, sowie die geographische Lage der Lehen und Besitzungen, sprechen jedoch für nur ein einzelnes Geschlecht. Beim niederösterreichischen Zweig ist dies leichter verifizierbar, beim oberösterreichischen Zweig tut man sich da schon schwerer, da nach 1147 keine Siegel erhalten blieben. Den Rückgang der Hagenauer in den Urkunden erklärt man sich damit, dass das Hochfreie Geschlecht der Herren von Hagenau in der Ministerialität (als unfreie Verwalter für Königsgüter, auch für den überregionalen Adel oder für Klöster auf lokaler Ebene) untergegangen war. Dass sich also die ehemaligen "Liberi" von Hagenau in die Unfreiheit der "Königsfreien" sowie in die Ministerialität begeben hatten, jedoch noch aus dem selben Geschlecht waren.

In einer neueren Publikationen Ende des 20. Jahrhunderts sieht man das Geschlecht der Herren von Zelking in Niederösterreich als eine Nebenlinie der Herren von Hagenau an. Tatsächlich hatten sich zwei Mitglieder die Herren von Hagenau auch Herren von Zelking genannt, da sie dort Besitzungen hatten. In einem anderen Aufsatz über die Zelkinger wurde vermutet, dass es sich bei der niederösterreichischen Linie der Hagenauer überhaupt um das Geschlecht der Zelkinger gehandelt hätte, die sich zwischendurch auch Herren von Hagenau genannt haben.

Somit gab und gibt es über die alten österreichischen Linie der Herren von Hagenau (in Oberösterreich und Niederösterreich) verschiedenste, teilweise sich widersprechende und unter Historikern nicht unumstrittene Theorien. Sowohl was die Zuordnung von Familienmitgliedern zu bestimmten Linien betrifft, als auch bezüglich der Annahme der Existenz unterschiedlicher Geschlechter gleichen Namens. Ferner war man sich auch nicht über den Zeitpunkt des Erlöschen der alten österreichischen Linien einig. Der Zeitpunkt des Verschwinden der österreichischen Linien wurde in späteren Publikationen auf Grund von neu aufgetauchten und ausgewerteten Urkunden immer weiter nach hinten gerückt. Zusammenfassend findet man nun folgende Theorien über das Geschlecht der Herren von Hagenau in verschiedenen Publikationen: Die Annahme dass es sich um unterschiedliche Geschlechter und nicht um einzelne Linien (Stämme) gehandelt hätte, die Uneinigkeit über den Zeitpunkt des Verschwinden der österreichischen Linien, dass der Name des Geschlechts der Herren von Hagenau durch ein Ritter- oder Burgmannengeschlecht weitergeführt worden wäre, dass die Hagenauer in der Ministerialität untergegangen wären, dass die Ahamer und die Hagenauer einerlei Geschlechts waren, sowie dass die niederösterreichische Linie als das (erst 1634 erloschene) Geschlecht der Zelkinger weiterbestand.

