EU-Liederbuch
Das EU-Liederbuch, The European Union Song Book, soll 2016 erstmals erscheinen.
Allgemeines
Österreich hat für dieses EU-Liederbuch 48 Lieder vorgeschlagen und in einer online-Abstimmung, die vom 12. Juni bis 12. Juli 2015 läuft, kann jeder abstimmen. Aus dem Bundesland Salzburg ist u. a. das Lied "Stille Nacht, Heilige Nacht" nominiert.
Die Österreicher sind das zweite Volk in der EU, das zum Abstimmen aufgefordert ist
Am 9. Juni begann die Abstimmung, die beschließen soll, welche sechs Lieder Österreich im ersten Liederbuch der Europäischen Union repräsentieren sollen. Das EU-Liederbuch war schon zwölf Jahre unterwegs und ist kein neues Propagandaprojekt aus Brüssel. Ganz im Gegenteil: lanciert wurde es von einer gemeinnützigen Organisation aus Dänemark, wo das Projekt von Experten und überraschenderweise auch von einigen Politiker und Politikerinnen des ganzen politischen Spektrums begrüßt wurde. Die Österreicher sind das zweite europäische Volk, das abstimmt – besonders der großen Anzahl an Liedern wegen, die von der österreichischen Musikgemeinschaft nominiert wurden.
Im Laufe der vergangenen zwei Monate haben österreichische Studenten und Lehrer von sechs Musikakademien (insbesondere von der Kunstuniversität Graz) insgesamt 441 österreichische Lieder in sechs Kategorien nominiert. Die 48 meist genannten dieser Lieder sind nun auf dem nationalen Stimmzettel zu finden, der von Dr. Helmut Brenner aus Graz redigiert worden ist. Die sechs Kategorien sind in Zusammenarbeit mit 17 Musikakademien in 14 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union beschlossen worden. Sie lauten: Liebeslieder, Lieder über die Natur und die Jahreszeiten, Lieder über die Freiheit und den Frieden, Volkslieder, Lieder über den Glauben und Kinderlieder.
Nach den Dänen, die ab dem Europatag am 9. Mai abstimmen konnten, sind die Österreicher das zweite Volk in Europa, das zum Abstimmen aufgefordert ist. Vom 12. Juni bis zum 12. Juli sind es die Österreicher, die bestimmen werden, welche sechs Lieder sie im Liederbuch repräsentieren sollen. Im späten Juni werden ähnliche Abstimmungen in Schweden und Griechenland lanciert, wo Musikstudenten, Lehrer und Chorsänger – wie in Österreich – Lieder aus ihrem nationalen Musikerbe nominiert haben.
Pionierprojekt
Das Liederbuch der Europäischen Union ist ein einmaliges, demokratisches Pionierprojekt von einer gemeinnützigen Organisation ohne politische oder finanzielle Verbindungen zum EU-System. Diesem applaudierte die ehemalige dänische EU-Kommissarin Ritt Bjerregaard letzte Woche im nationalen dänischen Rundfunk: “Finanzielle Hilfe von der EU-Kommission zu bekommen wäre ein Todeskuss gewesen!”. Der Aussage, dass das EU-Liederbuch nationale Gefühle mit europäischen Gedanken kombinieren würde, wurde in Dänemark von Politikern und Politikerinnen aus dem ganzen politischen Spektrum mit überraschender Einheit zugestimmt. In diesem Land wurden mehr als 4 000 Stimmen abgegeben.
Dazu sagt Gründer und Vorsitzender Jeppe Marsling (* 1974): “Wenn wir, die Bürger der EU, den ernsten Wunsch haben, den Schritt vom volkswirtschaftlichen Austausch – Kohle, Stahl und Fisch – zum kulturellen und sozialen Austausch zu wagen, wenn wir in der Tat dieses Verhältnis auf eine neue Ebene bringen wollen, dann müssen wir alle die EU dementsprechend in Besitz nehmen, da sie in erster Linie uns Bürgern und nicht den Politikern und Bürokraten gehört.”
Über die Motive hinter dem EU-Liederbuch sagt er: “Wegen der überwältigenden Amerikanisierung wissen wir schmerzlich wenig über einander in die Europäischen Union. Der Austausch von Liedern scheint uns einen direkter Weg aus der Entfremdung zu sein. Wir wollen uns einfach als Europäer kennenlernen”.
Die erste Ausgabe des EU-Liederbuches soll nach Plan in 2016 erscheinen. Mögliche Gewinne werden eine zweite Ausgabe finanzieren, die in allen 24 Sprachen der EU erscheinen wird. So werden alle, unabhängig von Englischkenntnissen, alle Lieder verstehen und mitsingen können.
Die sechs Lieder-Kategorien
Die sechs Liedkategorien wurden in Zusammenarbeit mit 17 Musikkonservatorien und -fakultäten aus 14 Mitgliedstaaten der EU ausgewählt. Sie sind:
- Liebeslieder
- Lieder über die Natur und die Jahreszeiten
- Lieder über die Freiheit und den Frieden
- Volkslieder
- Lieder über den Glauben
- Kinderlieder
Die Teilnehmer
Im Februar 2015 wurden 124 Konservatorien und 200 Chöre dazu aufgefordert, Lieder für das Liederbuch zu nominieren. Seitdem haben ca. 1 200 Musiklehrer, Studenten und Chorsänger unseren elektronischen Stimmzettel geöffnet und mehr als 3 000 Lieder auf 19 Sprachen nominiert. In Österreich wurden folgende Akademien eingeladen: Die Kunstuniversität Graz (KUG), die Anton Bruckner Privatuniversität, das Joseph Haydn Konservatorium, das Vienna Konservatorium, das Konservatorium Franz Schubert und die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Die Kunstuniversität Graz (KUG) war sehr aktiv im Nominierungsprozess. Dort arbeitet auch unser Österreichischen Redakteur, Dr. Helmut Brenner (Kontaktdaten unten).
Übersetzung und Ausgabe
Wenn die 28 Abstimmungen fertiggestellt und die 168 Lieder gefunden sind, wird der Musikredakteur, der Italiener Francesco Cali, Noten, Akkorde und Texte einsammeln. Danach werden die 168 Lieder von Fachleuten ins Englische übersetzt. Die Organisatoren der Abstimmung hoffen, dass die erste Ausgabe am Europatag, am 9. Mai 2016, herausgeben werden kann.