Hagenauer - Persönlichkeiten aus der Familie

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Dieser Artikel handelt von Persönlichkeiten aus der Familie Hagenauer.

Verbindung mit der katholischen Kirche

Signifikant ist die stark ausgeprägte Beziehung zwischen den Herren von Hagenau und der römisch-katholischen Kirche. Mitglieder der Hagenauer tauchen seit dem 10. Jahrhundert (nach Koch-Sternfeld bereits seit dem 8. Jahrhundert) in Urkunden auf, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der katholischen Kirche stehen. In den Urkunden werden sie entweder in ihrer offiziellen Funktion als Geistliche und Vertreter der amtlichen Kirche genannt, oder aber als Stifter, kirchliche Vögte, kirchliche Vasallen, Kreuzritter, Besitzer kirchlicher Lehen etc.. Etliche Hagenauer waren ja selbst Bischöfe (Freising und Passau), Äbte (Scharnitz, Melk, Augsburg und Salzburg), Prioren (Wessobrunn) oder Würdenträger anderer Kirchenämter (Priester, Vikare) und somit Repräsentanten der amtlichen Kirche. Vom 17. bis zum 19. Jahrhundert waren eine Reihe von Familienmitgliedern in Verwaltungsämtern und (einige sogar) als Künstler am Salzburger Fürstenhof, am fürstbischöflichen Hof Gurk und am Hof des Fürstbistums Passau tätig. Ab ca. 1865 oblag den Hagenauern die Verantwortung bezüglich der Assekuranz einer Großzahl kirchlicher Gebäude in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

Die wechselseitige Beziehung zwischen der römisch-katholischen Kirche und dem Geschlecht der Hagenauer zeigte sich durch kirchliche Stiftungen (Scharnitz, Seitenstetten, Loiching etc.), durch die Verwaltung von kirchlichen Gütern (Kloster Mondsee, Eichstätt, Kloster Neustift bei Brixen, Spital in Vöcklabruck, Kloster Wessobrunn, Stift St. Peter in Salzburg etc.), sowie durch die Führung von kirchlichen oder kirchennahen Organisationen (Stadtpfarrkirchenamt, Armenfonds, Marien-Bruderschaft, Bonifatius-Verein, Pius-Verein, Leo-Gesellschaft etc.) durch die Hagenauer. Andererseits erlangten die Hagenauer wiederum durch und von der Kirche Besitz und Privilegien, wie Lehensrechte, Güterprivilegien, Bergrechte, Verwaltungsrechte, Vogtämter und andere Verwaltungsämter, sowie den päpstlichen Adel. Von Kaisern und Päpsten wurden Familienangehörigen des Hauses Hagenauer besondere Rechte für ihr Bistum oder für ihre jeweiligen Klöster zugestanden. Ferner wurde ihnen die erbliche römische Baronie und höchste kirchliche Orden (San Pio IX, San Gregorio, Pro Ecclesia et Pontifice etc.) verliehen. Mitglieder der Hagenauer wurden auch in den päpstlichen Ritterorden des Piusordens und den Ritterorden des Gregoriusordens aufgenommen. Eine verhältnismäßig große Anzahl der Hagenauer waren Angehörige des Klerus sowie katholischer Ordensgemeinschaften (Mönche, Nonnen) und hiermit offizielle Vertreter der praktizierten katholisch geprägten Lebensart. Man findet ferner viele Familienmitglieder in katholischen Bruderschaften sowie in anderen katholischen Laien-Organisationen, denen sie oft in leitender Position vorstanden. Einige Familienmitglieder waren hingegen "Brüder" in den von Kirche und Staat zeitweise verbotenen Freimaurerlogen (oder anderer Geheimgesellschaften), wobei andere Hagenauer wiederum die Freimaurerei bekämpften.

Gottschalk von Hagenau und andere Kirchenmänner

Bischof Gottschalk von Hagenau wurde im Jahr 996 in der wohl bekanntesten Urkunde (abgesehen von den Mozartbriefen) genannt, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Geschlecht der Hagenauer steht. In dieser Urkunde wurde die Schenkung von einigen Gebieten bei Neuhofen an der Ybbs (NÖ) durch den römisch-deutschen Kaiser Otto III. an Bischof Gottschalk von Freising für dessen Bistum bestätigt. Diese Urkunde ist insofern interessant, da sie die älteste schriftliche Erwähnung Österreichs, "regione vulgari vocabulo Ostarrîchi" (in der gewöhnlich Ostarrîchi genannten Region), enthält. Bemerkenswert ist auch die Gründung des Stiftes Seitenstetten im Jahr 1112 durch den Mitstifter Reimprecht von Hagenau. Sein Sohn, der Passauer Bischof Reginbert von Hagenau weihte die Stephanskirche (spätere Stephansdom) in Wien im Jahr 1147, bevor er sich auf den zweiten Kreuzzug begab, von dem er nicht mehr zurückkehren sollte. Hervorzuheben sind weiters Heinrich (V.) von Hagenau, der von 1292 bis 1315 Abt des Bendediktinerklosters St. Ulrich und Afra in Augsburg war, bevor er abgesetzt wurde, und Seyfried von Hagenau (auch Seyfried Hagenauer genannt), der von 1378 bis 1382 als Abt dem Stift Melk vorstand.