Über das Wappen der Hagenauer

1598 hatte Wiguleus Hund in seinem bereits erwähnten "Bayrisch Stammen-Buch", ebenso wie bei etlichen anderen von ihm beschriebenen Geschlechtern, das Wappen der Herren von Hagenau nicht angeführt. Rund hundert Jahre später (1699) hatte der Freisinger Hofmaler Franz Joseph Lederer (1676-1733) von Bischof Johann Franz Eckher von Kapfing und Liechteneck den Auftrag bekommen, alle Freisinger Bischöfe (von Korbinian bis Joseph Konrad von Schroffenberg-Mös) mit dazugehörigen Wappentafeln und Lebensbeschreibungen im sogenannten Fürstengang in Freising zu malen. Dabei stand Lederer vor dem Problem, dass von den frühesten Bischöfen keine Wappenabbildungen existieren konnten. So auch bei Gottschalk von Hagenau (Freisinger Bischof 994-1005), dessen dort abgebildetes Wappen, ebenso wie dessen Portrait, eine Fantasiedarstellung Lederers ist. Die frühesten Wappen tauchten erst im 12. Jahrhundert auf Gräbern auf, das älteste bekannte Wappensiegel ist das von Herzog Berthold von Zähringen von 1157. Der erste Papst, dem überhaupt ein Wappen nachgewiesen werden konnte, war Bonifaz VIII. (1294–1303). Alle früheren päpstlichen oder bischöflichen Wappen, und somit auch das von Gottschalk von Hagenau, sind Erfindungen aus späterer Zeit. Lederer hatte somit in der Wappentafel Gottschalks ein Fantasie-Wappen von drei übereinander liegenden blau-gelb-grünen (Regen-)Bögen auf weißem Schild gemalt. Bischof Gottschalk führte zwar noch kein Wappen in seinem Siegel, aber Lederer hätte, wie auch bei anderen Freisinger Bischöfen, das spätere Geschlechter-Wappen für seine Darstellung heranziehen können. Offensichtlich hatte Lederer aber weder Kenntnis vom Epitaph des Reimprecht von Hagenau (1137), noch von späteren an Urkunden angehängten Siegeln (ab dem 14. Jh. erhalten), oder von der in Salzburg gebauten Hagenauer-Gruft (1682), wo das Wappen der Hagenauer mit Dreiberg und Hagenbaum abgebildet ist. Ebenso hatte Lederer in der Lebensbeschreibung Gottschalks dessen Bischofswahl irrtümlich um zwei Jahre zu früh angesetzt, also mit dem Jahr 992 statt 994.

Der Freisinger Hofkammer-Direktor Johann Michael Wilhelm von Prey zu Straßkirchen, der die größte genealogische Sammlung über bayrische Adelsfamilien Anfang des 18. Jahrhunderts zusammengetragen aber nicht publiziert hatte, beschrieb in einem Kapitel auch die Herren von Hagenau. Dabei waren ihm neben vielen Lücken auch mehrere Fehler bezüglich Datierung, Genealogie und Herkunft, insbesondere aber bezüglich des Wappens unterlaufen. Bei der Blasonierung des Wappens der Herren von Hagenau bezog sich Prey definitiv auf die Darstellung des von Lederer im Freisinger Fürstengang gemalten und oben beschriebenen Fantasie-Wappens des Gottschalk von Hagenau. So ist auch Preys falsche Beschreibung des Hagenauer Stamm-Wappens zu erklären, das er als drei Regenbögen blasonierte. Von der selben Quelle, also vom Gemälde im Fürstengang, hatte Prey auch die unrichtige Jahreszahl (992 statt 994) der Bischofswahl von Gottschalk von Hagenau übernommen.

