Dahlica talagovensis
Siederia talagovensis Kurz, Kurz & Zeller, 2013 ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera, Familie Psychidae.
Verbreitung, Lebensraum und Phänologie
S. talagovensis wurde bereits 1989 zum ersten Mal am Nordufer des Fuschlsees, auf dem Gemeindegebiet von Thalgau durch Marion und Michael Kurz, sowie Christof Zeller entdeckt. Seither konnte die Art noch an zwei weiteren Standorten, unweit der Fageralm bei Elsbethen, sowie auf der öberösterreichischen Seite des Pötschenpasses nachgewiesen werden. Alle drei Fundorte liegen in den nördlichen Kalkalpen (Zone II nach Embacher et al. 2011, wo die Art noch als Siederia sp. angeführt wird). Die bisher dokumentierte Höhenverbreitung ist mit rund 710 - 860 m sehr gering (Kurz & Kurz 2013). An allen drei Fundorten ist die Art zudem außerordentlich selten und trotz mehr als 20 Jahren Suche konnte insgesamt nur eine Handvoll Tiere gefunden werden. Trotzdem war bald klar, dass sich die salzburger Tiere in einigen Merkmalen von allen übrigen aus Europa bekannten Arten der Gattung Siederia unterscheiden, und somit eine für die Wissenschaft neue Art vorlag. Die Beschreibung erfolgte schließlich 2013, wobei der wissenschaftliche Name "talagovensis" an den ersten Fundort erinnert, nämlich Thalgau, dessen historischer Name einmal "Talagova" gelautet hat. Lebensraum von S. talagovensis sind lichte, trockenwarme Buchen-Fichten-Tannen-Mischwälder, Tannenwälder oder auch Schneeheide-Kiefernwälder, in denen die Raupen fast zwei Jahre für ihre Entwicklung brauchen. Sie schlüpfen ab Anfang Juni, und verpuppen sich erst nach zwei Überwinterungen gegen Anfang April. Nach kurzer Puppenruhe von rund zwei Wochen schlüpfen die Falter Ende April, Anfang Mai (Kurz & Kurz 2013).
Biologie und Gefährdung
Trotz der Seltenheit der Tiere ist die Biologie vergleichsweise bereits recht gut untersucht. Die Raupen leben an Baumstämmen in Bodennähe, wo sie die an der Rinde wachsenden Algen und Flechten abweiden. Zur Verpuppung spinnen sie ihren Sack dann an den Baumstämmen (besonders jenen von Tannen, Kiefern und Fichten, selten auch von Buchen) in einer Höhe zwischen rund 10 cm und 1,3 m an. Die Weibchen schlüpfen am frühen Morgen (zwischen 5 und 7 Uhr MEZ) und beginnen sofort danach mit dem Anlocken der Männchen. Diese fliegen niedrig über dem Boden, gegen den Wind an, wobei sie den Duftstoffen des Weibchens folgen. Der Anflug der Männchen wurde um 6:40 Uhr bzw. 7:10 Uhr MEZ beobachtet, unmittelbar darauf erfolgt die Kopula. Anschließend beginnt das Weibchen sofort mit der Eibablage, die wie bei allen Psychiden in den eigenen Sack erfolgt und sich über den ganzen Tag erstrecken kann. Männchen und Weibchen sterben kurz darauf, unbefruchtete Weibchen können aber 4-7 Tage überleben. Rund einen Monat nach der Ablage der Eier schlüpfen die kleinen Räupchen und bauen ihren ersten Sack, womit der Kreislauf von neuem beginnt. Der Parasitierungsgrad der Raupen ist nicht sehr hoch. Bisher konnten nur zwei Weibchen einer Diadegma-Art (Familie Ichneumonidae, Schlupfwespen) erhalten werden, wobei diese Schlupfwespen vermutlich nicht nur spezifisch an S. talagovensis parasitieren, sondern auch andere kleine Sackträger befallen.
S. talagovensis gehört zu den seltensten Schmetterlingen im Land Salzburg und ist an allen bekannten Standorten (zu denen möglicherweise noch zwei weitere in Baden-Württemberg und Liechtenstein gehören) vom Aussterben bedroht.
Weiterführende Informationen
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Projekt: Fauna und Flora von Salzburg
Quellen
- Embacher, Gernot; Gros, Patrick; Kurz, M. A.; Kurz, M. E. & Zeller-Lukashort, Christof, 2011: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur 19: 5-89.
- Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2013. Naturkundliches Informationssystem. – URL: http://www.nkis.info [online 06 Juni 2013].
- Kurz, M. A., M. E. Kurz & C. Zeller-Lukashort 2013. Eine neue Psychidenart aus den Salzburger Kalkalpen: Siederia talagovensis sp.n. (Lepidoptera, Psychidae). Taxonomy Online, print edition, 11 pp.