Totenbrett
Das Leichenbrett oder Leichladen ist ein Holzbrett mit aufgemalter Inschrift, in der eines Verstorbenen gedacht wird.
Allgemeines
Die Leichenbretter, auch Leichladen, Totenbretter, Totenladen, Rebretter oder Lich(en) genannt, sind ungefähr eineinhalb bis zwei Meter lange Bretter, die an häufiger begangenen Stellen, an den Wänden von Heustadeln, Kapellen, an Zäunen, bei Wegkreuzen oder auch an Friedhofsmauern liegend oder stehend angebracht wurden. Meist waren auf ihnen ein Kreuz oder drei Kreuze, eine Jahreszahl und RIP aufgemalt oder eingeschnitzt.
Leichenbretter kommen heute noch im Mitterpinzgau, vor allem in Saalfelden und Maria Alm, aber auch in Unken, Lofer und Maishofen vor. An bestimmten Orten häuften sich die Leichläden. So gab es nach 1920 um Saalfelden herum mehr als 1 200 davon.
Seit dem 17. Jahrhundert weisen Leichläden ausführlichere Inschriften, wie Gebete oder Gebetsaufforderungen oder auch Segenswünsche für den Verstorbenen auf. Es finden sich auch erbauliche Sprüche mit Namen, Sterbedatum und Alter des Verstorbenen auf dem Totenbrett. Wenn eine figurale Darstellung vorhanden ist, was eher selten vorkommt, ist meist der Verstorbene in kniender Haltung abgebildet. Selten werden ausführlichere bildliche Darstellungen nach Art von Marterln oder Votivtafeln angebracht.
Angebracht wurden sie im Pinzgau - im Gegensatz zu Bayern oder dem Flachgau - in waagrechter Form. Durchschnittlich hätten die Totenbretter nur eine Lebensdauer von zehn bis fünfzehn Jahren, deshalb seien sehr alte Bretter außerordentlich selten.
Früher wurden die Toten zuhause auf Brettern aufgebahrt, die im Pinzgau Leichläden heißen. Das lässt sich im Pinzgau bis in das 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Diese Totenbretter dienten der Aufbahrung des in weißes Leinen eingeschlagenen oder eingenähten Leichnams. Nur die blank geputzten Schuhe, die besten, die der Verstorbene hatte, schauten heraus. Damit sollte symbolisch der freie Weg zum Himmel dargestellt werden. Hinausgetragen wurde der Verstorbene auch mit den Füßen voran - noch heute kennt man das Sprichwort, dass jemand "mit den Füßen zuerst" aus dem Haus getragen wird. Nach der Totenmesse in der Kirche ließ man den Leichnam samt Brett ins offene Grab rutschen. Daher kommt der Ausdruck ,Brettlrutscher' für den Tod, wie er in einem alten Pinzgauer Lied besungen wird. Bis vor wenigen Jahrzehnten sei der Brauch des Aufbahrens zuhause für rund 48 Stunden noch öfters gepflegt worden:
Ab dem Ersten Weltkrieg verschwand der Brauch sukzessive. Viele Scheunen oder Stadel wurden abgerissen, damit gingen viele Leichläden verloren. Doch es gibt noch Leute, welche diese Stücke pflegen und restaurieren. Auf Wanderungen im Gebiet der genannten Orte sind noch schöne Totenbretter zu sehen.
Zu erwähnen ist, dass neben den Totenbrettern auch viele Gedenkbretter angebracht wurden. Diese unterscheiden sich von den Leichläden durch den Inhalt des Geschriebenen. Denn der Grund für die Anordnung dieser Bretter ist die Betonung der Hausgemeinschaft, der geschlossenen bäuerlichen Familie. Neben den Namen der Angehörigen einer Sippe sind auch die der Knechte und Mägde. welche dem gleichen Hof angehörten, vermerkt.
Aufbahrung
Auf den Totenbrettern wurden die Verstorbenen aufgebahrt und früher manchmal auch zum Friedhof getragen. Nach dieser Verwendung wurden die Leichladen für die Aufstellung zugerichtet oder in der schlichten Form verwendet. Totenbretter können auch für in der Fremde Verstorbene aufgestellt werden. Manchmal wurden die Verstorbenen bis zu 48 Stunden lang auf Totenbrettern aufgebahrt, eben so lange, bis der Tischler den Sarg lieferte.
Später war man davon abgekommen, das Brett mit ins Grab zu geben, sondern dieses wurde entlang eines Weges zur Kirche, den der Verstorbene oft gegangen war, angebracht. Vorübergehende sollten ein Gebet für den Verstorbenen sprechen und die Bretter sollten auch als Mahnmal dienen.
Aberglaube
Mit den Totenbrettern waren, wie mit allen Dingen, die in irgendeiner Beziehung zu „Sterben, Leibern und Seelen Verstorbener“ stehen, auch abergläubische Vorstellungen und Praktiken verbunden. Die wesentliche Bedeutung von Leichläden ist aber die Erinnerung an den Verstorbenen, damit für sein Seelenheil gebetet und gute Werke verrichtet werden und der eigenen Trauer der Stachel genommen wird.
Beschriftet wurde der Leichladen nie im Sterbehaus - und schon gar nicht dort angebracht. Denn man befürchtete, dass es im Haus geistert. Man dachte, dass sich die Seele des Toten um den Leichladen herum aufhält. Manch ansonsten mutiger Sprücheklopfer habe in den Nächten einen weiten Umweg um diese Bretter gemacht.
Bildergalerie
Totenbretter am Verlauf der Gängstraße (Hof bei Salzburg)
Quellen
- Lenz Kriss-Rettenbeck, „Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens“, S. 53 – 54, Verlag Georg D. W. Callwey, München, 2. Auflage 1971
- "Salzburger Woche", Ausgabe "Pinzgauer Nachrichten", 31. Oktober 2012