Wallfahrtskapelle Maria Elend: Unterschied zwischen den Versionen
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Brauchbare kirchliche Gegenstände gab man an andere Kirchen weiter, so steht z. B. das Tabernakel jetzt in der Pfarrkirche von [[Taxenbach]], die Kanzel und die Orgel verbrachte man in die [[1784]] errichtete [[Kirche Bucheben]] in der Gemeinde [[Rauris]]. Diese Orgel übernahm [[1896]] der Tiroler Orgelbauer Franz Reinisch II. (* 1840, † 1921), ohne dafür eine Entschädigung bezahlt zu haben, wie der Pfarrer von Bucheben, Johann Ghedina, protestierend bemerkte, seither ist sie verschollen. Lediglich ein paar vergoldete Verzierungen dürften vom alten Gehäuse auf das neue übernommen worden sein. Die Kanzel aus der abgerissenen Wallfahrtskirche allerdings ist in Bucheben erhalten geblieben. Das alte Gnadenbild, eine gemalte Pietà aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich jetzt im Hochaltar der Embacher Pfarrkirche. Das heutige Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle ist eine Steingussstatue von Petrus Schmid ([[1768]]). Sie stand schon in der Ursprungskapelle und wurde beim Neubau der Gnadenkapelle [[1842]] in diese übersiedelt. Von den einstmals zahlreichen [[Votivtafel]]n haben sich nur mehr wenige erhalten. | Brauchbare kirchliche Gegenstände gab man an andere Kirchen weiter, so steht z. B. das Tabernakel jetzt in der Pfarrkirche von [[Taxenbach]], die Kanzel und die Orgel verbrachte man in die [[1784]] errichtete [[Kirche Bucheben]] in der Gemeinde [[Rauris]]. Diese Orgel übernahm [[1896]] der Tiroler Orgelbauer Franz Reinisch II. (* 1840, † 1921), ohne dafür eine Entschädigung bezahlt zu haben, wie der Pfarrer von Bucheben, Johann Ghedina, protestierend bemerkte, seither ist sie verschollen. Lediglich ein paar vergoldete Verzierungen dürften vom alten Gehäuse auf das neue übernommen worden sein. Die Kanzel aus der abgerissenen Wallfahrtskirche allerdings ist in Bucheben erhalten geblieben. Das alte Gnadenbild, eine gemalte Pietà aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich jetzt im Hochaltar der Embacher Pfarrkirche. Das heutige Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle ist eine Steingussstatue von Petrus Schmid ([[1768]]). Sie stand schon in der Ursprungskapelle und wurde beim Neubau der Gnadenkapelle [[1842]] in diese übersiedelt. Von den einstmals zahlreichen [[Votivtafel]]n haben sich nur mehr wenige erhalten. | ||
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Version vom 27. Oktober 2016, 05:43 Uhr
Die Wallfahrtskapelle Maria Elend in Embach, Gemeinde Lend im Pinzgau, steht an einer der ältesten Wallfahrtsstätten des Pinzgaus. Das Patrozinium wurde, passenderweise zur verehrten Pietà, am 15. September, am Gedenktag an die Sieben Schmerzen Mariens begangen,[1] in den letzten Jahren allerdings am 2. Juli,[2] Mariä Heimsuchung, der eigentlich am 31. Mai gefeiert werden sollte.[3]
Wallfahrtslegende
Elend, Ellend bedeutet einsame Gegend. Die erste Kapelle wurde aufgrund eines Gelöbnisses der Taxenbacherin Ursula Penninger um 1552 errichtet. Man erzählt sich, dass sich ihre zwölfjährige blinde und geistig behinderte Tochter verlaufen hätte. Nach drei Tagen fand man sie beim heutigen Augenbründl in Ellend sehend und geistig gesund. Da gelobte Ursula Penninger vom Ansitz Penninghof eine Kapelle errichten zu lassen und eine ewige Messstiftung.
