Castrum superius
Die Salzpurch, das Castrum superius (die obere Burg), war die Residenz der Baiernherzöge, die in ihr vermutlich bis zum Ende der Agilolfinger 788 residierten.
Wo erstreckte sich die obere Burg?
Der sogenannte „Bergspitz“ ist die höchste Stelle des Festungsberges, dessen Fels hier ein natürliches flaches Plateau bildet. Dort traten bei archäologischen Kampagnen in Zuge von Umbauten in der Festung Hohensalzburg in den 1990er Jahren bedeutsame Funde zutage. Unter einer umgestürzten Bruchsteinmauer der Spätantike kamen römische Funde zum Vorschein, die aus der Zeit des Kaisers Valentinian I. (369 - 375) stammen.
Durch diese und weitere archäologische Untersuchungen ist nachgewiesen, dass der Festungsberg seit der Jungsteinzeit (4. Jahrtausend vor Christus) besiedelt war. Er bot größere Sicherheit als die versumpften und von Überschwemmungen bedrohten Niederungen entlang der Salzach. Einem römischen Bau folgte im 4. Jahrhundert n. Chr., ein Wehrturm (Burgus). Im Gegensatz zur Talsiedlung war auf der höher gelegenen Nonnbergterrasse und auf dem Festungsberg eine echte Kontinuität von der Spätantike zum frühen Mittelalter gegeben.
Bei der Ankunft Ruperts in Salzburg um 696 residierte Herzog Theudebert, der älteste Sohn und Mitregent von Herzog Theodo, in der „Oberen Burg“ auf dem Festungsberg über der alten Römerstadt Iuvavum. In der Stadt hatten sich im 7. Jahrhundert bayerische Siedler niedergelassen, wie Gräber am Kapitelplatz und am Domplatz belegen. Der Herzogssohn regierte weiterhin auf dem Festungsberg. An Rupert wurde ein Teil der darunter liegenden Stadt übertragen.
Die Existenz dieser als gleichwertig neben der Stadt genannte obere Burg wird von den Breves Notitiae bestätigt. In einer gefälschten Urkunde wurde noch zweihundert Jahre später das Kastell der hl. Erintrudis genannt. Damit wurde die Anlage des Klosters im Burgbereich erwähnt. Innerhalb dieses Burgbereichs der oberen Burg stand auch eine Kirche, die dem hl. Martin geweiht war. Diese Martinskirche lag auf einem auffallenden Felsen gegenüber des Nocksteins. Zumindest wird er in Urkunden des 10. Jahrhunderts mit dem Nockstein identifiziert.
Vergleicht man diese Fakten mit der Lage der heutigen Festung, stellt man fest, dass der Aufstieg zu dieser doch beschwerlich war (und noch ist) und in der Festung stets Wassermangel herrschte. Was beispielsweise den Verteidigern in den Bauernaufständen im 16. Jahrhundert zu schaffen machte[1].
Ein Faktor, der für die Einbeziehung des höher gelegenen Festungsberges in die Verteidigungsmauern der Salzpurch spricht, ist der Verteidigungsfaktor. Wäre doch eine nur auf dem Nonnberg gelegene und nur dort befestigte Burg leicht von den Höhen des Festungsberges herab angreifbar gewesen. Die Nonnbergterrasse mit Kloster und früherer Martinskirche war miteinbezogen in die Befestigungsanlagen der Oberen Burg auf dem Festungsberg. Damit erklärt sich auch die Bezeichnung „Obere Burg“, die muss schon oben (über dem Nonnberg) liegen. Außerdem wäre es unverständlich, wenn man den strategisch besten Platz nicht dafür nutzen würde.
Namensentwicklung
Die Schreibweisen waren bis Ende des ersten Jahrtausends nach Christus unterschiedlich: Salzpurch, Salzburch, Salzburc und Salzburg. ..Salzburg wird so erstmals im Salzburger Güterverzeichnis unter Erzbischof Arn erwähnt: in der Stadt Salzburg [Salzburch] im Gau der Iuvavenser [Ioboacensium], am Flusse Ignota, der mit anderem Namen Salzach [Salzaha] genannt wird...[2].
Weblinks
Quellen
- Heinz Dopsch: Der heilige Rupert in Salzburg – Vor 1300 Jahren kam der „Gründerheilige“ aus Worms am Rhein, in: Hl. Rupert von Salzburg 696-1996, Katalog zur Ausstellung im Dommuseum und in der Benediktiner-Erzabtei St. Peter, Salzburg 1996, S. 66-67
- Heinz Dopsch, Hans Spatzenegger: Geschichte Salzburgs, Band I/1, Salzburg 1999, S. 121-135
- Wilfried Kovacsovics: Salzburg im Frühmittelalter. Zur Frühzeit der Stadt aus archäologischer Sicht, in: S. Felgenhauer-Schmiedt, A. Eibner, H. Knittler (Hg.): Zwischen Römersiedlung und mittelalterlicher Stadt – Archäologische Aspekte zur Kontinuitätsfrage. Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 17 (2001), S. 91-102
- Heinz Dopsch, Robert Hoffmann: Salzburg, die Geschichte einer Stadt, Salzburg 2008, S. 86, 89
- Wilfried Kovacsovics: Baugeschichte im Überblick, in: Festung Hohensalzburg, Führer 2012, Hg.: Salzburger Burgen und Schlösser Betriebsführung, S. 36, 44-45
- Heinz Dopsch: Kleine Geschichte Salzburgs, Salzburg 2014, S. 27-28
Fußnoten
- ↑ vergleiche die Legende vom Salzburger Stierwascher
- ↑ Notitia Arnonis c. I. SUB I. S. 4