Johann Lorenz und sein Sohn Abt Dominicus von Hagenauer

Die Hagenauer sind heute primär durch ihr Mäzenatentum und ihre Freundschaft zur Familie der Mozarts bekannt. Eine der vielen ehemaligen Besitzungen der Hagenauer, das Hagenauerhaus in der Salzburger Getreidegasse Nr. 9 am Hagenauerplatz, wurde als Mozarts Geburtshaus berühmt, und beherbergt seit 1880 ein Mozart-Museum. Für Musik-Wissenschafter sind die große Anzahl der zumeist erhaltenen Mozartbriefe an Familienmitglieder der Hagenauer von Bedeutung, wobei die meisten an den "wohledlen und wohlfürnehmen Herrn Johann Lorenz Hagenauer" (* 1712; †1792) gerichtet waren. Weiters sind auch die Freundschaft der Hagenauer zu Michael Haydn, sowie die Leistungen des aus der Familie stammenden Abtes Dominikus (* 1746; † 1811) für die Erzabtei St. Peter und das Erzbistum Salzburg (während der Napoleonischen Kriege) hervorzuheben.

Die drei Brüder Wolfgang, Johann Baptist und Johann Georg von Hagenauer

Die drei Brüder Wolfgang (* 1726; † 1801), Johann Baptist (* 1732; † 1811) und Johann Georg (* 1748; † 1835) hatten in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts künstlerische Spuren in der Stadt sowie im Erzbistum Salzburg hinterlassen. Bekannt sind hier vor allem das Siegmundstor, die Mariensäule auf dem Domplatz und das umgebaute Schloss Mirabell. Aber auch Kirchenbauten und Altäre in Hallein, Mattsee, Bergheim, Elsbethen, Matrei in Osttirol und in Brixen im Thale wurden von ihnen geschaffen. Außerhalb des Erzbistums Salzburg finden wir viele von Johann Georg von Hagenauer für kirchliche Fürsten errichtete Bauten, wie das Schloss Pöckstein in Zwischenwässern (Kärnten), das Theater und den Redoutensaal in Passau, Schloss Straß in Burgheim, Schloss Haidenhof und schließlich das Schloss Freudenhain mit seiner großen Parkanlage in Passau. Neben dem vom Bildhauer Johann Baptist von Hagenauer bereits erwähnten Siegmundstor und der Mariensäule auf dem Domplatz in Salzburg, sind die Skulpturen und Reliefs des (anläßlich der Hochzeit von Erzherzog Leopold errichteten) Triumphbogens in Innsbruck, die Skulpturen für den königlichen Schlosspark Nymphenburg in München, sowie die für den kaiserlichen Schlosspark Schönbrunn in Wien geschaffenen Skulpturen und Brunnen kunsthistorisch interessant. Ein von ihm aus einer Blei-Zinn-Legierung modelliertes Passionskreuz befindet sich in der Kaiserlichen Schatzkammer, die Skulptur des "gefesselten Prometheus" in der Kunstkammer in Wien.

Der Schriftsteller Arnold von Hagenauer und Wiener Familienmitglieder im Widerstand

Der extravagante Schriftsteller Arnold von Hagenauer (* 1871; † 1918) lebte um 1900 in Wien, wo er unter anderem Romane über Salzburg schrieb, die geschätzte Heimat seiner Ahnen. Beachtenswert ist auch der Bezirkshauptmann Simon (III.) Baron von Hagenauer (* 1881; † 1940). Er wurde 1937 nach dem Erstarken der Nationalsozialisten in der österreichischen Regierung auf Grund seiner stark bekennenden katholischen Gesinnung gezwungen, seine Entlassung aus dem Staatsdienst einzureichen. Andererseits wäre er ohne Pensionsanspruch seines Amtes enthoben worden und hätte mit anderen Repressionen rechnen müssen. Seine Frau, die in den 1920/1930er Jahren im Burgenland politisch aktive Berta Baronin von Hagenauer (* 1903; † 1972), betätigte sich in der NS-Zeit aus ebenfalls religiöser Überzeugung im Widerstand in Wien. Sie wurde von der Gestapo über ein halbes Jahr inhaftiert und gefoltert. Ihr Sohn, Wolfgang Baron von Hagenauer (* 1925; † 2012), kämpfte im zweiten Weltkrieg gegen das NS-Regime und den Faschismus bei den italienischen Partisanen in Ligurien (Norditalien).

Heute erinnert in Salzburg der "Hagenauerplatz" mit dem "Hagenauerhaus", sowie der dem Abt Dominicus von Hagenauer gewidmete "Dominicusweg" an das Geschlecht. In Passau wurde nach dem Architekten Johann Georg von Hagenauer die "Hagenauer-Straße", sowie nach dessen Bruder Wolfgang die "Wolfgang Hagenauer-Straße" in Freilassing benannt. In St. Peter bei Braunau am Inn ist das "Schloss Hagenau" und in Schrobenhausen (Bayern) eine "Hagenauerstraße" nach diesem alten Geschlecht der Hagenauer benannt.

Quelle

  • alle Quellenangaben siehe Hauptartikel Hagenauer