Geschichte
Die neue Kapelle entwickelte sich bald zu einem Wallfahrtsort, sodass sie um 1707 zur Wallfahrtskirche ausgebaut wurde. Im 18. Jahrhundert kamen dann jährlich an die 30 000 Pilger zu derselben. In einem Mirakelbuch sind alle Wunder, die sich auf die Fürbitte Mariens ereignet haben, eingetragen.[4]
Die letzten Erweiterungsbauten nahm man Mitte des 18. Jahrhunderts vor, 1764 weihte Fürsterzbischof Sigismund die Kirche persönlich neu ein.[5] Hofbauverwalter Wolfgang Hagenauer untersuchte 1782 das Vicariats-Gotteshaus Embach und die Wallfahrtskirche Maria Elend, die abermals hätte erweitert werden sollen. Dabei stellte er gravierende Mängel am Bau fest: es floss Wasser durch den Bau, man hatte schon einen Ablauf-Kanal durch die Kirche gegraben, durch die Hanglage bedingt war Feuchtigkeit ins Mauerwerk eingedrungen und hatte die Steine mürbe gemacht etc.[6] Vermutlich waren die Baufälligkeit der Wallfahrtskirche und die zugleich vorgebrachten Sanierungspläne zur Embacher Kirche der willkommene Anlass für Fürsterzbischof Hieronymus, erstere abtragen zu lassen. Im Gegensatz dazu ließ er die Vikariatskirche von Embach sanieren und erweitern und erlaubte danach die Aufstellung des Gnadenbildes in derselben.[7]
Brauchbare kirchliche Gegenstände gab man an andere Kirchen weiter, so steht z. B. das Tabernakel jetzt in der Pfarrkirche von Taxenbach, die Kanzel und die Orgel verbrachte man in die 1784 errichtete Kirche Bucheben in der Gemeinde Rauris. Diese Orgel übernahm 1896 der Tiroler Orgelbauer Franz Reinisch II. (* 1840, † 1921), ohne dafür eine Entschädigung bezahlt zu haben, wie der Pfarrer von Bucheben, Johann Ghedina, protestierend bemerkte, seither ist sie verschollen. Lediglich ein paar vergoldete Verzierungen dürften vom alten Gehäuse auf das neue übernommen worden sein. Die Kanzel aus der abgerissenen Wallfahrtskirche allerdings ist in Bucheben erhalten geblieben. Das alte Gnadenbild, eine gemalte Pietà aus dem 18. Jahrhundert, befindet sich jetzt im Hochaltar der Embacher Pfarrkirche. Das heutige Gnadenbild in der Wallfahrtskapelle ist eine Steingussstatue von Petrus Schmid (1768). Sie stand schon in der Ursprungskapelle und wurde beim Neubau der Gnadenkapelle 1842 in diese übersiedelt. Von den einstmals zahlreichen Votivtafeln haben sich nur mehr wenige erhalten.
Neubau
In Teilen der Bevölkerung stieß der Abriss der Kirche auf Entsetzen; also Ersatz wurde daher am Ölberg, etwas weiter oben bzw. unterhalb der Kreuzigungsgruppe, eine kleine neue Kapelle errichtet, die jedoch kaum angenommen wurde.
Daher wurde 1842 am Standort der abgerissenen Wallfahrtskirche die noch heute existierende neue Wallfahrtskapelle mit 20 Sitzplätzen errichtet, in der das 1768 von Petrus Schmid angefertigte Gnadenbild der Mutter Maria, das zuvor in der Ursprungskapelle gestanden hatte, verehrt werden kann.[8] An den Seitenwänden wurden außerdem einige der erhalten gebliebenen Votivtafeln angebracht.
Ursprungskapelle
Die Ursprungskapelle befindet sich etwas unterhalb der Gnadenkapelle an dem Ort, wo das Mädchen nach der Überlieferung aufgefunden wurde. Sie stammt aus 1755.
Augenbründl
Neben der Ursprungskapelle befindet sich das Augenbründl, in dem sich die Pilger die Augen waschen und dem besondere Heilkraft nachgesagt wird[9]
Information
Anmeldung für eine Messfeier beim Pfarramt Embach, Telefon 0 65 43 - 72 18 oder Pfarramt Lend Telefon 0 64 16 - 72 42. Andachten können jederzeit auch ohne Anmeldung in der Kapelle gehalten werden. Die Kapelle ist immer offen und fasst etwa 30 Personen, davon 20 Sitzplätze.
Relikte der alten Kirche
Kanzel um 1764, seit 1784 in Bucheben
Fußnote
- ↑ Personalstand der Welt- und Ordens-Geistlichkeit der Erzdiözese Salzburg für das Jahr 1957 (Schematismus 1957), hg vom Erzbischöflichen Ordinariat Salzburg 1957, S. 273.
- ↑ [1] Angabe der Erzdiözese Salzburg, Pfarrverband Dienten – Embach – Lend unter Gottesdienstzeiten: (abgerufen am 6. Mai 2014).
- ↑ Unter Papst Pius V. war der Festtag am 2. Juli in den allgemeinen römischen Kalender aufgenommen worden. Da der 2. Juli nach dem Johannstag (24. Juni) liegt (genau einen Tag nach dem Oktavtag des Johannesfestes), zog die nachkonziliare Liturgiereform Mitte der 1960er Jahre das Fest auf den 31. Mai vor (bis dahin Termin des Fests Maria Königin), so dass es zugleich als Abschlussfest des traditionellen Marienmonats gefeiert werden kann.
- ↑ Vergleiche dazu: Mirakelbücher. Wunderberichte, aufgearbeitet u.a. von Adolf Hahnl, medizinisch gedeutet von Josef Thurner. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, Katalog der 11. Sonderschau des Dommuseums zu Salzburg, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 101–304. Betreffend Embach/Maria Elend S. 161–166.
- ↑ Johannes Neuhardt: Wallfahrten im Erzbistum Salzburg, München und Zürich 1982, S. 118.
- ↑ AES: Pfarrarchiv Embach, Karton Nr. 3, Bausachen, Kostenvoranschläge (Salzburg, 20. November 1782)
- ↑ AES: Kasten 9, Fach 93, Faszikel 10 (Teil1), betreffend Embach/Maria Elend (Salzburg, 30. Juli 1783).
- ↑ Neuhardt: Wallfahrten, S. 118.
- ↑ siehe auch Salzburger Quellen