Teich und Weiher: Unterschied zwischen den Versionen
K (Linkfix) |
K |
||
| Zeile 37: | Zeile 37: | ||
„''Weiher: Natürlich oder künstlich angelegtes perennierendes (ganzjähriges) Stillgewässer ohne lichtarme Tiefenzone, dessen Wasserstand nicht regulierbar ist (BMLFUW, Richtlinie Feuchtbiotope).''“ | „''Weiher: Natürlich oder künstlich angelegtes perennierendes (ganzjähriges) Stillgewässer ohne lichtarme Tiefenzone, dessen Wasserstand nicht regulierbar ist (BMLFUW, Richtlinie Feuchtbiotope).''“ | ||
| − | ==Österreichisches Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie == | + | ===Österreichisches Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie === |
„''Per Definition ist ein Weiher ein natürliches, stehendes Gewässer von geringer Tiefe, dessen Boden in seiner ganzen Ausdehnung auch von höheren Pflanzen besiedelt ist. Im Gegensatz zum Teich, der künstlich angelegt ist, ist das Wasser des Weihers nicht ablassbar. Pfützen und Tümpel wiederum sind natürlich entstandene, flache Kleingewässer, die in der Regel austrocknen. Sie entstehen meist in Senken, wo der Boden natürlicherweise wasserundurchlässig oder verdichtet ist.''“ | „''Per Definition ist ein Weiher ein natürliches, stehendes Gewässer von geringer Tiefe, dessen Boden in seiner ganzen Ausdehnung auch von höheren Pflanzen besiedelt ist. Im Gegensatz zum Teich, der künstlich angelegt ist, ist das Wasser des Weihers nicht ablassbar. Pfützen und Tümpel wiederum sind natürlich entstandene, flache Kleingewässer, die in der Regel austrocknen. Sie entstehen meist in Senken, wo der Boden natürlicherweise wasserundurchlässig oder verdichtet ist.''“ | ||
Version vom 27. Dezember 2020, 18:30 Uhr
Die Definition von „Weiher“ einerseits und von „Teich“ anderseits ist seit längerem in der Literatur nicht einheitlich. Daher ist es sinnvoll verschiedene Definitionen vorzustellen und zu diskutieren:
Herkunft der Namen
Weiher und Teich leiten sich beide von der Fischzucht ab. Der Begriff „Weiher“ ist vorrangig im süddeutsch-österreichischen Raum verbreitet und ist spachgeschichtlich nach Norden gewandert. Der Teich ist als Wort vor allem im Norden Deutschlands (im plattdeutschen Raum) beliebt und ist sprachgeschichtlich in den Süden gewandert.
„Weiher“ leitet sich dabei von mittelhd. „wiwaere“ und ahd „wiwari“ ab und lässt sich auf das römische Wort vivarium = Behälter für lebende Tiere (Fische) zurückführen.
„Teich“ lässt sich auf mhd „tich“ und mittelniederdeutsch dik = Fischzuchtgewässer und besitzt altgermanische Wurzeln. Der Begriff „Deich“ besitzt dabei übrigens die gleiche Wortwurzel.
Problemstellung
Bei vielen Weihern war noch vor etlichen Jahrzehnten ein natürlicher Ursprung angenommen worden, so etwa auch beim Leopoldskroner Weiher in der Stadt Salzburg (siehe Publikation Hübl, Heimatkunde Stadt Salzburg, 1965). Über das Land Salzburg hinaus hat sich in den letzten Jahrzehnten aber herausgestellt, dass vermeintlich natürlich entstandene Kleingewässer vor Jahrhunderten künstlich angelegt wurden. Im Land Salzburg sind jedenfalls keine natürlichen Weiher bekannt, die vielen alten Stillgewässer werden in der Regel aber trotzdem seit Jahrhunderten Weiher genannt. Die sehr alten Weiher, meist im aristokratischen Umfeld (aber auch im klösterlichen Umfeld) in grauer Vorzeit angelegt, vermitteln tatsächlich oft einen sehr naturnahen bzw. natürlichen Charakter. Natürliche kleine und flache Stillgewässer konnten sich seit dem Ende der Eiszeit wohl fast nur im Hochgebirge (Hochgebirgssee) und in vitalen Hochmooren (Moorsee) halten. Die Entstehung des Toteisloches ist ein äußerst seltener Sonderfall, und ebenso der Weiher als letzter Rest eines nacheiszeitlichen Sees, der in der Folge aber ohne ausreichende regelmäßige Pflege wohl auch nur kurzzeitig weiter bestehen konnte.
