Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg: Unterschied zwischen den Versionen

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[[1421]] setzte mit dem Verschwinden und einer wundersamen Wiederfindung einer Leonhardsfigur am Fuße des Schwarzenberges bei [[Tamsweg]] eine Wallfahrtsbewegung ein. Diese Figur war drei Mal aus der [[Pfarrkirche Tamsweg]] auf den Schwarzenberg  an deiselbe Stelle ''am Bühel'' ‚zurückgekehrt‘, wo sie ''auf einem Wacholderstrauch zwischen zwei Lärchen gefunden wurde, womit der „heilige Ort“ angezeigt'' war.<ref>Assmann, Dieter: ''Wallfahrten in der Erzdiözese Salzburg – ein volkskundlicher Überblick''. In: ''Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch'', hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 23.</ref> Sie führte Anfangs zum Bau der Kapelle. Die Einnahmen aus dem Zustrom an Wallfahrern ermöglichte später den Bau eines gotischen Bauwerks, das am [[20. September]] [[1433]] von [[Bischöfe von Chiemsee|Bischof Johann Ebser von Chiemsee]] geweiht wurde.
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[[1421]] setzte mit dem Verschwinden und einer wundersamen Wiederfindung einer Leonhardsfigur am Fuße des Schwarzenberges bei [[Tamsweg]] eine Wallfahrtsbewegung ein. Diese Figur war drei Mal aus der [[Pfarrkirche Tamsweg]] auf den Schwarzenberg  an dieselbe Stelle ''am Bühel'' ‚zurückgekehrt‘, wo sie ''auf einem Wacholderstrauch zwischen zwei Lärchen gefunden wurde, womit der „heilige Ort“ angezeigt'' war.<ref>Assmann, Dieter: ''Wallfahrten in der Erzdiözese Salzburg – ein volkskundlicher Überblick''. In: ''Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch'', hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 23.</ref> Sie führte Anfangs zum Bau der Kapelle. Die Einnahmen aus dem Zustrom an Wallfahrern ermöglichte später den Bau eines gotischen Bauwerks, das am [[20. September]] [[1433]] von [[Bischöfe von Chiemsee|Bischof Johann Ebser von Chiemsee]] geweiht wurde.
  
 
Aus Angst vor den beginnenden Türkeneinfällen in der zweiten Hälfte des [[15. Jahrhundert]]s erhielt die Kirche eine zudem eine Befestigungsmauer.  
 
Aus Angst vor den beginnenden Türkeneinfällen in der zweiten Hälfte des [[15. Jahrhundert]]s erhielt die Kirche eine zudem eine Befestigungsmauer.  

Version vom 23. Mai 2015, 22:38 Uhr

St. Leonhard, Ansicht von Marktplatz in Tamsweg aus
Karte
Wallfahrtskirche Sankt Leonhard, Mesnerhaus
Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Tamsweg, Blick von der Empore in das Kircheninnere

Die Wallfahrtskirche Sankt Leonhard bei Tamsweg im Lungau wurde ab 1430 von Baumeister Peter Harperger aus Salzburg erbaut und ist eine der wenigen rein gotischen Sakralbauten im Land Salzburg. Das Patroziniumsfest wird am 6. November, dem Leonharditag, begangen, an dem an den hl. Leonhard von Limoges erinnert wird und der Tamsweger Leonhardiritt stattfindet.
Die in mehreren Bauetappen 2007-2012 aufwändig renovierte Kirche wird von der Mesnerin Marianne Resch betreut.

Legende

1421 setzte mit dem Verschwinden und einer wundersamen Wiederfindung einer Leonhardsfigur am Fuße des Schwarzenberges bei Tamsweg eine Wallfahrtsbewegung ein. Diese Figur war drei Mal aus der Pfarrkirche Tamsweg auf den Schwarzenberg an dieselbe Stelle am Bühel ‚zurückgekehrt‘, wo sie auf einem Wacholderstrauch zwischen zwei Lärchen gefunden wurde, womit der „heilige Ort“ angezeigt war.[1] Sie führte Anfangs zum Bau der Kapelle. Die Einnahmen aus dem Zustrom an Wallfahrern ermöglichte später den Bau eines gotischen Bauwerks, das am 20. September 1433 von Bischof Johann Ebser von Chiemsee geweiht wurde.

Aus Angst vor den beginnenden Türkeneinfällen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt die Kirche eine zudem eine Befestigungsmauer.

Seit 1434 ist die Bruderschaft Corporis-Christi an der Wallfahrtskirche nachgewiesen, die 1989 eine Wiederbelebung erfuhr. Es entwickelte sich noch eine zweite Bruderschaft, die St.-Leonhards-Bruderschaft, der bis zum Ende des 15. Jahrhunderts knapp 4 800 Mitglieder angehörten.

