Hinterthal: Unterschied zwischen den Versionen

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Die alte [[Volksschule Hinterthal]] wurde 1970 aufgelassen.
 
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Hinterthal ist als "Schneeloch" bekannt. Im [[Winter 2018/2019]] türmte er sich hier über zwei Meter hoch. Da ist die Schneeräumung eine besondere Herausforderung. Eine, die laut [[Bürgermeister der Gemeinde Maria Alm am Steinernen Meer|Bürgermeister]] [[Hermann Rohrmoser]] ([[SPÖ]]) für die Gemeinde nicht mehr zu bewältigen ist. Deshalb teilte die Gemeinde den privaten Weggenossenschaften in Hinterthal mit, dass sie deren Straßen ab dem Winter 2020/2021 nicht mehr räumen werde. Betroffen sind etwa 230 Objekte. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Zweitwohnsitze. Geräumt werden nur noch die Hauptzufahrten.
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Rohrmoser sagt, die letzten Jahre und vor allem der Jänner 2019 seien schneereich gewesen und die Gemeinde sei mit ihren Kapazitäten nicht mehr ausgekommen. Rohrmoser: ''"Unsere acht, neun Bauhofleute waren rund um die Uhr im Einsatz und schafften es nicht mehr im Rahmen der erlaubten Arbeitszeit. Und im Sommer fehlen sie uns wochen- und monatelang wegen Zeitausgleich, wodurch wir Arbeiten vergeben müssen.''" Auch der Fuhrpark reiche nicht aus.
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Das sei der Hauptgrund für die Maßnahme, sagt Rohrmoser. Ein anderer Grund sei, dass die Gemeinde bei allen anderen Genossenschaftswegen keine Schneeeräumung durchführt. Immer wieder haben sich andere Genossenschaften beschwert, dass in Hinterthal geräumt wird. Wie Rohrmoser ausführt, sei das Schneeräumen in Hinterthal über Jahrzehnte so gewachsen. Anscheinend sei bei der Errichtung der ersten Ferienhäuser eine mündliche Vereinbarung getroffen worden, in der 50 Prozent der Kosten von Genossenschaften übernommen wurde.
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Unter den Zweit-Bewohnern von Hinterthal ist auch eine Reihe von Anwälten. Einer davon ist Martin Kienitz aus Schleswig-Holstein, zugleich Obmann der Weggenossenschaft Cottage. Ihm scheint, dass sich derzeit eine Art "Zweitwohnsitzler-''Bashing''" (öffentliche Beschimpfung) zu etablieren scheint. So sei auch die [[Ortstaxe]] für Zweitwohnsitze um 67 Prozent auf den Maximalbetrag erhöht worden. Kienitz: "''Ich habe mein Haus 20 Jahre mit redlich verdientem Geld bei der hiesigen Raika abbezahlt. Ich bin Teil eines Geschäftsmodells vieler Gemeinden in Österreich. Die Besitzer von Zweitwohnungen lassen zehn bis 20 Mill. Euro im Jahr in der Region. Ich muss mich nicht dafür schämen.''"
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Nachdem mehrere Gespräche mit dem Bürgermeister keine Lösung gebracht hätten, gehe man jetzt auf rechtlichem Weg gegen die Einstellung der Schneeräumung vor. Man hat bei der Gemeinde den Antrag gestellt, die Interessentenstraßen als Gemeindestraßen zu widmen. Kienitz: "''Eine Interessentenstraße dient laut Landesgesetz zur Erschließung kleiner Siedlungen und verstreuter Objekte. Das ist nicht mehr der Fall, weil Hinterthal inzwischen fast geschlossen bebaut ist.''" Also müssten Gemeindestraßen ausgewiesen werden, für deren Räumung zu 100 Prozent die Gemeinde zuständig sei. Falls die Gemeinde den Antrag ablehnt, was keine Überraschung wäre, geht die Sache wohl zum Verwaltungsgericht. Außer man einigt sich doch noch.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
* [[Salzburger Nachrichten]], 24. Februar 2009
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* [[Salzburger Nachrichten]], 24. Februar 2009 und 29. Jänner 2020
 
* Karte ''Salzburg, Tirol, Osttirol'', Ed. Hölzel
 
* Karte ''Salzburg, Tirol, Osttirol'', Ed. Hölzel
  
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[[Kategorie:Ort (Pinzgau)]]
 
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[[Kategorie:Maria Alm am Steinernen Meer]]
 
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Version vom 29. Januar 2020, 13:53 Uhr

Pfarrkirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Hinterthal

Hinterthal ist ein Ortsteil der Pinzgauer Gemeinde Maria Alm am Steinernen Meer.

