Eiszeit

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Eisstromnetzes des Würm Gletschers im Bereich des Landes Salzburg, Quelle: Dollinger et al 2011, Karte 4 nach Dirk van Husen 1987

Als Eiszeit bezeichnet man in der Quartärgeologie die Kaltzeiten innerhalb eines Eiszeitalters, bei denen die Vergletscherung das heutige Ausmaß bei weitem überstieg.

Eiszeiten, Kaltzeiten und Warmzeiten in einem Eiszeitalter

Innerhalb eines Eiszeitalters wechseln sich Kalt- und Warmzeiten nach einem regelmäßigen Muster ab, die als Milanković-Zyklen bezeichnet werden.[1] Da in der Erdgeschichte zwar mehrere Eiszeitalter nachgewiesen wurden, jedoch die Erde das gesamte Erdmittelalter eisfrei war, wird als wesentliche Voraussetzung für ein Eiszeitalter die Lage eines Kontinents an einem der Pole vermutet. Nur dann kann sich eine große Eiskalotte aufbauen, die durch ihre Albedo einen erheblichen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung weitgehend reflektiert und dadurch den Wärmehaushalt der Erde negativ beeinflusst.[2]

Wenn diese Grundvoraussetzung gegeben ist, können die Milankoviç-Zyklen ihre Wirksamkeit entfalten. Es sind eigentlich drei Parameter, die zusammen diesen Zyklus ausmachen und zwar:

  • die Präzession, deren Periodizität ungefähr zwischen 19 000 und 24 000 Jahren schwankt, und bei der sich zwei verschiedene Zyklen überlagern:
    • die Präzession der Erdrotationsachse („trudelnder Kreisel“) mit Zyklen von 25 700 bis 25 800 Jahren
    • die Präzession der Apsiden (Periheldrehung) mit Zyklen von 112 000 Jahren
  • die Variation der Ekliptikschiefe (Neigungswinkel der Erdachse) mit einem Zyklus von 41 000 Jahren
  • die Änderung der Exzentrizität (Variation der Länge der Halbachsen der Erdbahn) mit einem einfachen Zyklus von rund 100 000 Jahren, wobei ein Exzentrizitätsmaximum ungefähr alle 405 000 Jahre auftritt.[3]
Die Milanković-Zyklen und die Quartären Eiszeiten, Quelle: Wikipedia 2022, Stichwort Milanković-Zyklen

Die Abbildung zeigt deutlich, dass die Interglaziale ( Zwischeneiszeiten) sehr kurze Zeiträume sind. Die grauen Balken in der unteren Zeile der Abbildung sind die Warmzeiten zwischen den Kaltzeiten, die nach einer langen Vorbereitungsphase in einem ebenfalls nur sehr kurzen Maximum der Vereisung gipfeln. Bei der letzten Eiszeit, der Würm-Eiszeit, lag das Maximum der Vereisung bei etwa 20 000 bis 23 000 Jahren vor Heute, während die Vorbereitungsphase mit beginnenden Gletschervorstößen den Zeitraum von ca. 100 000 Jahren in Anspruch nahm. Das Spätglazial, das ist der Zeitraum zwischen dem Würm-Maximum und dem Ende des Pleistozän vor 10 000 Jahren vor Heute, dauerte etwa 10 000 Jahre.

Unser aktuelles Eiszeitalter

Das aktuelle Eiszeitalter mit der Antarktis in Südpollage wird als Kanäozoisches Eiszeitalter bezeichnet. Es beginnt im Tertiär und umfasst das gesamte Quartär. Dieses unterteilt sich in das Pleistozän (1,8 Millionen Jahre vor Heute[4] bis 10 000 Jahre vor Heute) und das Holozän (10 000 Jahre vor Heute bis Heute). Das Pleistozän als Periode weltweiter Vereisungen umfasst mehrere Eis-, Kalt- und Warmzeiten, wobei im Alpenraum vier Eiszeiten (Würm-, Riss-, Mindel- und Günz-Eiszeit) und weitere zwei Kaltzeiten (Donau- und Biber-Kaltzeit) durch Sedimente nachgewiesen sind.[5] Die letzte Vereisungsperiode bezeichnen wir in den Alpen als „Würm-Eiszeit“, die etwa vor 23 000 Jahren ihren Höhepunkt in Form eines gewaltigen Eisstromnetzes in den Alpen hatte. Fast das ganze Land Salzburg lag damals unter Eis, nur die höchsten Gipfel ragten aus dem kilometerdicken Eismantel, der Inn- und der Salzachgletscher endeten in Form gewaltiger Gletscherzungen im Alpenvorland.[6]

Das kanäozoische Eiszeitalter begann bereits im Tertiär vor etwa 34 Millionen Jahren, als der Kontinent Antarktis den Südpol erreichte und allmählich vergletscherte. Im Pliozän vor etwa 2,7 Millionen Jahren setzt eine verstärkte Eisbildung auch in der Arktis ein. Ab diesem Zeitpunkt wechseln sich längrre Kaltzeiten und kürzere Warmzeiten nach dem Rhythmus der Milanković-Zyklen ab.[7]

Vor etwa zwei Millionen Jahren begann das Quartär, dessen erste Phase als Pleistozän bezeichnet wird. Unsere aktuelle geologische Epoche wird als Holozän bezeichnet und beginnt vor etwa 10 000 Jahren vor Heute. Streng genommen befinden wir uns in einer Zwischeneiszeit, deren warmzeitlicher Höhepunkt bereits überschritten ist. Etwa in 10 000 Jahren wäre nach den Milanković-Zyklen eine neue Eiszeit zu erwarten,[8] sofern die Menschheit es nicht schafft, durch die anthropogen verursachte Klimaerwärmung die natürliche Abfolge von Kalt- und Warmzeiten zu zerstören.[9]