In anderen frühen Publikationen war das Wappen der Hagenauer zwar kein Fantasiewappen mehr, aber dennoch fehlerhaft beschrieben (blasoniert) worden. In manchen späteren Wappenbüchern sollten sich dann diese Irrtümer fortsetzen. 1722 hatte der Benediktinermönch und Stiftsarchivar von Melk, Philibert Hueber (* 1662; † 1725), Abbildungen von unterschiedlichen frühen Siegeln in dem Werk "Austria ex Archivis Mellicensibus illustrata" publiziert, darunter auch das Siegel des Melker Abtes Seyfried von Hagenau (1378). Hueber hatte den Dreiberg im Siegel des Abtes Seyfried Hagenauer in Form eines geteilten Wappens dargestellt. Ein alter Siegelabdruck des Abtes hat sich leider nicht zur Verifizierung jener Darstellung erhalten. Bereits 1849 wurde von dem Historiker Joseph Chmel in seinem Werk (Urkunden zur Geschichte von Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz...) geschrieben, dass dem Werk von Hueber "so manche Fehler und Lücken nach dem kompetenten Urteile Sachkundiger auszustellen sind". Um 1800 schrieb Franz Karl Wissgrill im 4. Band des Buches "über den Schauplatz des landsässigen nieder-oesterreichischen Adels vom Herren-und Ritterstande" über das Wappen der Hagenauer folgendes: "Ihr Wappen, wie solches Duellius, und Philibert Hueber in Sigillen angeführet haben, ist ein verdorrter Baum auf einem kleinen Hügel; oben ein geschlossener Helm mit zwei Büffel-hörnern". Der Hagenbaum wurde als verdorrter Baum interpretiert, der Dreiberg als kleiner Hügel. Der Dreiberg ist ein Begriff aus der Heraldik und bezeichnet einen Hügel mit wenigstens drei Wölbungen, wobei die mittlere Wölbung erhöht ist. Diesbezüglich sollte man erwähnen, dass früher das Wappen der Herren von Hagenau auch als Hagenbaum auf einem Berg blasoniert (beschrieben) worden war. Ein Berg wurde in alten Wappen aber fast ausschließlich als Dreiberg dargestellt, die Bezeichnung Hügel tauchte erst wesentlich später bei Wappenbeschreibungen auf, und ist im Fall des Hagenauer Wappens definitiv falsch. Möglicherweise schloss Wissgrill von dem heute noch in St. Pölten existierenden alten Epitaph des Hochfreien Reimprecht von Hagenau von 1137, (der verwitterte Dreiberg könnte beim flüchtigen Hinsehen als Hügel interpretiert werden) und dem bis dahin einzigen publizierten Siegel eines Hagenauers aus dem 14. Jahrhundert, auf das Wappen. Persönliche Siegel wichen aber oft vom Stammwappen ab, wie an Urkunden angehängte und noch heute erhaltenen Siegel der Hagenauer bis zum frühen 19. Jahrundert zeigen (siehe Urkunden und Einzelnachweise). So z. B. das bei Hueber publizierte vermeintliche Siegel des Abtes von Melk, Seyfried Hagenauer (1378), oder das Siegel des Abtes Dominikus von Hagenauer (1786). Das Amtssiegel von Abt Dominikus hatte eine Vierteilung: Feld 1. und 4. zeigten den Dreiberg und Hagenstrauch (das Stammwappen), Feld 2. und 3. den auffliegenden Adler (die Wappenerweiterung). Im Siegel des Abtes Seyfried, das bei Hueber (anscheinend) simplifiziert abgedruckt worden war, wurde der Dreiberg als geteiltes Wappen wiedergegeben. Der Hagenstrauch (oder Hagenbaum) erscheint in dieser Abbildung als Ast.

Der niederösterreichische Schriftsteller und Historiker Franz Xavier Schweickhardt (der sich auch Ritter von Sickingen genannt hatte, was ihm allerdings unter Strafandrohung bald verboten wurde), hatte in seinem Buch "Darstellung des Erzherzogtums Österreich unter der Enns" im Jahr 1836 ebenfalls das Hagenauer Stammwappen beschrieben. Dabei hatte er von Wissgrill beinahe wörtlich abgeschrieben: "Das Wappen, wie uns solches Duellius und Philibert Hueber durch Sigillien darstellt, ist ein verdorrter Baum auf einem kleinen Hügel; oben ein geschlossener Helm mit zwei Büffelhörnern" (vgl. Darst. d. Erzh. Oesterreich). In einer Wappenbeschreibung von Friedrich Heinrich von der Hagen über die "Minnesänger" aus dem Jahr 1838 wurde das Stammwappen der Hagenauer überhaupt nur mehr auf einen "Hagedorn" ohne Dreiberg reduziert.