Geografie

Er befindet sich neun Kilometer östlich des Gemeindezentrums an der Urslau. Der Ortsteil liegt zwischen dem Fuße des Steinernen Meeres und der Übergossenen Alm des Hochkönigstocks in 1 016 m ü. A. Richtung Südosten führt die Hochkönig Straße (B 164) mit einer maximalen 15prozentigen Steigung zum Filzensattel hinauf.

Die Ortschronik von Hinterthal weist im Winter 1816/17 eine sechs Meter dicke Schneedecke aus: Auf der Ostseite der Pfarrkirche ist unter der Hohlkehle in sechs Metern Höhe ein Farblinie gezogen: Schneehöhe am 1. Mai 1817, diese Farblinie kann man noch heute erkennen.

Die alte Volksschule Hinterthal wurde 1970 aufgelassen.

Problematik Schneeräumung

Hinterthal ist als "Schneeloch" bekannt. Im Winter 2018/2019 türmte er sich hier über zwei Meter hoch. Da ist die Schneeräumung eine besondere Herausforderung. Eine, die laut Bürgermeister Hermann Rohrmoser (SPÖ) für die Gemeinde nicht mehr zu bewältigen ist. Deshalb teilte die Gemeinde den privaten Weggenossenschaften in Hinterthal mit, dass sie deren Straßen ab dem Winter 2020/2021 nicht mehr räumen werde. Betroffen sind etwa 230 Objekte. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Zweitwohnsitze. Geräumt werden nur noch die Hauptzufahrten.

Rohrmoser sagt, die letzten Jahre und vor allem der Jänner 2019 seien schneereich gewesen und die Gemeinde sei mit ihren Kapazitäten nicht mehr ausgekommen. Rohrmoser: "Unsere acht, neun Bauhofleute waren rund um die Uhr im Einsatz und schafften es nicht mehr im Rahmen der erlaubten Arbeitszeit. Und im Sommer fehlen sie uns wochen- und monatelang wegen Zeitausgleich, wodurch wir Arbeiten vergeben müssen." Auch der Fuhrpark reiche nicht aus.

Das sei der Hauptgrund für die Maßnahme, sagt Rohrmoser. Ein anderer Grund sei, dass die Gemeinde bei allen anderen Genossenschaftswegen keine Schneeeräumung durchführt. Immer wieder haben sich andere Genossenschaften beschwert, dass in Hinterthal geräumt wird. Wie Rohrmoser ausführt, sei das Schneeräumen in Hinterthal über Jahrzehnte so gewachsen. Anscheinend sei bei der Errichtung der ersten Ferienhäuser eine mündliche Vereinbarung getroffen worden, in der 50 Prozent der Kosten von Genossenschaften übernommen wurde.

Unter den Zweit-Bewohnern von Hinterthal ist auch eine Reihe von Anwälten. Einer davon ist Martin Kienitz aus Schleswig-Holstein, zugleich Obmann der Weggenossenschaft Cottage. Ihm scheint, dass sich derzeit eine Art "Zweitwohnsitzler-Bashing" (öffentliche Beschimpfung) zu etablieren scheint. So sei auch die Ortstaxe für Zweitwohnsitze um 67 Prozent auf den Maximalbetrag erhöht worden. Kienitz: "Ich habe mein Haus 20 Jahre mit redlich verdientem Geld bei der hiesigen Raika abbezahlt. Ich bin Teil eines Geschäftsmodells vieler Gemeinden in Österreich. Die Besitzer von Zweitwohnungen lassen zehn bis 20 Mill. Euro im Jahr in der Region. Ich muss mich nicht dafür schämen."

Nachdem mehrere Gespräche mit dem Bürgermeister keine Lösung gebracht hätten, gehe man jetzt auf rechtlichem Weg gegen die Einstellung der Schneeräumung vor. Man hat bei der Gemeinde den Antrag gestellt, die Interessentenstraßen als Gemeindestraßen zu widmen. Kienitz: "Eine Interessentenstraße dient laut Landesgesetz zur Erschließung kleiner Siedlungen und verstreuter Objekte. Das ist nicht mehr der Fall, weil Hinterthal inzwischen fast geschlossen bebaut ist." Also müssten Gemeindestraßen ausgewiesen werden, für deren Räumung zu 100 Prozent die Gemeinde zuständig sei. Falls die Gemeinde den Antrag ablehnt, was keine Überraschung wäre, geht die Sache wohl zum Verwaltungsgericht. Außer man einigt sich doch noch.

Quellen