Franz von Bodmann
Franz von Bodmann (* 23. März 1908 in Zwiefaltendorf in Württemberg, Deutschland; † 25. Mai 1945 in St. Johann im Pongau) war KZ-Arzt und SS-Obersturmführer (1941).
NS-Karriere
Bodmann war studierter Mediziner (Promotion 1934) und seine ärztlichen Tätigkeiten und Einsatzorte während des Zweiten Weltkrieges lesen sich wie eine Auflistung von historischen Greuelorten ersten Ranges.
Bodmann war im Juli 1941 Lagerarzt im Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek (Lublin, Polen), im Juni 1942 hatte er die Funktion des Standortarztes im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Er war der Erfinder der Ermordung von Häftlingen mittels intrakardialer Phenol-Injektion. Im Herbst 1942 war Bodmann Standortarzt im Lagerkomplex Neuengamme (Nordwest-Deutschland). Hier ermordete er sowjetische Kriegsgefangene mit Zyklon B. Anschließend war sein Einsatzort das Lager Natzweiler-Struthof (im von Deutschland besetzten französischen Elsass). Er war weiters Chefarzt im Konzentrationslager Vavaira in Estland und wurde der zuständige Arzt für alle estländischen Konzentrationslager. Ab Mitte September 1944 war Bodmann bei der Amtsgruppe D im SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA), die für der Inspektion der Konzentrationslager zuständig war, tätig. Ein Monat später wechselte er zum Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle. Seine letzte Beschäftigung als SS-Arzt war die eines Truppenarztes bei der 5. SS-Panzer-Division "Wiking".
Schlussendlich geriet er in US-Amerikanische Kriegsgefangenschaft und verübte am 25. Mai 1945 in einem Lazarett für Kriegsgefangene in Markt Pongau (St. Johann im Pongau) Suizid. Wie, warum und wann er eine Grabstätte auf dem Friedhof in Lend erhalten hat, ist noch nicht völlig geklärt. Mangels Information über seine Rolle und seine Greueltaten in der Zeit des Nationalsozialismus war seine Grabstätte bis vor kurzer Zeit niemandem ein Stein des Anstoßes.
Dass sich das plötzlich geändert hat, wurde durch eine Initiative der politischen Partei "Die Linke" im Deutschen Bundestag ausgelöst. Diese hatte den Antrag gestellt, die "öffentlich finanzierte Grabpflege für KZ-Kommandanten und andere NS-Verbrecher" zu beenden. Im Zuge der dafür notwendigen Recherche wurde auch das vom Schwarzen Kreuz betreute Grab des NS-Verbrechers Bodmann aus der bisherigen "Anonymität" gehoben. Die Grabstelle sorgt seither auch in Lend für Unruhe, zumal sein Grab in der Reihe der Kriegergräber zumindest zeitweise als einziges geschmückt wurde. (Der Grabschmuck könnte allerdings - zumindest theoretisch - auch dem ebenfalls in dieser Grabstelle beerdigten Oberwachtmeister gelten.)
Die Historiker Rudolf Leo und Michael Mooslechner plädieren für eine Erläuterungstafel vor Ort. Der Historiker Robert Obermaier, Vorsitzender des Vereines Alpine Peace Crossing, kann sich eine künstlerische Überbauung des Grabes mit Plexiglas vorstellen. Auf dem Glas könnten dann die NS-Gräuel und Bodmanns Beteiligung erläutert werden. Tatsache ist, dass für jede Veränderung an der Grabstelle das Innenministerium seine Zustimmung geben müsste.
Quellen
- Wikipediaartikel Franz von Bodmann
- Der lange Schatten des Mord-Arztes von Auschwitz - Panorama - derStandard.at › Panorama