Historische Ansichtskarte "Hotel und Restaurant Mirabell" (das vom Stadttheater noch durch die Hannibalgasse getrennt wird)
Das Gebäude des Hotel Mirabell, in dem James Joyce 1928 logiert hat, als nunmehrige Spielstätte des Salzburger Marionettentheaters

James Joyce (* 2. Februar 1882 in Dublin, Irland; †13. Jänner 1941 in Zürich, Schweiz) war ein irischer Schriftsteller und Autor der Jahrhundertromane Ulysses und Finnegans Wake.

James Joyces Verbindungen mit Salzburg

James Joyces Leben und Werk ist doppelt mit der Stadt Salzburg verbunden: Seine 1912 verfasste Schmähschrift „Gas from a Burner“ trägt den literarhistorischen Vermerk „Written in the train between Flushing and Salzburg“.

1928 verbringt er mit seiner Lebensgefährtin Nora Barnacle die gesamte Festspielzeit in Salzburg, weil die gemeinsame 21 Jahre alte Tochter, Lucia, an der „Elizabeth Duncan-Schule“ Tanzunterricht nimmt.

Joyce und Nora Barnacle wohnen im Hotel Mirabell, dessen Gebäude 1929 an das Mozarteum verkauft wird und heute unter anderem das Salzburger Marionettentheater beherbergt.

Während des fünf Wochen dauernden Salzburg-Aufenthaltes trifft Joyce unter anderem seinen frisch vermählten Bruder Stanislaus Joyce, den Salzburger Künstler Adolph Johannes Fischer, den "Ulysses"-Kommentator Stuart Gilbert, den britischen Schriftsteller und Dramatiker John Drinkwater und dessen Frau Daisy Kennedy, die Ende Juli 1928 im "Mozarthaus" ein Violinkonzert gibt, den amerikanischen Millionär und Max Reinhardt-Mäzen Otto Hermann Kahn sowie den Schriftsteller Stefan Zweig.

Ungefähr ab 10. August leidet Joyce an mehreren akuten Augenentzündungen, weshalb er den Salzburger Augenarzt Dr. Anton Toldt (Getreidegasse 4) aufsucht, in dessen Haus sich die "Biber Apotheke" befindet.

Künstlerische Folgen des Aufenthaltes

Ein zeitgenössisches Zeugnis von James Joyces Salzburg-Aufenthalt ist Adolph Johannes Fischers Porträt "James Joyce in Salzburg", das am 25. August 1928 im „Salzburger Volksblatt“ erschienen ist und James Joyce so gefreut hat, dass er "Prof. Fischer" eigens die aktuelle Ausgabe der Avantgarde-Zeitschrift "Transition" mit dem jüngsten Kapitel seines "Work in Progress" ("Finnegans Wake") zusenden ließ.

Ein weiteres Ergebnisse dieser Begegnung ist eine Lithographie, die Adolph Johannes Fischer von James Joyce angefertigt hat und die sich heute im Salzburg Museum befindet sowie Fotografien, die Adolph Johannes Fischer im bayerischen Raitenhaslach von Salzach-Schwemmholz angefertigt hat und die Joyce unter dem Titel "Fluviana" mit dem Urhebervermerk "Photo Fischer Salzburg" 1929 in der Avantgarde-Zeitschrift "Transition" veröffentlicht hat (Auch Fischers Ziehsohn Fritz Willy Fischer hat eine Lithographie von Joyce angefertigt, deren Verbleib bislang allerdings ungeklärt ist).

Kein Geringerer als der Schriftsteller und Übersetzer Arno Schmidt hat 1960 in seinem Literatur-Essay Das Geheimnis von Finnegans Wake behauptet, der Schlussteil von Finnegans Wake spiele in Salzburg. Aber obwohl Schmidt beteuert, „dass 10% des Buches ein späteres Wiedersehen der Brüder in SALZBURG zum Thema hätten“, muss er die erforderlichen Nachweise schuldig bleiben, weil Salzburg in Finnegans Wake weder eine Haupt-, noch eine Nebenrolle einnimmt.

Die Bedeutung Salzburgs für Joyces Werk ist eher gering, aber wie der Salzburger Germanist Adolf Haslinger schon 1970 erkannt hat, biographisch interessant: „James Joyce und Salzburg [...], nüchternes Lob für die vielgerühmte Stadt, keine tiefe Spur, ein flüchtiger Urlaubsaufenthalt, und doch um den lokalen Bezug ein Netz biographischer Details.“

Fotografien von James Joyce in Salzburg

James Joyces Salzburg Aufenthalt wird auch durch fünf erhaltene Fotografien dokumentiert. Zwei stammen von John Drinkwater, zwei von Stuart Gilbert sowie eine von einem unbekannten Fotografen. Es ist anzunehmen, dass auch Adolf Johannes Fischer, der die "Fluviana" fotografiert hat, Joyce fotografisch festgehalten hat. Stefan Zweig, der viele Besucher seiner "Villa Europa" fotografiert hat, hat Joyces Besuch offenbar nicht fotografiert, zumindest ist noch keine entsprechende Fotografie aufgetaucht.

Im September 1928 wurde in der Zeitschrift "Die Bühne" eine Pressefotografie veröffentlicht, die einen "Blick in das vollbesetzte Festspielhaus in Salzburg" bietet und unter anderem eine Personengruppe zeigt, die mit relativ großer Wahrscheinlichkeit die Familie Joyce zeigt. Das Orginal dieser Aufnahme des Festspielfotografen Ellinger ist bislang verschollen, weshalb keine Detailvergrößerung der Fotografie möglich ist, die die Vermutung bestätigt bzw. wiederlegt.

James Joyces verbriefte Salzburger Stationen

Hauptbahnhof - Hotel Mirabell - Mozarthaus (Schwarzstraße 6-8) - Hotel Bristol - Getreidegasse 4 - Haydngasse 5 - Schloss Klessheim - Schloss Leopoldskron - Villa Europa.

Publikationen

Weblinks

Quellen

  • Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Österreich. Innsbruck (1928), Salzburg (1928) und Feldkirch (1915, 1932). In: Michael Ritter (Hrsg.): praesent 2006. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2004 bis Juni 2005. S.93-105. Wien: präsens 2005.
  • Joyce, James. In: Adolf Haslinger und Peter Mittermayr (Hg.) Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag Salzburg und Wien 1987. S.233.
  • Duncan-Schule. In: Adolf Haslinger und Peter Mittermayr (Hg.) Salzburger Kulturlexikon, Residenz Verlag Salzburg und Wien 1987. S.119.
  • Adolf Haslinger: James Joyce und Salzburg. In: Das Salzburger Jahr 1970/71. Eine Kulturchronik. S.34f. Salzburg: Residenz Verlag 1971.