Die Abbildung des Siegels von Abt Seyfried von Hagenauer bei Philibert Hueber diente offenbar als Vorlage für spätere falsche Darstellungen des Hagenauer Stammwappens. So auch in Johann Baptist Rietstap´s Wappenbuch Europäischer Adelsfamilien "Armorial général" (1884-1887) mit den ergänzenden Wappen-Abbildungen durch Victor Rolland und seinen Sohn Henri Victor Rolland (ab 1903). Dort wurde das Wappen der Herren "von Hagenau" in Schwarz-Weiß und Schraffur, sowie ohne Oberwappen folgendermaßen abgebildet: Schild von Gold und Rot geteilt, davor ein Ast. Wesentlich genauer in den Recherchen waren da die Wappen im "Neuen Siebmacher". Das Siebmachersche Wappenbuch war lange Zeit eine der bedeutendsten Wappensammlungen für den deutschen Sprachraum. Die Blasonierung (Wappenbeschreibung) von Wissgrill um 1800, oder die davon abgeschriebene von Schweikhardt um 1836, dienten unter anderem als Grundlage für die hier leider ebenfalls nicht ganz richtige Darstellung des Hagenauer Stamm-Wappens im Wappenbuch des "Neuen Siebmacher"s (1918, J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch, IV. Band, 4. Abteilung, 1. Teil, Tafel 74, Niederösterreichischer landesständische Adel). Statt des Dreibergs mit Hagenbaum wurde ein Hügel mit Hagenbaum (-strauch) dargestellt. Das möglicherweise ebenfalls als Vorlage dienende Epitaph des Reimprecht von Hagenau mit dem Familienwappen, war wahrscheinlich bereits schon damals stark verwittert. Der Dreiberg war als solcher schwer lesbar, der richtig wiedergegebene Topfhelm mit den Büffelhörnern hingegen ist heute noch erkennbar. Im Siebmacher wurden ferner Büffelhörner als Helmzier abgebildet, was allerdings nur der Helmzier der niederösterreichischen Linie entsprach. Da diese Ausgabe des Siebmachers auch nur den Niederösterreichischen landesständischen Adel betraf, waren die Büffelhörner in diesem Fall korrekt. Die bayrische (und spätere Salzburger) Linie verwendete jedoch einen Flug als Helmzier (vgl. Wappen am Salzburger Erbbegräbnis in St. Peter, Salzburg).

Im "Siebmacher", eines der umfangreichsten Wappenbücher im deutschsprachigen Raum, hatten sich jedoch auf Grund der enorm angewachsenen Anzahl publizierter Wappen (130.000 Wappen in 119 Bänden) immer mehr Fehler eingeschlichen. So war im "Neuen Siebmacher" auch das Hagenauer Stammwappen falsch dargestellt worden (Hügel statt Dreiberg und nur die Helmzier der niederösterr. Linie). Vor allem aber bei der Darstellung des gemehrten Wappens der Salzburger Linie waren gravierende Fehler aufgetreten. Das gebesserte Wappen war unrichtig dargestellt und falsch tingiert (falsche Farben) worden, ferner war es in der Ausgabe bürgerlicher Wappen erschienen. Der Grund hierfür könnte der frühere untitulierte Adelstand der Hagenauer ohne dem Prädikat "von" gewesen sein, wie er von einigen Geschlechtern von altem Adel bis in das späte 17. Jahrhundert geführt worden war. Die Berechtigung zur Führung des Adelsprädikats "von" wurde einzelnen Mitgliedern des Hagenauer Geschlechts erst ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert durch den Salzburger beziehungsweise Passauer Landesfürsten bestätigt (Johann Baptist, Johann Georg, Dominikus sowie Ignaz von Hagenauer), und wurde seit damals von diesen sowie deren Nachkommen mitunter geführt. Obwohl die ausgestellten Wappenbriefe in verschiedenen Wappenbüchern richtig datiert worden waren (14. September 1671 und 24. August 1686), hatte man offenbar die Wappenbriefe selbst nicht als Quelle herangezogen. In diesen Urkunden der Wappenbesserung, und das ist entscheidend, hatten sich die Bezeichnungen "Adelswappen" bzw. "Adelswappen mit Kleinod" befunden. Mögliche andere Gründe für die falsche Einordnung des Wappens könnten neben unzureichenden Recherchen auch in der oft willkürlichen Einordnung von Wappen im neuen Siebmacher liegen. Auch die unter Heraldikern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts weit verbreiteten Irrtümer und falschen Annahmen bezüglich des Wappenhelms bei Adelswappen, könnten dazu geführt haben.

