Elisabeth Macherhammer


Elisabeth Macherhammer (* 20. Juli 1903 in Ohmenheim, Schwaben, Deutschland, † 16. Juli 2015) war eine über 100Jährige in Salzburg lebende Frau.
Leben
Vorgestellt ist eine Beitragsreihe in den Salzburger Nachrichten. Das Salzburgwiki hat hier den Originaltext übernommen. Dieser kann wiederholende Teile zu obigem Lebenslauf enthalten, sollte aber im Sinne eines Zeitdokuments nicht korrigiert werden.
Ein Beitrag von Birgit Kaltenböck (Salzburger Woche):
Reges Treiben herrscht mittags im Fisch Krieg am Ferdinand-Hanusch-Platz. An einem der Tische sitzt Elisabeth Macherhammer, ihr gegenüber Sohn Günther. Beim Essen wird nicht gesprochen, auch nichts auf den Tellern zurückgelassen. Die Teller sind nun leer und die lebenslustige, zierliche Dame in geblümter Bluse widmet sich allem, was um sie herum passiert.
Nichts entgeht der Salzburgerin, obwohl ihr Augenlicht und das Hörvermögen nicht mehr die besten sind. Günther Macherhammer kümmert sich liebevoll um seine Mutter, "weil sie mir auch so viel gegeben hat". Tägliche Besuche, und zwanzig Mal am Tag telefonieren sie miteinander. "Sie will immer wissen, was los ist", sagt er. Und ein Mal in der Woche ist der gemeinsame Ausflug zum Fisch Krieg, ins "Café am Rainberg" und danach in seine Wohnung nach Maxglan zum gemeinsamen Kartenspiel ein lieb gewordenes Ritual, welches "ihr Kraft für die ganze Woche gibt".
Lisl wurde am 28. Juli 1911 im schwäbischen Ohmenheim, einem Dorf hundert Kilometer von Stuttgart entfernt, geboren. Mit drei Schwestern und einem Bruder lebte sie auf dem elterlichen Bauernhof. Lisl machte eine Einschulung zur Bürokraft und "sie schreibt heute noch Steno". In den 1930er-Jahren lernte sie ihren späteren Mann Franz Macherhamrner aus Anthering kennen und lieben. Er war bei der Polizei tätig und wurde nach Stuttgart versetzt. Im Zweiten Weltkrieg geriet er in tschechoslowakische Gefangenschaft. Seine Frau ist kurzerhand nach Wien gefahren, zum höchsten Beamten, hat um Besuch im Lager angesucht und konnte es durchsetzen, ihren Geliebten zu sehen. Zu dieser Zeit war sie mit Sohn Günther schwanger, der im November 1944 auf die Welt kam.
Ein Treffen nach langen Jahren hat nach dem Krieg im Purtschellerhaus im Göllstock stattgefunden. Das Besondere an dieser Hütte auf 1 692 Metern ist, dass durch sie die Staatsgrenze zwischen dem Salzburger Land und Bayern verläuft. Vor allem zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte dies eine große Bedeutung, da die Alliierten keinen Grenzverkehr zwischen Österreich und Deutschland gestatteten. Getrennte, wie Lisl und Franz, konnten sich hier legal treffen. Lisl nahm den Zug von Stuttgart nach Berchtesgaden, Franz startete von Kuchl aus zur Hütte. ,"Wie sie in Sandalen die Bergtour schaffte, ist mir schleierhaft" sagt Günther.
Danach haben sie sich nicht mehr losgelassen. Ab 1947 lebten die beiden in Anthering. Wohlgefühlt hat sie sich hier nie. "Die hatten eine andere Aussprache. Wennst doppelt fragen musst, das macht dich ganz fertig", sagt die 103-Jährige. Und wenn sie sonntags - wie in ihrer Heimat üblich – einen Hut trug, wurde sie ausgelacht.
Lisl arbeitete als Bürokraft beim Land- und Forstarbeiterbund, ihr Mann, der vor 30 Jahren gestorben ist, war Holzbildhauer. Im Jahr 1956 zog die Familie in die Friesachstraße in Salzburg-Lehen. "Mir war's lieber in der Stadt, hunderttausend Mal." Die Zweizimmerwohnung im zweiten Stock des Gebäudes ohne Lift war bis Juni 2014 ihre Heimat, wo sie allein - jedoch bestens betreut von Sohn und Schwiegertochter - lebte. Beim Treppensteigen wurde ihr am 14. Juni schwindelig. Sie stürzte so unglücklich, dass sie sich die rechte Schulter brach. Deshalb ist sie seither im Haus des Roten Kreuzes in Morzg untergebracht. Das tut ihrer guten Laune jedoch keinen Abbruch.
Im Café am Rainberg steht Lisl Macherhammer an der Vitrine, sie entscheidet sich für den saftigen Zwetschkenfleck und einen Verlängerten. "Ist der Hund heute wieder beim Frisör", fragt sie Kaffeehausbetreiber Wolfgang Schröckmayr. Nein, da ist er schon: Shih Tzu "Max Emanuel". Lustig findet sie diesen Namen und lacht herzhaft. "Der Kuchen ist säuerlich, das ist der krönende Abschluss." Schluss ist heute jedoch noch lange nicht, "im blauen Auto" des Sohnes geht es weiter in dessen Wohnung. Drei, vier Stunden "Benoggln" steht nun auf dem Programm. "Wenn ich gewinne, muss er halt zahlen, da bleibt nichts anderes", sagt "Oma", wie Günther seine Mutter liebevoll nennt.
Ihr Wunsch für den Lebensabend lautet: "Dass ich gesund bleibe und noch leben darf und dass mein Sohn über alle Hürden kommt, weil er so brav ist."
Quellen
- Salzburger Woche, Ausgabe Flachgauer Nachrichten, 21. August 2014
- SN Trauerportal, abgefragt am 27. April 2021