Die zahllosen artenreichen Auengewässer, vor allem an der Saalach und der Salzach mit ihren Altarmen und anderen Kleingewässern gingen durch die Regulierung der Flüsse fast vollständig verloren. Vor allem die dynamischen Flussauen waren durch Flussbett-Verlagerungen und durch Hochwasser klassische Stillgewässer-Landschaften. Der Biber konnte an Bachläufen ebenfalls zum Aufstau von Stillgewässern beitragen. Solche Stillgewässer können aber auch durch Muren und Felsstürze (z. B. Ofener See im Hollersbachtal) oder durch das Einstürzen ausgelaugter unterirdischer Salz- und Gipslagerstätten Stillgewässer neu entstehen.
Definitionen
wikipedia.de
„Die Limnologie definiert den Weiher als langlebiges Flachgewässer ohne eine Tiefenschicht, wie sie für Seen typisch ist.“
Wikipedia (Langform) stellt weiter fest:
„Ein Weiher (aus lateinisch vivarium „Lebendbehälter für Tiere“) ist ein kleines perennierendes Stillgewässer. Die Limnologie definiert den Weiher als langlebiges Flachgewässer ohne eine Tiefenschicht, wie sie für Seen typisch ist. Ein Weiher ist daher potentiell überall durch höhere Wasserpflanzen besiedelbar und zeigt auch keine stabile Schichtung. Nach ÖNORM M 6231 etwa ist ein Weiher als ausdauerndes stehendes Gewässer charakterisiert, bei dem das Licht bis zum Gewässergrund dringt und das Wachstum grüner Pflanzen ermöglicht. Das österreichische Lebensministerium definiert einen Weiher als „Natürlich oder künstlich angelegtes perennierendes (ganzjähriges) Stillgewässer ohne lichtarme Tiefenzone, dessen Wasserstand nicht regulierbar ist.“
Flachgewässer, die künstlich angelegt wurden und mindestens einen Zufluss sowie einen regulierbaren Abfluss haben, werden (auch) als Teiche bezeichnet. Auch die Weiher sind allerdings stets künstlich angelegt. sie sind gegenüber den Teichen in der Regel größer und finden sich vor allem im direkten Umfeld von herrschaftlichen Garten- oder Schlossanlagen, oder von Klöstern. Flachgewässer, die im Jahresverlauf nur zeitweise Wasser führen, heißen Tümpel.
Das Wort „Weiher“ ist im süddeutsch-österreichischen und schweizerischen Raum beheimatet und bezeichnet dort flachgründige Stillgewässer – in der Regel künstlich angelegt – mit einer größeren Ausdehnung. Vor allem Stillgewässer bei Adelssitzen und Schlössern (Schlossweiher), aber bei stattlichen Bauerngehöften oder in oder an Dörfern (Dorfweiher) sind direkt oder indirekt oft Teil von Gartenanlagen und besitzen auch eine wichtige ästhetische Aufgabe. Solche Flachgewässer sind in aller Regel nicht langlebig, sondern verlanden, wenn sie nicht regelmäßig eingetieft werden. Der Leopoldskroner Weiher musste und muss etwa alle 50–70 Jahre geräumt werden. Der Bodenschlamm war gleichmäßig dünn aufgetragen als Dünger dabei in den ertragsschwachen Äckern einst beliebt.
Seen und Weiher als Lebensraum: Skriptum der Pädagogischen Hochschule Weingarten, Baden-Württemberg
„Oberschwaben ist nicht nur ein Land der Seen sondern auch ein Land der Weiher. Vor allem während der wirtschaftlichen Blütezeit des Mittelalters legten die Klöster und Adelshäuser in Oberschwaben zahlreiche Weiher an. Dies taten sie einmal, um die notwendige Fastenspeise für die 149 Fastentage des Kirchenjahres zu erzeugen. Es gab aber auch handfeste wirtschaftliche Gründe Weiher anzulegen. Der typische Weiher Oberschwabens ist denn auch der Klosterweiher.“
Ministerium für den ländlichen Raum, Baden-Württemberg
„Teiche sind künstlich angelegte, kleine bis mittelgroße, ganzjährig wasserführende Gewässer, die so flach sind, dass auf der gesamten Bodenoberfläche höhere Pflanzen siedeln können. Sie sind i.d.R. ablassbar und dienen der Fischproduktion. In Oberschwaben werden Teiche, die ehemals zur Fischproduktion angelegt wurden, heutzutage aber nicht mehr dahingehend genutzt werden, als Weiher bezeichnet. In Norddeutschland dagegen wird unter einem Weiher ein natürlich entstandener kleiner Flachsee verstanden.“
Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg
„Der Weiher ist ein größeres stehendes Gewässer, dem aufgrund seiner geringen Tiefe im Gegensatz zum See die lichtlose Tiefenregion (aphotische Zone bzw. das Hypolimnion) fehlt und dessen Grund daher gänzlich von Pflanzen bewachsen sein kann.“
