Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
St. Leonhard, Ansicht von Marktplatz in Tamsweg aus
Karte
Wallfahrtskirche Sankt Leonhard, Mesnerhaus
Wallfahrtskirche St. Leonhard bei Tamsweg, Blick von der Empore in das Kircheninnere

Die Wallfahrtskirche Sankt Leonhard bei Tamsweg im Lungau wurde ab 1430 von Baumeister Peter Harperger aus Salzburg gebaut. Sie ist einer der ganz wenigen rein gotischen Sakralbauten im Land Salzburg. Sie wird heute von der Mesnerin Marianne Resch betreut.

Geschichte

1421 setzte mit dem Verschwinden und einer wundersamen Wiederfindung einer Leonhardsfigur am Fuße des Schwarzenberges bei Tamsweg eine Wallfahrtsbewegung ein. Diese Figur verschwand drei Mal aus der Pfarrkirche Tamsweg und wurde immer wieder an der derselben Stelle am Bühel des Schwarzenberges südlich von Tamsweg gefunden. Sie führte 1421 zum Bau der Wallfahrtskirche, einem gotischen Bauwerk, das eine sehenswerte Innenausstattung und schöne Glasfenster hat. Am 20. September 1433 wurde die Wallfahrtskirche von Bischof Johann Ebser von Chiemsee geweiht.

Aus Angst vor den beginnenden Türkeneinfällen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erhielt die Kirche eine Befestigungsmauer.

Seit 1434 ist die Bruderschaft Corporis-Christi an der Wallfahrtskirche nachgewiesen, die 1989 eine Wiederbelebung erfuhr. Es entwickelte sich noch eine zweite Bruderschaft, die St.-Leonhards-Bruderschaft, der bis zum Ende des 15. Jahrhunderts knapp 4 800 Mitglieder angehörten.

Der Hochaltar der Wallfahrtskirche stammt vom Salzburger Bildhauer Jakob Gerold.

Orgel

Die Orgel wurde 1838 von Johann Dummel aufgestellt. 1840 ließ der Pfleger von Tamsweg, Karl von Kürsinger, die Orgel von zweÿ Schullehrern, nämlich Jakob Elmauthaler von St. Michael und Franz Wimmer aus Zederhaus, aufs genauste untersuchen.[1] In ihrer Beurteilung des Instruments vom 6. Dezember 1840, die ungünstig ausfiel, gaben sie die Disposition wie folgt wieder:[2]

Disposition

Manual: (56 Tasten C–g3)
Prinzipal 8'
Gampa 8'
Coppel 8'
Flöte 4'
Vocara 4'
Spitzflöte 4'
Quint 3'
Octav 2'
Mixtur IV 2'
Pedal: (18 Tasten C–f0)
Subbass 16'
Octav Bass 8'
Violon Bass 8'
Pedalkoppel

Der hl. Leonhard

Er lebte im 6. Jahrhundert als Einsiedler in Noblat bei Limoges (Zentralfrankreich), wo er der Königin als Geburtshelfer beistand. Er kümmerte sich von Jugend an um die Betreuung von Menschen, die in Kerkern saßen. Daher zeigen ihn alle Abbildungen mit einer Kette in der Hand.

Schutzpatron

Er ist der Schutzpatron der Bauern, Stallknechte, Ställe, des Viehs und der Pferde sowie für alle Bauernanliegen, der Schlosser, Schmiede, Fuhrleute, Lastenträger, Böttcher, Obsthändler und Bergleute, der Wöchnerinnen und für eine gute Geburt, der Gefangenen, gegen Kopfschmerzen und Geisteskrankheiten. Votive waren häufig geschmiedetes Eisen in Form von Ketten, da der hl. Leonhard als „Kettenlöser“, als Befreier aus Gefangenschaft verehrt wurde,[3] aber auch Wachs, Wolle, Flachs und andere Materialien.[4]

Leonhardsweg

Seit Ende Juni 2008 führt vom Salzburger Dom zur Wallfahrtskirche der Leonhardsweg.