In der frühesten Darstellung des Stammwappens der Hagenauer (1137 am Epitaph des Reimprecht von Hagenau) finden wir als Wappenhelm den Topfhelm. In späteren Darstellungen des Hagenauerwappens tauchte dann der geschlossene Kübelhelm auf, ab dem 15. Jahrhundert der Stechhelm mit Wulst (selten auch mit Helmkrone dargestellt), und ab ca. 1700 zunehmend auch der Bügelhelm mit Laubkrone. Vom 13. bis zum 15. Jahrhundert war die Blütezeit der Heraldik, es traten der Helm mit Schmuck zum Schild hinzu. Bis zum 16. Jahrhundert findet man bei Wappendarstellungen jeweils die Helme, die auch tatsächlich im Kampf und im Turnier getragen wurden. Vorerst den Nasalhelm, dann den Topfhelm, gefolgt vom Kübelhelm und schließlich ab dem 15. Jahrhundert den Stechhelm (schwerer Turnierhelm), der bis ins 16. Jahrhundert getragen wurde. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts kam auch der offene Spangenhelm auf, der als Wappenhelm Ende des 15. Jahrhunderts neben dem Stechhelm in Mode kam. Bald dominierte der Spangenhelm als Wappenhelm, sowohl bei Adelswappen als auch bei bürgerlichen Wappen.

In Wappenbüchern selbst wurden immer öfter nur noch der Spangenhelm dargestellt, obwohl dies bei manchen Geschlechtern von altem Adel falsch war, da diese bis Ende das 18. Jahrhunderts den Stechhelm (Turnierhelm) als Wappenhelm bevorzugten. Ein gutes Beispiel hierfür befindet sich in der Reichersberger Stiftskirche in Oberösterreich. Am Epitaph des Franz Joseph Adolph Reichsgraf von Aham zu Neuhaus und Geinberg († 1756) sind zwei Stechhelme als Wappenhelme abgebildet. Die Hagenauer bevorzugten ebenfalls den Stechhelm (bis ins 18. Jahrhundert), ebenso wie andere Adelsfamilien die ihr Wappen auf das 12. Jahrhundert zurückführen konnten. In der Bestätigung des Familienwappens mit Wappenmehrung vom 14. September 1671 durch den kaiserlichen Hofpfalzgraf Ferdinand Wilhelm Metzger von Meggenburg (comes palatinus caesareus), hatten die drei Brüder Paulus, Georg und Johann Hagenauer de Hagenau weiterhin den alten Stechhelm bevorzugt. 15 Jahre später, am 24. August 1686, als Georg Hagenauer vom kaiserlichen Hofpfalzgraf für sich und seinen ehelichen Erben das gebesserte "Adelswappen und Kleinoth" (Turnierfähigkeit) verliehen bekam, hatte er sich erneut für den Stechhelm mit Türkenbund als Wappenhelm entschieden. Man findet allerdings bald danach auch Darstellungen des Hagenauerwappens mit Bügelhelm, statt mit dem Stechhelm. Der modischere Bügelhelm, der als Wappenhelm im 16. und 17. Jahrhundert bei vielen Bürgerfamilien und bei in den Adelsstand aufgestiegenen Familien verwendet wurde, sollte sich zunehmend zum Adelsattribut entwickeln. In späteren Nobilitierungen (Briefadel) waren die Vorgaben der Hof- und Reichskanzlei bzw. von Heroldsämtern für die nun ausschließliche Verwendung des offenen Spangenhelms bei Adelswappen ausschlaggebend. So dominierte ab dem 19. Jahrhundert unter den Heraldikern zunehmend auch die falschen Ansicht, dass der offenen Bügelhelm und die Helmkrone stets das Attribut des Adelswappens gewesen wäre, der geschlossene Turnierhelm das Attribut des bürgerlichen Wappens.

