Claudia Vilanek
Claudia Vilanek (* 1964 in Innsbruck) ist seit Jahren im Einsatz für das Projekt Little Flower.
Leben
Nach dem Besuch des Akademischen Gymnasiums in Innsbruck und der Matura folgte 1983 ihre erste Indienreise und Arbeit im Lepraprojekt Little Flower nahe der Grenze zu Nepal. Es folgte das Studium der Psychologie an der Universität Salzburg.
Als Psychologin, Kommunikationstrainerin und Coach in Salzburg, Mutter dreier Söhne, die sie auf ihren Reisen begleiten, fährt sie seit ihrem ersten längeren Aufenthalt mit achtzehn Jahren immer wieder nach Little Flower und unterstützt das Projekt Little Flower mit Spenden aus Österreich.
Little Flower
- siehe auch: Musik für Little Flower
Little Flower ist ein Projekt im Norden Indiens, das für die Leprakranken in Nordbihar, der ärmsten Gegend von ganz Indien, einzige Anlaufstelle für medizinische Betreuung, Arbeitsbeschaffung, Bildung und Zufluchtstätte ist. Im Dorf Sunderpur werden Lepraerkrankte ambulant und stationär betreut, da diese Krankheit in Indien nach wie vor auftritt und die Erkrankten zu Ausgestoßenen der indischen Gesellschaft macht.
Claudia Vilanek kennt Little Flower und Bruder Christdas seit seiner „Geburtsstunde“ vor 25 Jahren, als sie gerade 18 war. Sie erlebte die ersten Visionen und Träume, die Aufbruchstimmung in all dem ärmlichen Leben in Lehmhütten mit. Und begann Little Flower in all den Jahren finanziell zu unterstützen,zu begleiteten und hat es immer wieder besucht.
Das Projekt fasziniert sie grundsätzlich in seinem Ansatz für ganzheitliche Heilung, die nicht nur durch medizinische Maßnahmen erreichbar ist, sondern einen umfassenden Integrationsprozess und Bildungsprozess der Menschen verlangt. Neben der Seidenproduktion und vielen anderen Arbeitsbeschaffungsprogrammen, 50 000 Leprapatienten, die mittlerweile in Behandlung sind bzw. geheilt wurden, liegt ein Schwerpunkt des Projekts auf Ausbildungen für die nächste Generation und Integration in die Gesellschaft.
Das größte Projekt zur Arbeitsbeschaffung ist das Spinnen und Weben von Naturseide, so genannter biologischer Seide, weil dabei die Raupe nicht sterben muss.
Ein Designer aus Neu Delhi begleitet das Projekt und unterstützt in der Qualitätskontrolle und in der ständigen Verbesserung der Ware und des Designs. Die Organisation Mesh in Neu Delhi hilft bei der Gesamtabwicklung und beim Versand.
Bruder Christdas ist im Herzen Unternehmer, das beeindruckt Claudia Vilanek besonders. Er hat über Jahre alle Einkünfte von Little Flower auf einem Konto, gut verzinst, zur Seite gelegt, um bald die Gehälter aller ca. 400 Arbeiter aus den Zinsen dauerhaft gesichert bezahlen zu können. Die Tatsache, dass der Zinssatz auf die Hälfte gefallen ist, verzögert nun diese Möglichkeit um einige Jahre (voraussichtlich auf 2012).
Gleichzeitig verfolgt eine große kanadische Hilfsorganisation durch Personalwechsel andere Strategien und hat ihre Unterstützung auf die Hälfte reduziert.
Das sind zusammengefasst die Nöte von Little Flower, verbunden mit einem – immer noch fröhlichen Herzen und dem nicht umzubringenden Humor des Lebenskünstlers und Projektleiters. Die Botschaft von Little flower ist trotz aller Ärmlichkeit keine triste.
Wenn Claudia das Dorf betritt, kommt ihr Fröhlichkeit und Buntheit entgegen. Die Buntheit der Initiative, die Fröhlichkeit von Menschen, die ihr Leben wieder in die Hand genommen haben, auch wenn ihre Hände manchmal nur noch Stumpen sind.
Menschen, die Unterstützung brauchen,um es selbst zu tun.
Unterstützung 2009
Rund € 81.700.-- an Spendengelder konnte Mag. Vilanek 2009 in Österreich sammeln. Die Kosten für den Betrieb von Little Flower betragen im Monat rund € 15.000.--, wobei die Hälfte von einer kanadischen Hilfsorganisation kommt. So betrachten kann Mag. Vilanek mit ihren Spendengeldern das Dorf fast ein Jahr finanzieren. Die interessanteste Hilfsaktion dieses Jahres startete das Sportgymnasium Stams in Tirol. Eine Marathon-Veranstaltung brachte € 6.000.-- an Spendengeldern.
Seit 1983 konnte sie insgesamt eine Summe von € 615.414.-- an Little Flower überweisen. Weitere Informationen über Spenden usw. findet man im PDF unter Quellenangabe.