Die Kleingewässer, Ökologie, Typologie und Naturschutzziele Publikation von A. Rardey et al., Münster, 2005
„Die Publikation des Westfälischen Museums für Naturkunde unterscheidet zwischen künstlichen Stillgewässern von über 1 ha Größe, die gemäß Publikation der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser („Gewässerbewertung – stehende Gewässer - Vorläufige Richtlinien für die Erstbewertung von natürlichen Seen nach trophischen Kriterien, Schwerin, 1999) sämtlich als Großweiher zu bezeichnen sind. Kleinweiher werden natürliche und künstliche Stillgewässer unter 1 ha Größe gemäß der Publikation dann genannt, wenn sie überwiegend aus Grund-, Überschwemmungs- oder Regenwasser gespeist werden. Teiche sind dagegen rein anthropogen entstanden und werden gemäß der Publikation durch Gräben und Bäche gespeist.“
Österreichisches Bundesamt für Wasserwirtschaft (2017)
„Weiher: Natürlich oder künstlich angelegtes perennierendes (ganzjähriges) Stillgewässer ohne lichtarme Tiefenzone, dessen Wasserstand nicht regulierbar ist (BMLFUW, Richtlinie Feuchtbiotope).“
Österreichisches Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie
„Per Definition ist ein Weiher ein natürliches, stehendes Gewässer von geringer Tiefe, dessen Boden in seiner ganzen Ausdehnung auch von höheren Pflanzen besiedelt ist. Im Gegensatz zum Teich, der künstlich angelegt ist, ist das Wasser des Weihers nicht ablassbar. Pfützen und Tümpel wiederum sind natürlich entstandene, flache Kleingewässer, die in der Regel austrocknen. Sie entstehen meist in Senken, wo der Boden natürlicherweise wasserundurchlässig oder verdichtet ist.“
Anmerkung: Diese Definition schließt inhaltlich wohl auch künstliche angelegte Weiher nicht aus, soweit ihr heutiges Erscheinungsbild ausreichend natürlich ist. Im übrigen ist der natürliche oder künstliche Ursprung eines Gewässers im Mittelalter vielfach nicht mit ausreichender Sicherheit feststellbar und damit auch nicht die Zugehörigkeit zu natürlich oder künstlich entstandenen Stillgewässern. Eine Einteilung der Stillgewässer auf Grund der ihrer Entstehung im Mittelalter scheint auch daher in der Regel wenig praxisnahe.
Die Zuordnung anhand von vorhandenen Auslässen ist ebenfalls wenig griffig. Auslässe sind in der Regel ein Merkmal für fischereilich intensiv genutzte Anlagen. Gerade Ziegelteiche, Löschteiche oder Gartenteiche waren oder sind oft nicht durch Auslässe gekennzeichnet.
Biotopkartierungen der österreichischen Bundesländer
Die Bundesländer Steiermark und Kärnten unterscheiden in der Biotopkartierung nicht zwischen Weiher und Teichen, sondern führen sie als gemeinsame Bezeichnung (unterschieden in dystroph, oligo-, meso-, eu-, poly- hypertroph, Hochlagen oder tiefere Lagen). Andere Kartierungsanleitungen etwa in Salzburg und in Oberösterreich nennen Weiher „natürlich“, Teiche dagegen „künstlich“. Der jeweilige Kartierer kann dies aber vor Ort allerdings in der Regel nicht erkennen, eindeutige Belege sind vielfach nicht vorhanden. Die Stadt Ludwigshafen am Rhein unterscheidet in der Biotopkartierung übrigens nicht zwischen Weiher und Teichen und stellt fest, dass sie beide gleichermaßen „meist künstlich angelegte flache Stillgewässer“ darstellen.
Schlussfolgerung
Nachdem im Land Salzburg keine natürlichen - also aus verlandeten Seen entstandenen - Weiher bekannt sind, ist es sinnvoll, sich in Salzburgwiki der Definition des Österreichischen Bundesamt für Wasserwirtschaft (2017) weitgehend anzuschließen:
„Der Weiher ist ein natürlich oder künstlich angelegtes perennierendes (ganzjähriges) Stillgewässer ohne lichtarme Tiefenzone, dessen Wasserstand nicht regulierbar ist.“
Oder der Definition von wikipedia-de:
„Die Limnologie definiert den Weiher als langlebiges Flachgewässer ohne eine Tiefenschicht, wie sie für Seen typisch ist.“
Weiher sind im Gegensatz zu den Teichen in der Regel tatsächlich sehr langlebige Flachgewässer und besitzen häufig auch eine maßgebliche kulturgeschichtliche Bedeutung (Schlossweiher, Klosterweiher). Das Auslassen vieler Weiher etwa alle zwei bis drei Jahre erfolgte in geschichtlicher Zeit vor allem zur einfacheren Entnahme des Fischbestandes. Großweiher über einen Hektar Größe sind naturgemäß nicht als Teiche anzusprechen.
Quellen
- Definitionen gemäß den oben angeführten Quellen
- Dr. Reinhard Medicus