Kirche

In 17 von 19 Fenstern sind gotische Glasmalereien zu sehen,[2] die aus verschiedenen Teilen Österreichs stammen. Das so genannte „Goldene Fenster“, ursprünglich mittig im Chorabschluss, seit 1912 seitlich im Chor eingebaut,[3] hatte um 1440 Erzbischof Johann II. von Reisberg gestiftet, in einer der Glasscheiben ist sein Porträt zu erkennen.[4] Im Lungau waren die Lehren Martin Luthers früh verbreitet gewesen, erste Hinweise datieren aus dem Jahre 1534. In späterer Folge übernahm daher 1633 der Kapuzinerorden die Seelsorge im Lungau, um die Bevölkerung dauerhaft zu rekatholisieren.[5] Die Kapuziner wollten offenbar einer wesentlichen Forderung des Trienter Konzils, nämlich die einer sinnfälligen Anbetung des Herrn im Sakrament, nachkommen. Dabei sollte die siegreiche Wahrheit einen solchen Triumph über Lüge und Häresie feiern, daß ihre Gegner, in dem Anblick eines so großen Glanzes und in eine so große Freude der gesamten Kirche versetzt, entweder entkräftet und gebrochen dahinschwinden oder von Scham erfüllt und verwirrt irgendwann einmal wieder zur Einsicht kommen.[6] Vermutlich in diesem Sinne kam es in der Folgezeit zu einer Umgestaltung des Inneren der Kirche, und damit einhergehend auch zu einer Änderung in der musikalischen Praxis in St. Leonhard: 1676 sorgten die dafür zuständigen Mitglieder des Kapuzinerordens dafür, dass die Orgel auf die Westempore übertragen wurde. Sie verlor dadurch ihren hervorgehobenen Standplatz am Triumphbogen, wo heute der nördliche Seitenaltar steht.[7] Schon 1659 hatte der Tischler und Mesner Ulrich Seitlinger, der 1626 an der Vergrößerung der Orgel mitgewirkt hatte,[8] mit der Errichtung eines neuen Hochaltares gegonnen,[9] dessen Entwurf von dem Salzburger Bildhauer Jakob Gerold stammt. Im Weiteren wurden 1676 am sogenannten Triumphbogen zwei Altäre aufgestellt,[10] deren Entwürfe von Georg Haim stammen und die von Jakob Seitlinger getischlert wurden.[11]

Orgel

Die Orgel wurde 1838 von Johann Dummel aufgestellt. 1840 ließ der Pfleger von Tamsweg, Karl von Kürsinger, die Orgel von zweÿ Schullehrern, nämlich Jakob Elmauthaler von St. Michael und Franz Wimmer aus Zederhaus, aufs genauste untersuchen.[12] In ihrer Beurteilung des Instruments vom 6. Dezember 1840, die ungünstig ausfiel, gaben sie die Disposition wie folgt wieder:[13]

Disposition

Manual: (56 Tasten C–g3)
Prinzipal 8'
Gampa 8'
Coppel 8'
Flöte 4'
Vocara 4'
Spitzflöte 4'
Quint 3'
Octav 2'
Mixtur IV 2'
Pedal: (18 Tasten C–f0)
Subbass 16'
Octav Bass 8'
Violon Bass 8'
Pedalkoppel

2005–2007 wurde sie von Orgelbau Walter Vonbank restauriert.[14]

Der hl. Leonhard

Er lebte im 6. Jahrhundert als Einsiedler in Noblat bei Limoges (Zentralfrankreich), wo er der Königin als Geburtshelfer beistand. Er kümmerte sich von Jugend an um die Betreuung von Menschen, die in Kerkern saßen. Daher zeigen ihn alle Abbildungen mit einer Kette in der Hand.

Schutzpatron

Er ist der Schutzpatron der Bauern, Stallknechte, Ställe, des Viehs und der Pferde sowie für alle Bauernanliegen, der Schlosser, Schmiede, Fuhrleute, Lastenträger, Böttcher, Obsthändler und Bergleute, der Wöchnerinnen und für eine gute Geburt, der Gefangenen, gegen Kopfschmerzen und Geisteskrankheiten. Votive waren häufig geschmiedetes Eisen in Form von Ketten, da der hl. Leonhard als „Kettenlöser“, als Befreier aus Gefangenschaft verehrt wurde,[15] aber auch Wachs, Wolle, Flachs und andere Materialien.[16]

Leonhardsweg

Seit Ende Juni 2008 führt vom Salzburger Dom zur Wallfahrtskirche der Leonhardsweg.

Erreichbarkeit

Von der Umfahrungsstraße von Tamsweg zweigt in der Nähe des Bahnhofes eine kleine, schmale und steile Straße ab zur Wallfahrtskirche. Nicht geeignet für Busse. Zu Fuß geht man etwa 30 Minuten.

