Percht: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 23. November 2016, 13:49 Uhr
Perchtenlaufen ist ein auch in Teilen Salzburgs noch heute lebendiger uralter Brauch, der an bestimmten Wintertagen im abendlichen Dunkel zwecks Austreibung des bösen Winters (der bösen Wintergeister) ausgeübt wird.
Allgemeines
Die Begriff „Percht“ geht vermutlich auf die sagenhafte und mythische Gestalt der Bercht oder auch Percht zurück. Die Percht tritt selbst als Hell- oder Dunkelgestalt auf.
Perchtenlaufen findet in der Form des Anglöckelns und in Form von Umzügen verlarvter Burschen und Männer statt. Das Anglöckeln, richtigerweise „Anklöcken“, ist ein alter Heischebrauch, bei dem Verlarvte und Vermummte an den Donnerstagen der Adventzeit an den Häusern anklopfen. Nach altem Brauch sind die Anklöckler Perchtenläufer. Im Pinzgau hat sich im20. Jahrhundert aus dem Anklöckeln das Herbergsuchen entwickelt.
Perchtenlaufen wird von „verlarften“ Burschen und Männern in gemeinsamen Auf- und Umzügen ausgeübt. Sie stellen dabei Hell- oder Dunkelgestalten - Schönperchten oder Schiachperchten genannt – dar. Ihre Aufzüge gehören zur Winterszeit, beginnend mit der „Großperchtennacht“ (Nacht auf Dreikönig) und enden am „Unsinnigen Pfinsda(g)“, dem Donnerstag vor dem Faschingsende. Dieser uralte Brauch findet regional und lokal in abgewandelten Formen statt.
Im Bundesland Salzburg sind besonders der Pongauer Perchtenlauf, der abwechselnd in den Gemeinden Altenmarkt, St. Johann, Bischofshofen und Bad Gastein stattfindet, sowie Die Wilde Jagd vom Untersberg bekannt. In Goldegg im Pongau findet der dort 1995 wieder belebte Brauch des Goldegger Perchtenlaufes jeweils am 1. Jänner statt.
Schönperchten
Salzburger Schönperchten (barocker Prägung) sind beispielsweise die Pongauer Tafelperchten, die beim Pongauer Perchtenlauf in Sechser-, Zwölfer- oder Achzehnerpaaren unter Einlage gelegentlicher Tanzschritte teilnehmen. Auch die Tresterer, im Bundesland Salzburg vertreten durch die Tresterer Stuhlfelden und die Tresterer Zell am See, zählen zu den Schönperchten. Ihr Perchtenlauf mündet in einem beeindruckenden Tanz, der durch die von den Tresterern getragenen Federkrone und den daran befestigten langen Bändern bis heute mystisch wirkt.
Schiachperchten
Schiachperchten, auch Schiache Perchten genannt, sind mit meist dunklem Pelzwerk oder zotteliger Kleidung tierhaft verlarvte Burschen und Männer. Ihre Gesichtsmasken bestehen aus geschnitzten Larven, darunter auch solche von Fabelwesen, die mit Schnabel oder beweglichem Kiefer ausgestattet sind. Holzlarven mit grob menschlichen Zügen und Bockshörnern findet man vom Salzburger Gasteinertal bis in den Balkan.
Eine zweite Gruppe der Schiachen Perchten sind jene mit Teufelsmasken. Die einstigen Schiachperchtenläufe am Vorabend des St. Nikolaus-Tages, wie zum Beispiel in Rauris, haben längst eine Wandlung zu einem „Neubrauch“ durchgemacht und sind zu Events an jedem denk- und undenkbaren Ort mutiert, die nur noch wenig mit ihrem Ursprung zu tun haben.
Begleitschar
Je nach Region werden die Perchten von einzelnen oder mehreren anderen Gestalten begleitet.
Flachgauer Stubentanz
Anstelle des abendlichen Laufens im Dunkeln findet im Flachgau der Stubentanz als regionale Sonderform des Perchtenlaufes statt. Der Stubentanz wird vom altbedeutsamen „Auskehrer“ eingeleitet und von einem Mohren- und Bettlerpaar, begleitet von fahrendem Volk, ausgeführt. Der Stubentanz erinnert an den „Moriskentanz“ des 16. Jahrhunderts.
Quelle
- Arthur Haberlandt: Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Wien 1959