Dass der offene Helm ursprünglich kein Indiz für ein Adelswappen war, gilt mittlerweile unter Heraldikern, Historikern und in Heraldisch-Genealogische Gesellschaften als erwiesen. Ebenso waren die Helmkrone sowie das Kleinoth, die anfänglich als Zeichen der Turnierfähigkeit separat verliehen worden waren, kein Indiz für ein adeliges Wappen. Die Helmkrone (Laubkrone) sollte man auch nicht mit der Rangkrone, wie dies manchmal in der Literatur vorkommt, verwechseln. Spätestens seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurden von einigen Hofpfalzgrafen alle Wappenbriefe für Bürgerliche mit diesem "Adelsattribut" (offener Helm und Helmkrone) ausgestellt. Genauso war der geschlossene Helm oder die Wulst ursprünglich kein Indiz für ein Bürgerwappen. Es haben sich viele Wappendarstellungen von Familien aus altem Adel erhalten, die den Stechhelm mit Bund zeigen. Um Beispiele für die eine oder die andere Richtung zu finden, braucht man nur alte Wappendarstellungen auf Epitaphien zu untersuchen. Auch erhaltene Adelsbriefe oder Wappenbriefe vor dem 18. Jahrhundert zeigen dies, ebenso wie das Scheiblersche Wappenbuch, das Zürcher Wappenbuch oder die Hyghalmen Rolle. Dort findet man Adelswappen mit geschlossenem Helm und/oder Helmwulst, bzw. Bürgerwappen mit offenem Helm und Helmkrone. Im alten Siebmacher (1605-1806) wurden vorerst alle Wappen mit Bügelhelm abgebildet, auch die Bürgerlichen. Richtig war allerdings, dass ab dem 18. Jahrhundert bürgerliche Wappen in der Regel den älteren Stechhelm, adlige Wappen dagegen häufig den Bügelhelm zeigten. Ab Ende des 17. Jahrhunderts (wahrscheinlich auch durch die Publikationen von Wappenbüchern) wurde der offene Spangenhelm zum Attribut des Adelswappens. In einer Adelsbestätigung für eine niederländische Familie durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg von 1670 war bereits von einem "offenen adeligen Turnierhelm" die Rede. Kaiserin Maria Theresia (Anm.: obwohl selbst nie zur Kaiserin gekrönt, wurde sie nach der Wahl und Krönung ihres Gemahls Franz I. Stephan 1745 fortan als Kaiserin tituliert) erließ eine Verordnung für neu in den Adelsstand erhobene Personen in denen auch die Wappen-Helme behandelt wurden. Die Hagenauer hatten lange Zeit den älteren Stechhelm mit Helmwulst im Vollwappen bevorzugt, Bügelhelme und Helmkronen findet man in ihren Wappen zunehmend erst ab Ende des 17. Jahrhunderts.

Historische Fakten und unbeantwortete Fragen

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Erschließung von Quellenmaterial (gezielte Auffindung von historischen Quellen und deren Zugänglichkeit) immer leichter. Durch die wachsende Anzahl von neu entdeckten Quellen, wie Urkunden, Siegeln, Epitaphien, Gruften, Analen, Briefen, Tagebuchaufzeichnungen, Biographien, Kirchenbucheintragungen und alten genealogischen Tafeln, konnten viele historische Sachverhalte bezüglich der Hagenauer rekonstruiert werden. Auf Grund der daraus gewonnenen Erkenntnisse über die Herkunft, die Genealogie und das Wappen der Hagenauer, konnten Historiker (wie Koch-Sternfeld, Grassinger, Fellner, Hauthaler, Martin, Hauser etc.) die meisten der bereits seit dem 16. Jahrhundert publizierten und oftmals unhinterfragt wiedergegebenen Vermutungen und Irrtümer richtig stellen.

