Wilhelm Ritter von Arlt
Wilhelm Ritter von Arlt - Freund, Mentor und Mäzen Ignaz Rojachers und Pionier im Raurisertal.
Biographie
Kindheit und Jugend
Wilhelm Ritter von Arlt wurde am 16. November 1853 als jüngstes von acht Kindern von Maria Theresia von Arlt und Prof. Dr. Friedrich Ritter von Arlt in Prag geboren. Er studierte in Wien - wo sein Vater eine Professur an der medizinischen Fakultät der Universität Wien inne hatte - Bodenkultur und einige Semester Chemie.
Rauris - Wahlheimat aus Leidenschaft
Aus Bergleidenschaft kam er 1876 das erste Mal nach Rauris. Viele weitere Besuche folgten. 1893 übersiedelte er ganz dorthin und kaufte das sog. Landrichterhaus und einige andere Liegenschaften. Auch die Grieswiesalm in Kolm-Saigurn, heute wegen des jährlichen Auftriebes der Norikerhengste über das Tal hinaus bekannt, war in seinem Besitz. 1913 verkaufte er sie an die Pinzgauer Pferdezuchtgenossenschaft, da ihm daran gelegen war die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung im Raurisertal zu fördern. Wilhelm von Arlt war verheiratet und hatte zwei Söhne.
Pionier als Bergsteiger, Schifahrer, Viehzüchter
Wilhem von Arlt war ein fortschrittlicher, offener und innovativer Geist. Als Agrarfachmann erkannte er auch den Wert der Pinzgauer Rinderrasse und führte sie im damaligen Böhmen ein, wo sie einmal weit verbreitet und geschätzt war. Arlt war auch ein hervorragender Bergsteiger - er hat im Alleingang 1886 erstmals die Nordwand des Sonnblicks bezwungen – und er war ein Pionier des Schisports und Begründer der Sektion Rauris des Deutschen und Österr. Alpenvereines. Gründungsdatum war der 26. August 1896. Er wurde zum Freund, Mentor und Mäzen von Ignaz Rojacher und hat gemeinsam mit ihm viele innovative Projekte umgesetzt. Arlt wurde wegen seiner Verdienste um den Ort zum Ehrenbürger von Rauris ernannt. Er starb 1944 im Alter von 91 Jahren und wurde in Rauris begraben. Sein Enkel, Dr. Ernst Arlt, lebt in Rauris.
Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher
Arlt und Rojacher - zwei kongeniale Partner
Wilhelm Ritter von Arlt und Ignaz Rojacher waren kongeniale Partner. Ihr Zusammentreffen war ein Glücksfall. Arlts Herkunftsfamilie war gebildet und gut situiert und Wilhelm selbst war Akademiker. Rojacher kam aus einfachsten Verhältnissen und verfügte nur über eine mangelhafte Schulbildung. Arlt erkannte und schätzte dennoch Talent und Fähigkeiten Rojachers. Er wurde sein Berater, Förderer und Mäzen. Arlt und Rojacher wurden im Laufe ihrer Zusammenarbeit auch zu Freunden. Arlt ließ am Weg zum Sonnblick ein Schutzhaus erbauen, das er zu Ehren Ignaz Rojachers Rojacherhütte nannte.
Gemeinsame Reisen und Innovationen im Goldbergbau
Arlt und Rojacher machten gemeinsame Reisen nach Paris, Schweden, Italien und Russland, um Innovationen im Goldbergbau kennen zu lernen und im Hüttwinkltal umzusetzen. Er hat im Bereich des Bergbaus u.a. auch die Erbauung der Brems- und Horizontalbahn auf den Goldberg angeregt, deren Überreste im Gelände heute noch zu finden sind. Auf diese Weise kam Kolm-Saigurn 1882 auch zu elektrischem Licht, als weder Wien noch Salzburg elektrifiziert waren.
Der Bau des Sonnblick-Observatoriums
Neben der Förderung und Modernisierung des Goldbergbaues, wurde auf dem Rauriser Sonnblick in 2722 m Seehöhe das Sonnblick-Observatorium errichtet. Diese Wetterbeobachtungsstation, das sog. Zittelhaus, wurde später mehrmals erweitert und modernisiert und hat bis heute seine Bedeutung. Arlt und Rojacher, der 1891 verstarb, haben durch ihr Zusammenwirken in ihrer gemeinsamen Zeit in Rauris die Entwicklung im Ort, im Tal und darüber hinaus mitgestaltet. Sie waren echte Pioniere und sollten nicht in Vergessenheit geraten.
Quellen
Wanderkarte 1:50 000, Gasteinertal, Wagrain, Grossarltal, freytag & berndt WK 191, Wien
Lahnsteiner, Josef, Unterpinzgau, Selbstverlag, Hollersbach 1960
Homepage des Österr. Alpenvereines, Sektion Rauris