Lager Grödig: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
Zeile 1: Zeile 1:
 
[[Bild:Neu-Anif 002.jpg|thumb|Russenlager]]
 
[[Bild:Neu-Anif 002.jpg|thumb|Russenlager]]
 +
[[Datei:Lager_Niederalm_Plan.jpg|thumb|Lagerplan]]
 
[[Bild:Neu-Anif 005.jpg|thumb|Lehrlings-Erholungsheim]]Das '''Lager Niederalm''' befand sich auf dem Gebiet des heutigen [[Anif]]er Ortsteil [[Neu-Anif]] sowie auf Teilen der heutigen Marktgemeinde [[Grödig]].
 
[[Bild:Neu-Anif 005.jpg|thumb|Lehrlings-Erholungsheim]]Das '''Lager Niederalm''' befand sich auf dem Gebiet des heutigen [[Anif]]er Ortsteil [[Neu-Anif]] sowie auf Teilen der heutigen Marktgemeinde [[Grödig]].
  
 
==Geschichte==
 
==Geschichte==
===Übersicht===
+
Der Bau für das Lager 1 russische Kriegsgefangene begann am [[2. Jänner]] [[1915]]. Daher erhielt dieses Lager auch den Namen ''Russenlager'' und daher rührt der heutige Name des [[Russenfriedhof (Neu Anif)|Russenfriedhof]]. Neu-Anif bestand damals noch nicht, es gab nur den Namen [[Niederalm]] als Ortsbezeichnung. Bereits am [[3. März]] 1915 begann man mit der Errichtung des Lagers 2, das sich nordwestlich des [[Almkanal]]s zwischen Grödig und dem [[Drachenloch]] erstreckte. Lager 3 wurde östlich des bereits bestehenden Lagers I angebaut. Lager 1 und 2 waren für Kriegsgefangene, Lager 3 war für Flüchtlinge aus  den Gebieten der östlichen Donaumonarchie (Galizien und der Bukowina)  vorgesehen. Das im Endausbau bis zu 40 000 Gefangene beherbergende k & k Kriegsgefangenenlager Grödig hatte zwei Wachbataillone zugeteilt gehabt und bestand aus etwa 290 Baracken. Darunter waren eine Theaterbaracke, es gab eine Bibliothek mit  Lesehalle, eine katholische, evangelische und eine orthodoxe Kirche  sowie einen jüdischen Tempel und einen muslimischen Gebetsraum. Die  Lagerkinder wurden in einer russischen, einer ukrainischen und einer  jüdischen Schule unterrichtet.  
Dieses Lager entstand Anfang [[1915]] für u. a. russische Gefangene. Daher erhielt dieses Lager auch den Namen ''Russenlager'' und daher rührt der heutige Name des [[Russenfriedhof (Neu Anif)|Russenfriedhof]]. Neu-Anif bestand damals noch nicht, es gab nur den Namen [[Niederalm]] als Ortsbezeichnung. Um 1930 wurden Teile des ehemaligen Lagers Niederalm als ''Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig'' genutzt.  Nach [[1938]] war dort eine "Führerschule" für die Hitlerjugend. In den Jahren [[1944]]/[[1945]] wurden wiederum Flüchtlinge in den noch bestehenden Baracken untergebracht. In dieser Zeit erhielt die Barackensiedlung den Namen ''Schwabenlager''.
 
  
===Russenlager===
+
Mit [[28. April]] 1915 kamen die ersten Gefangenentransporte an, etwa 2 000 Personen. Neben Menschen aus dem Osten und dem Balkan waren auch Italiener inhaftiert. Epedemien, die immer wieder ausbrachen, erforderten zahlreiche Massenbeerdigungen.  
Innerhalb von wenigen Monaten wurde im Jahre 1915 ein Kriegsgefangenen- und Flüchtlingslager errichtet. Dieses dehnte sich entlang des noch bestehenden Lagerfriedhofes (im Volksmund Russenfriedhof) bis nach [[Sankt Leonhard (Grödig)|St. Leonhard]] und Grödig aus.  
 
  
Es gab damals drei Lagerteile: Teil 1 und 2 waren für Kriegsgefangene, Teil 3 war für Flüchtlinge aus den Gebieten der östlichen Donaumonarchie (Galizien und der Bukowina) vorgesehen. Da ein Großteil der Gefangenen Russen waren, wurde es bald bei der Bevölkerung als "Russenlager" bezeichnet. Bis zu 40.000 Personen lebten in den etwa 290 Baracken. Darunter waren eine Theaterbaracke, es gab eine Bibliothek mit Lesehalle, eine katholische, evangelische und eine orthodoxe Kirche sowie einen jüdischen Tempel und einen muslimischen Gebetsraum. Die Lagerkinder wurden in einer russischen, einer ukrainischen und einer jüdischen Schule unterrichtet.
+
Um 1930 wurden Teile des ehemaligen Lagers Niederalm als ''Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig'' genutzt.  Nach [[1938]] war dort eine "Führerschule" für die Hitlerjugend. In den Jahren [[1944]]/[[1945]] wurden wiederum Flüchtlinge in den noch bestehenden Baracken untergebracht. In dieser Zeit erhielt die Barackensiedlung den Namen ''Schwabenlager''.
  