Nora Reiter
Die Impulsgeberin des Benefizkonzertes im Februar 2009 im Salzburger Republic, die 21jährige Nora Reiter, verunglückte tödlich bei einem Absturz am 18. Juli in eine Schlucht in die Salza im Gesäuse Steiermark. Zwei Mal hatte sie seit 2005 Little Flower persönlich besucht. O-Ton Nora Reiter: Das kann man niemanden erklären, der nicht dort war, was da mit einem passiert und wie viel es im Leben relativiert, wie beschenkt man wird durch diese Erfahrung.
Claudia Vilanek im O-Ton
„Die Adresse in meiner Tasche war die von Mutter Teresa in Kalkutta, die Motivation meiner Reise wohl, ein Stück meine Grenzen auszuleuchten und das Leben zu erforschen im Kontakt mit Menschen, denen all jenes fehlte, was mir so selbstverständlich war im Umfeld meiner Herkunft: Sicherheit, Sattheit, das Umgebensein von schönen, angenehmen Dingen. - Ich wollte wissen, was übrig bleibt, und nur das konnte es ja sein, was Leben wirklich ausmacht - was bleibt den Menschen in den Straßen Kalkuttas als Motivation, um weiterzuleben? Was also macht Leben letztlich aus?
Die Antwort ist einfach: über allem steht die Sehnsucht, in Beziehung zu sein. Das wurde mir in den Monaten, die ich dann in Sunderpur an der Grenze zwischen Indien und Nepal verbrachte, sehr klar: in dieser kleinen Gemeinschaft entstellter Menschen fand ich Kraft und Lebensfreude trotz der Grausamkeit dieser Krankheit, weil die Menschen sich hier in einer Gemeinschaft einander zugewandt erlebten und die Erfahrung teilten, dass ihnen durch die Unterstützung von Bruder Christdas die Chance auf ein Leben jenseits von Demütigung und Diskriminierung möglich war.
Zurückgekehrt von diesem halben Jahr im Lepradorf Little Flower begann ich mein Psychologiestudium in Salzburg. Gleichzeitig versuchte ich einen Weg zu finden, diese Erfahrungen in mein Leben hier in Österreich zu integrieren - es war keine leichte Zeit für mich. Im Aufbau eines Vereins in Österreich, um Little Flower finanziell zu unterstützen durch Vorträge, Rundbriefe, Interviews, Artikel, weitere Reisen ins Projekt fand ich einen Weg, weiter mit den Menschen in Kontakt zu bleiben und sie in ihrer Entwicklung zu begleiten. Auch heute geht es noch darum, ihren Weg in die finanzielle Unabhängigkeit über die Produktion von Wildseide zu unterstützen.
Wenn ich an Sunderpur/Little Flower denke, so sind die ersten Bilder niemals Bilder des Grauens, obwohl es genug davon gibt in diesem Dorf. Nein, es sind Bilder der Hoffnung und Zuversicht, wie viel möglich wird, wenn eine Handvoll Menschen sich nicht mehr als Opfer fühlen sondern aufbrechen, um Gestalter ihres Lebens, und sei es noch so ein Häuflein Leben nur, zu werden und der Kraft einer Vision folgen.
In meinem heutigen Beruf als Wirtschaftstrainerin und -coach denke ich oft an diese Menschen, weil sie mir das deutlichste und berührendste Beispiel sind, wie viel zu bewegen ist, wenn sich Menschen auf den Weg machen!
Mein Sohn Lukas, damals 10 Jahre alt, hat sich intensiv mit dem Leben im Dorf auseinandergesetzt und sich sein Leben in Sunderpur als Leprakranker vorgestellt: “Weißt du, was ich tun würde, wenn ich hier leben würde? Ich würde mir eine Rickshaw kaufen und jeden Tag die Leute zwischen Raxaul und Nepal hin und herbringen. Und wenn ich achtzehn bin, dann komm ich für ein halbes Jahr hierher, um hier zu arbeiten! Und dann, wenn ich zurückkomme, schreib ich allen Menschen, dass sie spenden sollen für Little Flower. Und du gibst mir die Adressen und sagst mir dann, wie du das immer gemacht hast!“
In der Buntheit meines Lebens neben heranwachsenden Kindern und Beruf bleibt es mir wichtig, die Menschen von Little Flower, die mich so wesentlich geprägt haben, all die Fragen, all das Suchen auf stunden- und tagelangen Reisen durch das weite Land Indiens, weiterzudenken, den Kindern weiterzugeben und nie aufzuhören, das Leben in seiner Fülle und Verschiedenartigkeit zu belauschen!“
Auszeichnungen
Sie wurde für ihr Engagement 1985 mit dem Eduard Wallnöfer Preis „für die mutigste Initiative zum Wohle unseres Landes“ und 1988 mit dem Bruno Kreisky Preis für Verdienste um die Menschenrechte ausgezeichnet.
Kontakt
- Claudia Vilanek
- Siegfried-Marcus-Straße 9
- 5020 Salzburg
- Email: office@claudia-vilanek.at
Weblinks
Quellen
- Unterstützung 2009 und Nora Reiter: 60. Rundbrief, Little Flower, September 2009
- Datei:Little Flower.pdf Rundschreiben 2009, Claudia Vilanek