Viktor Kaplan
Viktor Kaplan (* 27. November 1876 in Mürzzuschlag, Steiermark; † 23. August 1934 in Unterach am Attersee, Oberösterreich) war Techniker. Kaplan ging in die Technikgeschichte als Erfinder der schnellen Wasserturbine, der nach ihm benannten "Kaplanturbine" ein.
Leben
Die Eltern waren Karl Viktor Kaplan (* 1849 in Wiener Neustadt, Niederösterreich, † 1921), Beamter der Südbahngesellschaft und Johanna, geborene Wust (* 1843 in Pettau, heute Ptuj, Slowenien, † 1898). Viktor hatte zwei Geschwister: Karl (* 1871 in Agram) und Anna Luise (* 1873 in Lekenik), jedoch früh gestorben.
Der Bildungsweg von Viktor Kaplan:
1882 - 1887 Volksschule in Neuberg an der Mürz
1887 - 1888 Volksschule in Hetzendorf, damals noch nicht zu Wien gehörig
1888 - 1895 Realschule in Wien IV. Waltergasse 7, die damals sieben Jahre dauerte
1895 - 1900 Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule in Wien
1901 - 1902 Einjährig-Freiwilliger bei der k.u.k. Kriegsmarine in Pola, heute Pula, Kroatien
1902 - 1903 Konstrukteur bei der Maschinenfabrik GANZ in Leobersdorf, Niederösterreich, Arbeit an Dieselmotoren.
1903 reichte er seine Arbeit über einen neuen Einspritzmotor als Dissertation an der TH Wien ein, wurde aber von der TH zurückgestellt, mit der Aufforderung, die theoretischen Erkenntnisse durch Versuche zu belegen. Dazu kam es jedoch nicht mehr.
1903 - 1931: Tätigkeit an der k.u.k. deutschen Franz Josef Technischen Hochschule in Brünn, heute Slowakei, ab 1919 „Deutsche Technische Hochschule“, kurz DTH, genannt, 1909 Heirat, 1912 Ao. Professor, 1918 O. Prof.für Wasserkraftmaschinen.Zivilingenieur für Maschinenbau.
1905 - 1907 Veröffentlichungen: Über mögliche Verwendung hochkomprimierter Gase im Betrieb von Wärmemotoren. Arbeit über die neue Berechnungsmethode und Konstruktion von Francisturbinen- schaufeln. Arbeit über die Bestimmung rationeller Schaufelformen bei Schnell-Läufern; Arbeit über die Gestaltung der Laufradbegrenzung von Schnell-Läufern. Weiters noch zwei Veröffentlichungen auf dem Gebiete der Turbinentheorie: "Über die praktische Verwendbarkeit der Lorenzschen Turbinentheorie und Vorschläge zur Klarstellung der Wasserbewegung in Kreiselrädern" und "Nachweis der Richtigkeit der derzeit gebräuchlichen Turbinentheorien auf Grund von Bremsproben an ausgeführten Turbinenanlagen".
1908 Buch: „Bau rationeller Francisturbinen-Laufräder“. Einreichung dieser Arbeit als Dissertation an der TH in Wien
1909 Promotion an der TH in Wien zum Dr.techn.; Habilitation an der TH in Brünn. Stellung eines Adjunkten. Heirat mit Margarete Strasser, Tochter eines wohlhabenden Wiener Tuchhändlers.
Kinder: Margarete, (* 1910 in Wien), Gertrude (* 1913 in Brünn),insgesamt 13 Enkelkinder.
1909 - 1911 Maschinenbaueleve bei der Seewehr im Rahmen der k.u.k. Kriegsmarine (Reserve, kein Dienst in der Linie, d.h. kein Präsenzdienst).
1909 - 1912 Einrichtung eines Turbinenlabors an der TH Brünn und zahlreiche Versuche bis zur Erfindung der Turbine mit verdrehbaren Laufschaufeln
1912 Angeblich eine Berufung an die TH Aachen abgelehnt. Ernennung zum ao. Professor
1912 Grundlegende Patente für seine Turbine.
1914 Einberufung zum Militär, jedoch wieder zurückgezogen, 1917 vom Landsturmdienst befreit
1918 Ernennung zum o. Professor
1914 - 1925: Zahlreiche Patentstreitigkeiten, Kaplan behielt die Oberhand. Endgültiger Schlussstrich zu Gunsten Kaplans durch das Reichsgericht Leipzig 1925, Kaplan machte insgesamt 38 Erfindungen, die zu rund 270 Patentanmeldungen in ca. 25 verschiedenen Staaten führten. 1922 schwere Erkrankung, die ihn jahrelang an ernstlicher Arbeit hinderte.
1919: Erste Kaplanturbine der Welt in Velm (NÖ) installiert
Kaplan optierte mit den anderen Professoren der DTH Brünn für die Tschechoslowakei; damit sichern sie den Bestand der DTH. Ab 1923 größere und große Turbinen in Österreich (Kraftwerk Siebenbrunn,an der Traun,OÖ), Schweden, Deutschland, Russland, Irland. Die Kaplanturbine trat ihren „Siegeszug“ um die Welt an.
1926 Ehrendoktor der Technischen Hochschule Prag
1927 Berufung an die Technische Hochschule Wien, jedoch nicht realisiert (Gesundheitsprobleme, Intrigen?)
1930 Ehrenbürger der Gemeinde Unterach. Bürgermeisterstelle abgelehnt
1931 Beurlaubung von der DTH bis zur erhofften Genesung. Rückzug auf den 1920 erworbenen Landsitz Rochuspoint in Unterach am Attersee, direkt an der Grenze zur Ortschaft Au gelegen.
1934 Ehrendoktor der DTH Brünn.
23. August 1934 unerwartet an einem Schlaganfall auf Rochuspoint gestorben; in Unterach beerdigt und ein Jahr später in die Grabstätte auf Rochuspoint umgebettet.
Salzburgbezug
Viktor Kaplan wurde durch seine Erfindungen sehr wohlhabend. Durch großes kaufmännisches Geschick gelang es ihm, nachteilige Auswirkungen der Inflation für ihn weitgehend zu verhindern. Lizenzzahlungen vereinbarte er grundsätzlich in Wert gesicherten ausländischen Währungen. So war es ihm möglich, nicht nur den ansehnlichen Landsitz Rochuspoint in Unterach zu erwerben, sondern auch Häuser in Wien und in Salzburg (Ignaz-Harrer-Straße). Durch die weltweiten Erfolge seiner Turbinen angeregt, fasste er auch einmal den Plan, in Hallein eine Turbinenfabrik zu gründen.Aus dem Vorhaben wurde jedoch leider nichts.
Quelle
- Gschwandtner, Martin: AURUM EX AQUIS. Viktor Kaplan und die Entwicklung zur schnellen Wasserturbine. Phil.Diss. Salzburg 2006. Zwei Bände, zus.650 Seiten.