Zusammenfassend ergaben sich folgende historische Fakten: Das Stammwappen der Hagenauer ist ein "Dreiberg" mit "Hagenbaum". Der Dreiberg wurde in älteren Wappenbüchern manchmal auch als Berg oder Hügel blasoniert, der Hagenbaum auch als Hagenstrauch oder Ast. Bei alten Wappen war ein als "Berg" blasonierte Figur fast immer als Dreiberg dargestellt. In persönlichen Siegeln des 13. bis 19. Jahrhunderts variierte die Darstellung des Hagenbaums (als Hagenbaum mit schrägem Ast, mit mehreren Ästen oder als Hagenstrauch) sowie des Dreibergs (als geteiltes Wappen, als Hügel oder als ein aus mehreren Hügeln zusammengesetzter Berg). Die älteste Wappendarstellung der Hagenauer hat sich am Epitaph des Hochfreien Reimprecht von Hagenau (dem Mitstifter von Seitenstetten) aus dem Jahr 1137 erhalten. Das Epitaph hatte der Nachkomme Otto von Hagenau 1347 aus der Filialkirche seiner Vorfahren, St. Peter am Anger, ausbauen und zusammen mit einem Grabstein seiner Eltern in der Stiftskirche St. Pölten aufstellen lassen, später wurde es abermals in den Kreuzgang versetzt. Den Hagenstrauch auf einem Dreiberg findet man in den kommenden Jahrhunderten in vielen an Urkunden angehängten und erhaltenen Siegeln der Hagenauer. So finden wir zum Beispiel 1299 das Wappen im Siegel des Seifried von Hagenau, 1367 im Siegel des Abtes von Melk Seyfried von Hagenau, 1387 im Siegel des Vogtes Karel von Hagenau und 1439 in einer von dem Edlen Georg Hagenauer gesiegelten Urkunde. Eine ebenfalls erhaltene Wappen- und Adelsbestätigung aus dem Jahr 1686 in Salzburg enthielt eine Wappenmehrung des Dreibergs mit Hagenbaum, durch zwei seitliche goldene Felder mit auffliegenden schwarzen Adlern, die Helmdecken in den Farben Salzburgs (weiß-rot, schwarz-gold). Ferner befindet sich das gemehrte Wappen der Hagenauer an errichteten Familiengruften in Salzburg, 1682 Gruft des Georgs, 1792 Gruft des Johann Lorenz´s, sowie 1786 im Siegel des Abtes von St. Peter, Dominikus von Hagenauer. In Salzburg und Niederösterreich kann man noch heute an alten Epitaphien, Grüften, Kirchen und weltlichen Gebäuden die Wappen (Stammwappen sowie das gemehrte Wappen) der Hagenauer sehen. Aus diesen Wappendarstellungen geht hervor, dass die bayrische und daraus hervorgegangene Salzburger Linie den Flug (Adlerflügeln) als Helmzier führte, die ausgestorbenen alten österreichischen Linien hingegen Büffelhörner.

An Hand von Urkunden konnten Historiker auch folgende Gegebenheiten belegen: Die Herkunft deren von Hagenau war der gleichnamige Forst und Edelsitz Hagenau bei Schrobenhausen (nordwestlich von Freising), von dem sich ihr Namen ableitete. Von dort verzweigten sie sich in drei Linien, die Freisinger, die Braunauer und die Schrobenhaus´ner Linie. Ende des 14. Jahrhunderts begannen sich die Herren von Hagenau zunehmend, und seit dem 15. Jahrhundert nur mehr, Hagenauer zu nennen. Ende des 15. Jahrhunderts sind die beiden österreichischen Linien deren von Hagenau in keinen österreichischen Urkunden mehr (unter diesem Namen) zu finden und hiermit (wahrscheinlich) ausgestorben. Der bayerische Stamm bestand hingegen in Salzburg weiter und hatte sich in zwei heute noch bestehende Linien geteilt. Die ältere Linie wurde zur Wiener Linie der Barone von Hagenauer, die jüngere Linie (durch Arrogation) zur Triester Linie der Barone Locatelli-Hagenauer in Italien.