Frühere Eiszeitalter

Nachgewiesen sind fünf Eiszeitalter für den Zeitraum vor dem Mesozoikum (Erdmittelalter) und das Kanäozoische (Quartäre) Eiszeitalter. Während des Mesozoikums war die Erde eisfrei, es war kein Kontinent in Pollage.[10]

Die nachgewiesenen Eiszeiten im Land Salzburg

Auf dem Gebiet des Landes Salzburg sind Sedimente von drei der vier klassischen Alpinen Eiszeiten nachgewiesen, die von Penck & Brückner als Günz-, Mindel-, Riss- und Würm-Eiszeit bezeichnet wurden. Die Namensgebung erfolgte nach Flüssen im bayerischen Alpenvorland in deren Bereich die Endmoränen gefunden wurden.[11]

Verkleinerte Darstellung der quartärgeologischen Karte des östlichen Salzachgletschergebietes und des westlichen Traungletschergebietes (Weinberger 1955), Quelle: Dollinger 1998, S. 96


  • Die ältesten erhaltenen eiszeitlichen Sedimente im Land Salzburg sind die mindelzeitlichen Endmoränen im Norden von Köstendorf und südlich des Irrsberges (auf der Grenze von Neumarkt am Wallersee und Straßwalchen). Sedimente der Günz-Eiszeit sind auf dem Gebiet des Landes Salzburg nicht belegt.[12]
  • Etwas jünger sind die Interglazialen Deltaschichten aus dem Spätglazial der Mindel-Eiszeit im Bereich der Stadt Salzburg, die den Hellbrunner Berg, den Rainberg und den Mönchsberg aufbauen.[13]
  • Die Moränen der Riss-Eiszeit findet man als Staffel im Bereich der oberösterreichisch-salzburgischen Landesgrenze.[14] Diese Endmoränen sind aufgrund ihrer kryogenen Überformung während der nachfolgenden Würm-Eiszeit deutlich von den Würm-Moränen zu unterscheiden.

Quellen

  • Dollinger, Franz (1998): Die Naturräume im Bundesland Salzburg. Erfassung chorischer Naturraumeinheiten nach morphodynamischen und morphogenetischen Kriterien zur Anwendung als Bezugsbasis in der Salzburger Raumplanung. Trier: (= Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Bd. 245), 215 S.
  • Dollinger, Franz (2010): Ist die Raumordnungspolitik der Schlüssel zu einer erfolgreichen Klimapolitik? Diskussion erster Zwischenergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP im Lichte der Klimageschichte und des zukünftigen Klimas des Landes Salzburg. - In: SIR- Mitteilungen und Berichte, Bd. 34, S. 7-26
  • Dollinger, Franz; Kienberger, Stefan; Klingler, Stefan; Lampelmaier, Lydia; Neuwirth, Christian; Prinz, Thomas; Reischenböck, Gerald; Riedler, Walter; Schönegger, Claudia; Zeil-Fahlbusch, Elisabeth (2011): Klimawandel und Raumplanung in Salzburg. Ergebnisse des Alpenraumprojekts CLISP zur Anpassung an den Klimawandel für die Modellregion Pinzgau–Pongau. Salzburg: (= Materialien zur Raumplanung, Bd. 22), 128 S.
  • Gamerith, Werner; Heuberger, Helmut (1999): Daten zur Eisstromhöhe des eiszeitlichen Salzachgletschers im Salzachquertal zwischen Schwarzach-St. Veit und Salzburg. - In: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 139. Vereinsjahr, S. 317–341
  • Husen, Dirk van (1987): Die Ostalpen in den Eiszeiten. Wien: (= Populärwissenschaftliche Veröffentlichungen der Geologischen Bundesanstalt), 24 S. + Kartenbeilage
  • Kroonenberg, Salomon (2008): Der lange Zyklus. Die Erde in 10.000 Jahren. Aus dem Niederländischen von Monica Barendrecht und Thomas Charpey. Darmstadt: Primus Verlag, 256 S.
  • Penck, Albrecht; Brückner, Eduard (1909): Die Alpen im Eiszeitalter. Erster Band: Die Eiszeiten in den nördlichen Ostalpen. Leipzig: Chr. Herm. Tauchnitz, 393 S.
  • Wikipedia 2022, Stichworte Eiszeitalter und Kanäozoisches Eiszeitalter

Einzelnachweise

  1. Wikipedia: Milanković-Zyklen
  2. Dollinger 2010, S. 10
  3. Wikipedia 2022, Stichwort Milanković-Zyklen
  4. Als "Heute" gilt das Jahr 1950, das Jahr, in dem die erste Wasserstoffbombe gezündet wurde. Die Datierungen nach der Kohlenstoff-Isotopenmethode haben deshalb diesen Bezugszeitpunkt.
  5. Penk & Brückner 2009, zit. nach Dollinger 1998, S. 92, und 2010, S. 10f
  6. Husen 1987, Kartenbeilage, Gamerith & Heuberger 1999, Karte 1 und Dollinger et al 2011, Karte 4
  7. Wikipedia 2022, Stichwort: Kanäozoisches Eiszeitalter
  8. Kroonenberg 2008, S. 12
  9. Dollinger 2010, S. 17f
  10. Wikipedia Stichwort Eiszeitalter
  11. Penck & Brückner 1909
  12. Dollinger 1998, S. 92
  13. ebd.
  14. Del Negro 1967, S. 20
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