Seeunglück im Juni 1910
Das Seeunglück im Juni 1910 ereignete sich am Sonntag, den 5. Juni 1910 am Zeller See im Pinzgau.
Das Unglück
Bei diesem Unglück kamen folgende Personen ums Leben: Franz Egger, Zahnarzt; der Lehrer Schneider; Hermann Mlineritsch, Goldarbeitergehilfe, Oberlehrer Sebastian vulgo Arreit-Wastl, Plättenführer und Martin Towernik, Privatbeamter;
Am 4. und 5. Juni fand ein Treffen von Vertretern deutscher Sparkassen in Zell am See statt.
Bereits am Samstagabend kursierte das Gerücht, dass es am Sonntag eine Seebeleuchtung geben werde, an der auch die Zeller Liedertafel mitwirken sollte. Dabei sollte wie üblich mit Plätten auf den See hinausgefahren werden.
Allerdings war das Wetter am Sonntag für eine derartige Veranstaltung völlig ungeeignet. Den ganzen Tag über fegte ein Sturm über den See, der die Wellen ungemein stürmisch aufpeitschte. Ein Ausfahren auf den See war nur unter Lebensgefahr möglich gewesen.
Trotzdem bestiegen 27 Mitglieder der Zeller Liedertafel abends die vollkommen unfachmännisch zusammengesetzte Plätte. Kaum 30 Meter vom Ufer entfernt sank die Plätte an einer Ecke. Der folgenden Kopflosigkeit der Passagiere war es zuzuschreiben, dass fünf Menschen starben. Denn es sprangen bis auf eine Person alle fast gleichzeitig ins Wasser, obwohl nicht fünf davon des Schwimmens kundig waren (Zitat Quelle).
Nur die Nähe zum Ufer war es zu verdanken, dass rasch Hilfe und Boote zur Verfügung gestanden waren. Wäre die Plätte weiter draußen gesunken, wäre wohl jede Hilfe zu spät gekommen.
Ursache des Unglücks war die Plätte selbst. Sie bestand aus drei zusammengesetzten, ziemlich abgenutzten Flachbooten. Auf diesen waren 18 vier Meter lange und 30 bis 40 Zentimeter breite, 2½ Zoll starke Pfosten gelegt. Diese wurden von Kranz aus Balken zusammengehalten. Auf diesem waren an den Ecken und Zwischenseiten Holzsäulen befestigt, die ein hölzernes Geländer trugen. Dann befanden sich noch Bänke und Stühle, ein Bierfass und eben das Gewicht von 27 Erwachsenen auf der Plätte, zusammen rund 2,8 Tonnen.
Erst die Unfallkommission stellte fest, dass das Boot vollkommen unfachmännisch zusammengebaut war. Die drei Flachboote waren Bootswand an Bootswand knapp aneinander befestigt gewesen. Daher konnten die Wellen nicht so durch, als wenn ein kleiner Abstand gewesen wäre. Das führte dazu, dass die Boote den Tag über und wegen des stärkeren Wellengangs halbvoll mit Wasser wurden. Dies fiel den bereits Angeheiterten beim Besteigen der Plätte nicht auf.
Die Hauptschuld an dem Unglück traf die Behörden, vor allem die k. k. Bezirkshauptmannschaft und die Gemeinde Zell am See. Denn die Gemeinde hatte nachweislich bei einer Sitzung am 28. Mai festgehalten, sie sei nicht gewillt dafür zu sorgen, dass sachkundiges Personal, das auch schwimmen kann, bei den Schiffen am See eingesetzt werden.
In der Saison 1909 waren als 45 Personen, die an Fahrten mit dieser Plätten teilgenommen hatten, einem Mann anvertraut gewesen, der keine Ahnung vom Schwimmen hatte und fachmännische Kenntnisse besaß.
Quelle
- ANNO, Salzburger Wacht, Ausgabe vom 9. Juni 1910, Seite 4