Ferner waren Mitglieder der Herren von Hagenau, im Gegensatz zu vielen anderen edelfreien Familien, nie in den Grafenstand aufgestiegen. Dazu schrieb der bayrische Historiker Günter Flohrschütz 1969: "Eine Besonderheit der Hagenauer ist es, dass sie sich bis tief in das 14. Jahrhundert hinein im freiem Stand erhalten haben, während rings herum um sie die edelfreien Geschlechter zu Dutzenden verschwanden. Den Grafenrang haben sie freilich nicht erreicht; dazu waren sie zu wenig vermögend". Die Hagenauer gehörten zur Klasse der "Freyen" (liberi), also dem Herren-Stande an, wie die Herren von Weilheim, die Herren von Stein oder die Herren von Biburg. Sie waren niemals "Grafen", wie man sie in manchen Publikation fälschlich bezeichnet hatte, oder man hatte sie gar mit den späteren Grafen Aham von Hagenau verwechselt. Einige Hagenauer trugen bis Anfang des 12. Jahrhunderts zwar die Bezeichnung "Comes", wie zum Beispiel Bischof Reginbert von Hagenau, der in einer Urkunde von 1138 als "Reginbertes Comes de Hagenow" genannt worden war. Die Bezeichnung "Comes" war damals jedoch kein Adelstitel, sondern ein nicht erblicher Amtstitel eines Lehensträgers, der sein Lehen unmittelbar vom König verliehen bekommen hatte. "Comes" kann also nicht mit dem später daraus entstandenen erblichen Grafentitel gleichgesetzt werden, der allerdings aus dem Titel "Comes" hervorgegangen war. Besonders deutlich wird dies in einer frühen Urkunde in der der Vater als comes bezeichnet wurde, hingegen aber nicht der Sohn: "Reginbert comes et filius eius Radolt anno 927. (Histor. Frising. und Cod.)." Ebenso war damals ein Burggraf eine reine Amtsbezeichnung und keine Adelstitel. Einige Hagenauer hatten ja das Amt von Burggrafen inne, ein aus dem älteren Amt des (Burg-)Vogtes hervorgegangenes Amt, durch das man zuweilen auch die Herrschaft über weitere Territorien inne haben konnte.

Ob die Besitzer des oberösterreichischen Lehens bei Braunau nach 1149 ebenfalls aus dem Geschlecht der Hochfreien von Hagenau stammten oder nur deren Burgmannen waren, ist eine bisher ungeklärte genealogische Frage. Der Historiker Joseph-Ernst von Koch-Sternfeld war jedenfalls der Ansicht, dass die Herren von Hagenau erneut das Lehen erhielten und hatte diesbezüglich geschrieben: "Um 1153 wurde dem Geschlechte der Stammsitz wieder zurückgegeben". An Hand von Urkunden ließ sich dieses Problem auf Grund fehlender Siegel bisher nicht klären. Da aber die oberösterreichische Linie nach 1239 (Söhne des Ludovicus de Hagenau tauchten danach in keinen Urkunden mehr auf) und die niederösterreichische nach 1446 ohnedies aussterben sollte, und die bayrische Linie auch keine Lehen oder Besitzungen übernommen hatte, war dies für die weitere Geschichte der Hagenauer irrelevant. Als möglichen Nachweis, ob die Besitzer des Braunauer Stammsitzes Hagenau nach 1149 auch aus dem Geschlecht der Freien von Hagenau stammten, könnte man das Hagenauer Stammwappen heranziehen. Bisher wurde dieses bei Ludowicus von Hagenau allerdings nicht gefunden, da bei allen von ihm gesiegelten Urkunden sein Siegel abgegangen ist und fehlt.

Bezüglich einer möglichen Verwechslung der Herren von Hagenau mit Mitgliedern aus namensgleichen Geschlechtern, ist auch das Kapitel "Hagenauer - namensgleiche Adelsgeschlechter und Familien" interessant.

Quelle

  • alle Quellenangaben siehe Hauptartikel Hagenauer