Erreichbarkeit

Von der Umfahrungsstraße von Tamsweg zweigt in der Nähe des Bahnhofes eine kleine, schmale und steile Straße ab zur Wallfahrtskirche. Nicht geeignet für Busse. Zu Fuß geht man etwa 30 Minuten.

Bildergalerie

Quellen

Weblink

 Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur

  • Dehio Salzburg. Wien 1986.
  • Beitl, Klaus: Der Kult des hl. Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 – Tamsweg, hg. von Georg Neureiter, Tamsweg 1987 (2. Auflage), S. 69–73.
  • Dopsch, Heinz: Salzburg im 15. Jahrhundert. In: Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, hg. von Heinz Dopsch, Salzburg 1983 (2. verbesserte Auflage), Bd. I, 1. Teil.
  • Gugitz, Gustav: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Ein topographisches Handbuch zur religiösen Volkskunde in fünf Bänden, Band 5, Wien 1958.
  • Hatheyer, Valentin: Das 500jährige Jubiläum der Kirche St. Leonhard ob Tamsweg. In: Festschrift 1433–1933. 500 Jahre Wallfahrtskirche St. Leonhard ob Tamsweg, 15.–16.–17. September, Tamsweg 1933, S. 2–41.
  • Hatheyer, Valentin: Die protestantische Bewegung im Lungau und das Kapuzinerkloster in Tamsweg. In: Jahresbericht des f.e. Gymnasiums am Collegium Borromäum, hg. vom f.e. Kollegium Borromäum, 53. Jg. (1902).
  • Kretzenbacher, Leopold: Die Verehrung des hl. Leonhard in Europa. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 – Tamsweg, hg. von Georg Neureiter, Tamsweg 1987 (2. Auflage), S. 45–68.
  • Österreichische Kunsttopographie 22: Die Denkmale des politischen Bezirkes Tamsweg in Salzburg (ÖKT 22), Wien 1929.
  • Rukschcio, Beate: Die Glasgemälde der St. Leonhardskirche ob Tamsweg/Lungau, Salzburg. In: Das Münster. 27, 1974, S. 411–413.
  • Schmeißner, Roman Matthias: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012.
  • Zaisberger, Friederike: Das Bruderschaftsbuch von St. Leonhard ob Tamsweg 1446–1482. In: Salzburgs Wallfahrten in Kult und Brauch, hg. von Johannes Neuhardt, Salzburg 1986, S. 75–80.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. SLA, Kreisamt, Karton 577, Faszikel 637/II, betreffend Tamsweg/St. Leonhard, Nr. 111. IV 3. XX. Zitiert nach: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 292f.
  2. Das Gebläse ist sehr schwer aufzuziehen; […] Das Manual geht sehr tief und stark, so daß fast unmöglich schnell eine Tonleiter ordentlich zu spielen ist. Was die Stimmung betrifft, so stimmen die Register weder einzeln noch zusammen rein, und die Orgel stimmt auch um einen viertel Ton tiefer als Grenzton. […] Die Orgel hat mit vollen Registern einen hauchenden, rauhen Ton u. der Zahl der Register gemäß, wenig Stärke. Die ganze Orgel ist sehr nachlässig ausgeputzt, während der Untersuchung mußte 2 Mal eine Leiter genommen werden, um aus den Ventillen die Scharten und Fasern zu räumen, wodurch das Fortpfeifen verursacht wurde. Auch das Pedal blieb bei der Untersuchung stecken […] In: Pfarrarchiv Tamsweg, St. Leonhard, Orgel. Zitiert nach: Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg, Dissertation Universität Mozarteum Salzburg 2012, S. 311f.
  3. Beitl, Klaus: Der Kult des hl. Leonhard zu Tamsweg und seine Ausstrahlung. In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 - Tamsweg, hg. von Georg Neureiter (2. Auflage Tamsweg 1987), S. 72.
  4. Kretzenbacher, Leopold: Die Verehrung des hl. Leonhard in Europa In: 550 Jahre St. Leonhard 1433–1983 - Tamsweg, hg. von Georg Neureiter (2. Auflage Tamsweg 1987), S. 67.