Bildergalerie

Quellen

Weblink

 Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur

  • Dehio Salzburg. Wien 1986.
  • Beitl, Klaus: Der Kult des hl. Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 – Tamsweg, hg. von Georg Neureiter, Tamsweg 1987 (2. Auflage), S. 69–73.
  • Dopsch, Heinz: Salzburg im 15. Jahrhundert. In: Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, hg. von Heinz Dopsch, Salzburg 1983 (2. verbesserte Auflage), Bd. I, 1. Teil.
  • Gugitz, Gustav: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Band 5, Wien 1958.
  • Hatheyer, Valentin: Das 500jährige Jubiläum der Kirche St. Leonhard ob Tamsweg. In: Festschrift 1433–1933. 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, 15.–16.–17. September, Tamsweg 1933, S. 2–41.
  • Hatheyer, Valentin: Die protestantische Bewegung im Lungau und das Kapuzinerkloster in Tamsweg. In: Jahresbericht des f.e. Gymnasiums am Collegium Borromäum, hg. vom f.e. Kollegium Borromäum, 53. Jg. (1902).
  • Kretzenbacher, Leopold: Die Verehrung des hl. Leonhard in Europa. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 – Tamsweg, hg. von Georg Neureiter, Tamsweg 1987 (2. Auflage), S. 45–68.
  • Österreichische Kunsttopographie 22: Die Denkmale des politischen Bezirkes Tamsweg in Salzburg (ÖKT 22), Wien 1929.
  • Rukschcio, Beate: Die Glasgemälde der St. Leonhardskirche ob Tamsweg/Lungau, Salzburg. In: Das Münster. 27, 1974, S. 411–413.
  • Schmeißner, Roman Matthias: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012.
  • Zaisberger, Friederike: Das Bruderschaftsbuch von St. Leonhard ob Tamsweg 1446–1482. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 75–80.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Assmann, Dieter: Wallfahrten in der Erzdiözese Salzburg – ein volkskundlicher Überblick. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 23.
  2. Beate Rukschcio: Die Glasgemälde der St. Leonhardskirche ob Tamsweg. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 - Tamsweg, hg. von Georg Neureiter, (2. Auflage Tamsweg 1987), S. 87.
  3. Restauration der Filialkirche St. Leonhard 1909–1913; AES: Kasten 9, Fach 56, Faszikel 12.
  4. Johannes Neuhardt: Wallfahrten im Erzbistum Salzburg, München und Zürich 1982, S. 113.
  5. Valentin Hatheyer: Festschrift 1433–1933. 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, Tamsweg 1933, S. 29.
  6. Konzil von Trient: Dekret über das Sakrament der Eucharistie. Zit. nach: Heinrich Denzinger: Kompendium der Glaubensbekenntnisse in kirchlichen Lehrentscheidungen, Nr. 1644, verbessert hg. von Peter Hünermann, 1991 (37. Auflage), S. 531. Zit. nach: Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Ihr Totendienst, Zuspruch und Stellenwert im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben am Beispiel Salzburg (1600–1950), Wien 1997, S. 82.
  7. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 344.
  8. Valentin Hatheyer: Festschrift 1433–1933. 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, Tamsweg 1933, S. 29.
  9. ebenda, S. 9.
  10. AES: Kasten 9, Fach 57, Faszikel 7 (Teil 2), betreffend Tamsweg/St. Leonhard (Moosham, 14. Jänner 1676).
  11. Valentin Hatheyer: Festschrift 1433–1933. 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, Tamsweg 1933, S. 10.
  12. SLA, Kreisamt, Karton 577, Faszikel 637/II, betreffend Tamsweg/St. Leonhard, Nr. 111. IV 3. XX. Zitiert nach: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 292f.
  13. Das Gebläse ist sehr schwer aufzuziehen; […] Das Manual geht sehr tief und stark, so daß fast unmöglich schnell eine Tonleiter ordentlich zu spielen ist. Was die Stimmung betrifft, so stimmen die Register weder einzeln noch zusammen rein, und die Orgel stimmt auch um einen viertel Ton tiefer als Grenzton. […] Die Orgel hat mit vollen Registern einen hauchenden, rauhen Ton u. der Zahl der Register gemäß, wenig Stärke. Die ganze Orgel ist sehr nachlässig ausgeputzt, während der Untersuchung mußte 2 Mal eine Leiter genommen werden, um aus den Ventillen die Scharten und Fasern zu räumen, wodurch das Fortpfeifen verursacht wurde. Auch das Pedal blieb bei der Untersuchung stecken […] In: Pfarrarchiv Tamsweg, St. Leonhard, Orgel. Zitiert nach: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 311f.
  14. Fotos und Disposition auf der Website von Walter Vonbank Orgelbau, abgerufen am 23. März 2014.
  15. Beitl, Klaus: Der Kult des hl. Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 - Tamsweg, hg. von Georg Neureiter (2. Auflage Tamsweg 1987), S. 72.
  16. Kretzenbacher, Leopold: Die Verehrung des hl. Leonhard in Europa In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 - Tamsweg, hg. von Georg Neureiter (2. Auflage Tamsweg 1987), S. 67.