Benutzer:Archiv/Predigtstuhlbahn

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Predigtstuhlbahn in Bad Reichenhall, Talstation
Predigtstuhlbahn
Blick zum Predigtstuhlgipfel
Predigtstuhlbahn mit Saalach
Predigtstuhlbahn Logo
Predigtstuhlbahn, Talstation
Predigtstuhlbahn, abfahrende Gondel
Predigtstuhlbahn Bergstation und Gipfelrestaurant

Die Predigtstuhlbahn befindet sich in Bad Reichenhall im Rupertiwinkel in Bayern und führt auf den 1613 m ü. A. hohen Predigtstuhl, dem Hausberg von Bad Reichenhall.

Geschichte

Sie ist eine der ältesten noch im Originalzustand befindlichen Seilbahnen der Welt. Die Gondeln kamen am 30. Mai 1928 am Bahnhof Reichenhall an, von wo sie mit Pferdefuhrwerken zur Talstation gebracht wurden. Am 1. Juli 1928 ging dann die Seilbahn in Betrieb. Sie wurde in 15 Monaten Bauzeit errichtet.

Obwohl die Technik laufend dem neuesten Stand angepasst wurde, befinden sich noch heute Originalteile im gesamten mechanischen Bereich der Anlage. Der Zahnkranz muss von einem Maschinisten alle 30 Fahrten noch händisch geschmiert werden. Zweimal im Jahr wird die Anlage vom TÜV überprüft

Seit 2006 steht sie unter Denkmalschutz.

Die Betreibergesellschaft der Bad Reichenhaller Predigtstuhlbahn musste laut Mitteilung des Landgerichts Traunstein am 20. Februar 2009 Insolvenz angemelden. Der Betrieb konnte jedoch weitergeführt werden. Anfang 2013 wurde die Bahn an Marga Posch und Josef Posch aus Schneizlreuth sowie den Freilassinger Bauindustriellen Max Aicher verkauft.

Als Kurort erlebte Bad Reichenhall in der Zeit um 1900 seine höchste Blüte. Vornehmlich der Adel und die Oberschicht der osteuropäischen Monarchien prägten in der Sommersaison die mondäne Atmosphäre der Stadt. Das Ausbleiben dieser Gäste seit dem Ersten Weltkrieg brachte immense wirtschaftliche Probleme. Man suchte daher nach Alternativen für den rückgängigen Sommertourismus. Da der Wintersport voll im Trend lag, dachten der Hotelier Alois Seethaler sowie der Kurvereinssekretär und Skiclubobmann Josef Niedermeier an die Errichtung einer Seilbahn zur Erschließung von Wintersportgebieten. Sie fanden in dem Bankdirektor Otto Ruby einen Mitstreiter, der die Finanzierung sicherstellte. Dieses Trio setzte schließlich bei Stadt und Staat den Bau der Predigtstuhlbahn durch.

Im Frühjahr 1927 begann die Münchner "Hochtief AG", die schon die Kreuzeckbahn bei Garmisch-Partenkirchen gebaut hatte, mit der Errichtung der Predigtstuhlbahn. Aufgrund des Einsatzes von etwa hundert Arbeitern, die zum Teil rund um die Uhr im gefährlich steilen Gelände beschäftigt waren, konnten bereits Anfang 1928 die technischen Teile der Bahn unter der Leitung der Kreuzeckbahn AG Garmisch-Partenkirchen den Betrieb aufnehmen. Die Gondeln waren erstmals nicht in rechteckiger Waggonform, sondern in der zwölfeckigen "Pavillonform" gehalten. Da die modernen Materialien Aluminium und Plexiglas halfen das Gewicht zu verringern, war die Personenkapazität größer, als bei allen bisher bekannten Seilbahnen. Der Architekt Wilhelm Kahr gestaltete die Gebäude der Bahn im Stil der "Neuen Sachlichkeit" und versah sie mit modernster Ausstattung. Nach nur 1½-jähriger Bauzeit eröffnete schließlich das Berghotel am 1. Juli 1928.

Der Predigtstuhl entwickelte sich zum Wintersportzentrum für gutbetuchte Gäste. In diesen Jahren gab es einen regelrechten Ansturm auf die Bergbahn, zumal die Fahrtzeiten mit denen der Deutschen Reichsbahn, die zugleich Aufsichtsbehörde aller deutschen Seilbahnen war, abgestimmt waren. Man konnte also vom nahegelegenen Kirchberger Bahnhof in kürzester Zeit auf den Berg gelangen. Der Traum vom "deutschen Davos" hatte sich zumindest in Ansätzen erfüllt. Ab 1932 wurde der Gipfel des Predigtstuhls auch als Segelfluggelände genutzt. Dabei wurden die zerlegten Segelflugzeuge mit den Gondeln der Bahn auf den Berg gebracht. Die Landung erfolgte auf dem Reichenhaller Flugplatz. Das internationale, zahlungskräftige Publikum wurde in der Nazi-Zeit durch den "Kraft durch Freude"- Massentourismus abgelöst. Die sogenannte "KdF-Schwemme" verlangte bauliche Erweiterungen des Berghotels. So wurde 1935 sogar eine Postagentur mit eigenem Poststempel eröffnet. Der Krieg brachte im Mai 1943 die Umwandlung des Hotels in ein Reservelazarett. Amerikanische Streitkräfte beschlagnahmten die Anlage und nutzten sie als "Recreation Center". Ab 1949 durfte die Bahn wieder von jedermann benutzt werden. Das Hotel öffnete sich jedoch erst 1953 für den Fremdenverkehr. In den Fünfziger Jahren fanden mehrere große Skisportwettkämpfe statt. Ab 1960 wären sehr kostenintensive Baumaßnahmen nötig gewesen, um weiterhin für Großveranstaltungen in Frage zu kommen. Da man auf diese verzichtete, hatte der Predigtstuhl als Dorado der Wintersportler ausgedient.

Heute wird die Bahn gerne von Gleitschirmfliegern und Bergwanderern, die die grandiose Aussicht genießen wollen, genutzt. Die Predigtstuhlbahn erlebte in ihrer Geschichte lediglich einen kleinen Betriebsunfall, bei dem keine Personen- oder Sachschäden zu beklagen waren. Nach Expertenmeinung ist ein sicherer Betrieb mit den Original-Tragseilen noch bis etwa 2030 gewährleistet.

Alle wesentlichen Teile der technischen Ausstattung befinden sich im Zustand der Erbauungszeit. Die Predigtstuhlbahn ist damit die älteste original erhaltene Großkabinenseilbahn Europas und außerdem die älteste ganzjährig verkehrende Personenseilbahn der Welt. Der Verein für Heimatkunde Bad Reichenhall organisierte zum 75-jährigen Bestehen der Bahn eine viel beachtete Ausstellung. Sie war vom 8. Juli bis 6. September 2003 im "Alten Feuerhaus" in Bad Reichenhall zu sehen. In der Bergstation der Predigtstuhlbahn ist ein sehenswertes kleines Seilbahn-Museum zu besichtigen.

Technische Daten

Die Fahrzeit beträgt 8,5 min, dabei werden 1 100 Höhemeter auf einer Seillänge von 2 400 mit einer Geschwindigkeit von 18 km/h zurück gelegt, An der tiefsten Stelle trennen 180 m die Gondel vom Boden. Eine Gondel hat für maximal 25 Fahrgäste Platz, durch einen 30minütigen Transportintervall kann die Bahn bis zu 870 Personen täglich befördern.

Bildergalerie

Weblink

Quellen