 
===Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig===
 
===Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig===
Zeile 16: Zeile 15:
 
Nur ein kleiner Teil des Gefangenenlagers diente in der Zwischenkriegszeit als Lehrlings-Erholungsheim und nach [[1938]] der Hitlerjugend als "Führerschule".  
 
Nur ein kleiner Teil des Gefangenenlagers diente in der Zwischenkriegszeit als Lehrlings-Erholungsheim und nach [[1938]] der Hitlerjugend als "Führerschule".  
  
==Quelle==
+
== Bildergalerie ==
 +
<gallery perrow=6>
 +
Datei:Lager_Niederalm_Bewohner.jpg|Insassen des Lagers
 +
</gallery>
 +
 
 +
==Quellen==
 
* Anifer Chronik [[Anif, Niederalm, Neu-Anif, Kultur, Geschichte und Wirtschaft]]  
 
* Anifer Chronik [[Anif, Niederalm, Neu-Anif, Kultur, Geschichte und Wirtschaft]]  
 +
* Schautafel am Russenfriedhof
  
 
[[Kategorie:Geschichte|Niederalm, Lager]]
 
[[Kategorie:Geschichte|Niederalm, Lager]]
 +
[[Kategorie:Flachgau|Niederalm, Lager]]
 
[[Kategorie:Anif|Niederalm, Lager]]
 
[[Kategorie:Anif|Niederalm, Lager]]

Version vom 18. März 2012, 09:28 Uhr

Russenlager
Lehrlings-Erholungsheim

Das Lager Niederalm befand sich auf dem Gebiet des heutigen Anifer Ortsteil Neu-Anif sowie auf Teilen der heutigen Marktgemeinde Grödig.

Geschichte

Der Bau für das Lager 1 russische Kriegsgefangene begann am 2. Jänner 1915. Daher erhielt dieses Lager auch den Namen Russenlager und daher rührt der heutige Name des Russenfriedhof. Neu-Anif bestand damals noch nicht, es gab nur den Namen Niederalm als Ortsbezeichnung. Bereits am 3. März 1915 begann man mit der Errichtung des Lagers 2, das sich nordwestlich des Almkanals zwischen Grödig und dem Drachenloch erstreckte. Lager 3 wurde östlich des bereits bestehenden Lagers I angebaut. Lager 1 und 2 waren für Kriegsgefangene, Lager 3 war für Flüchtlinge aus den Gebieten der östlichen Donaumonarchie (Galizien und der Bukowina) vorgesehen. Das im Endausbau bis zu 40 000 Gefangene beherbergende k & k Kriegsgefangenenlager Grödig hatte zwei Wachbataillone zugeteilt gehabt und bestand aus etwa 290 Baracken. Darunter waren eine Theaterbaracke, es gab eine Bibliothek mit Lesehalle, eine katholische, evangelische und eine orthodoxe Kirche sowie einen jüdischen Tempel und einen muslimischen Gebetsraum. Die Lagerkinder wurden in einer russischen, einer ukrainischen und einer jüdischen Schule unterrichtet.

Mit 28. April 1915 kamen die ersten Gefangenentransporte an, etwa 2 000 Personen. Neben Menschen aus dem Osten und dem Balkan waren auch Italiener inhaftiert. Epedemien, die immer wieder ausbrachen, erforderten zahlreiche Massenbeerdigungen.

Um 1930 wurden Teile des ehemaligen Lagers Niederalm als Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig genutzt. Nach 1938 war dort eine "Führerschule" für die Hitlerjugend. In den Jahren 1944/1945 wurden wiederum Flüchtlinge in den noch bestehenden Baracken untergebracht. In dieser Zeit erhielt die Barackensiedlung den Namen Schwabenlager.

Lehrlingserholungsheim Niederalm - Grödig

Die Kriegsgefangenenlager wurden nach Kriegsende aufgelöst. Im Lager 3 zogen Obdachlose ein. Aufgrund der Zunahme von Bettelei, Holzdiebstählen und Milchlieferungen forderte im Jänner 1919 die Gemeinde Anif den zuständigen Landesrat in einem Schreiben auf, die Lagerbewohner direkt von der Landesregierung mit allen Lebensmitteln zu versorgen.

Nur ein kleiner Teil des Gefangenenlagers diente in der Zwischenkriegszeit als Lehrlings-Erholungsheim und nach 1938 der Hitlerjugend als "Führerschule".

Bildergalerie

Quellen