Ottavio Mosto
Ottavio Mosto, auch Octavio, (* um 1659 Padua, † 1701 Prag)[1] war ein italienischer Stuckateur und Bildhauer, der zeitweise in Salzburg tätig war und insbesondere im Jahr 1690 Marmorskulpturen für den Mirabellgarten schuf.
Leben und Werk
Salzburg
Mosto wurde vom hochfürstlichen Obersthofmarschall-Amt zur Anfertigung folgender Marmorskulpturen herangezogen:
- vier Marmorstatuen, symbolisierend je eine Jahreszeit (Auftrag vom 2. Jänner 1690 um je 200 Gulden);
- vier „doppelte Statuen“ (Auftrag vom 14. Juli 1690 um je 500 Gulden, dazu das Eisenzeug und zwei Hilfsarbeiter zwei Wochen lang für jede Gruppe) – die vier sogenannten Raptusgruppen[2], die um das zentrale Springbrunnenbecken des Mirabellgartens stehen und die vier Elemente verbildlichen:
- Element Erde: Hades entführt Persephone
- Element Feuer: Äneas rettet seinen Vater Anchises aus dem brennenden Troja
- Element Luft: Herkules erwürgt den Riesen Antäus
- Element Wasser: Raub der schönen Helena
Die Statuen der vier Jahreszeiten werden mit jenen der römischen Göttinnen Flora (Frühling), Ceres (Sommer), Pomona (Herbst) und Vesta (Winter) gleichgesetzt, die zusammen mit vier weiteren antiken Göttinnen auf der inneren östlichen Balustrade stehen.
Mosto schuf auch die Stuckaturen der Thun'schen Kapelle in der Salzburger Franziskanerkirche.
Ottavio Mosto war mit einer Deutschen verheiratet.[3]
Prag
Seinen letzten Lebensabschnitt verbrachte Ottavio Mosto in Prag.
Hier schuf er[4]
- die Stuckfassade der Kirche St. Jakob (Kostel Svatého Jakuba) in Prag (1695) mit Reliefs: Szenen aus dem Leben der Hll. Jakob, Franz von Assisi und Antonius von Padua;[5]
- die Statue des Hl. Michael an der Ecke des Palais Thun-Hohenstein
- Die Dekoration des Palais Kaiserstein auf der Prager Kleinseite
- den Sockel der Wenzel-Statue an der Auffahrt zur Prager Burg
In Prag wurde auch sein Sohn Anton Wenzel geboren, der ebenfalls Bildhauer wurde und im Jahr 1734 in Salzburg heiratete.
Quellen
- Artikel „Mosto Ottavio“ auf kralovskacesta.cz (Website über den „Königsweg“ [Kralovská Cesta] in Prag)
- Friedrich Pirckmayer, Notizen zur Bau- und Kunstgeschichte Salzburgs, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde (MGSLK) 43, 1903, S. 191-340, Abschnitt „Mirabell“ S. 235-247 [hier: S. 236], S. 255.
- Franz Martin, Eintrag „Mosto, Ottavio“, in: Ulrich Thieme, Felix Becker, Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Fünfundzwanzigster Band (Leipzig 1931) S. 192; gestützt auf
- Pirckmayer aaO p. 26, 65 [Seitenangabe offenbar nach einer selbständigen Veröffentlichung des vorgenannten MGSLK-Beitrages];
- Österreichische Kunsttopographie 13 (1914), S. 159f., 206;
- Franz Martin, Salzburg. Ein Führer (1923), S. 58;
- denselben, Kunstgeschichte von Salzburg (Wien 1925), S. 124, 126;
- Lreg.-Arch. Hfk. Ca. Dni. 1729;
- Dompfarrmatriken.
- Hubert Profanter, Projekt "Artisti Italiani in Austria" > Künstlerverzeichnis >Ottavio Mosto, unter Verweisung auf
- die Vorigen (Pirckmayer, Martin) und
- Anton Eckardt, Die Kunst in Salzburg während des XVII. Jahrhunderts. Strassburg 1910. S.112.
Fußnoten
- ↑ Lebensdaten nach dem unter den Quellen angeführten Artikel „Mosto Ottavio“ auf www.kralovskacesta.cz.
- ↑ Raptusgruppe: Von lateinisch raptus, "Raub", "Entführung" – in der Bildenden Kunst Darstellung einer Entführung. Bekannte Beispiele sind der Raub der Amymone, der Raub der Europa, der Raub der Sabinerinnen und „Nessus raubt Dejanira” (Das grosse Kunstlexikon von P.W. Hartmann).
- ↑ Dieser Hinweis findet sich bei Hubert Profanter aaO. Deutsch ist im Hinblick auf das Alter der Quellen wohl als Deutschsprachig zu deuten.
- ↑ „Mosto Ottavio“ auf www.kralovskacesta.cz.
- ↑ Madeleine Reincke, Baedecker Prag, S. 257; Julie Wood (Hg:) Le nuove Guide Oro: Praga, S. 161. Milano 2002. ISBN 88-365-2436-2. Michelin Carte e Guide: Praga e dintorni, S. 130.