Michaelskapelle Piesendorf: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 26. Mai 2018, 20:07 Uhr

Pfarrkirche Piesendorf
Eingangsportal an der Südmauer der Pfarrkirche Piesendorf
Orgelempore in der Pfarrkirche Piesendorf
Blick auf die Wandmalereien an der Rückwand der Kapelle
Rechts der hl. Michael (mit Schwert)
MichaelskapellePiesendorf2.JPG
Rechts die hl. Barbara (mit Turm)
MichaelskapellePiesendorf4.JPG
MichaelskapellePiesendorf5.JPG
Rechter unterer Teil einer Christophorus-Darstellung an der nördlichen Wand der Michaelskapelle. Dieses Bild hatte ursprünglich nichts mit der Kapelle zu tun, sondern befand sich an der südlichen Außenwand der Kirche.

Die Michaelskapelle in Piesendorf ist Teil der Pfarrkirche und mit bemerkenswerten spätgotischen Wandmalereien ausgestattet, die bei der von 1989 bis 1995 durchgeführten Restaurierung der Pfarrkirche entdeckt wurden.

Einführung

Eine alte Überlieferung besagt laut Josef Lahnsteiner, einem der Chronisten des Pinzgaues, dass die erste Kirche von Piesendorf in Walchen gestanden sei. Dafür führt er mehrere Gründe an:

  1. den Sitz des Geschlechtes der Walcher auf der Burg in Walchen.
  2. Das "Pfarrvidtum" war bis 1600 in Friedensbach, das ist in nächster Nähe vom Ortsteil Walchen.
  3. Auch die Kirchengründe liegen dort. Das "Angerl vor dem Walcherwirt" und angrenzende Flächen werden "Freithöfel" genannt. Um 1830 sollen dort bei einer Grabung auch Menschenknochen gefunden worden sein. Zwischen 1200 und 1300 ist der Walcherbach - auch heute noch ein gefürchteter Wasserlauf - ausgebrochen und hat alle Häuser zwischen Friedensbach und Vögäumühle, das beträfe auch die dort vermutete erste Kirche, zerstört. Lahnsteiner meint daher, dass daraufhin die Kirche an ihrem heutigen Standort neu errichtet wurde.
  4. Fast alle Kirchen des Pinzgaus waren dem Bistum Chiemsee, Piesendorf unterstand jedoch den Walchern. Aufgrund dieses Umstandes wurde lange Zeit angenommen, dass Piesendorf die Urpfarre des Pinzgaus gewesen sein könnte, was von Heinz Dopsch inzwischen widerlegt wurde.
Alter und Umfang der Altpfarre Piesendorf

Die heutige Pfarrkirche ist dem Hl. Laurentius geweiht. Daran angebaut findet sich die Michaelskapelle, die früher als Sakristei Verwendung fand und ab 1989, nach dem Neubau der Sakristei, als Werktagskapelle genutzt wurde. Zur Pfarre gehören die Ortschaft Aufhausen mit der Filialkirche St. Leonhard, die schon erwähnte Ortschaft Walchen mit der Filialkirche St. Ulrich und Elisabeth, die Ortsteile Friedensbach, Fürth und Hummersdorf. In der Zeit des Mittelalters bis zum Konzil zu Trient (abgehalten von 15451563) war die Pfarre jedoch wesentlich größer und umfasste auch die heute selbständigen Pfarren Kaprun und Niedernsill. Neben Piesendorf existierten im Mittelalter im Salzachtal nur drei Großpfarren: Bramberg, Stuhlfelden und Zell am See. Das Laurentius-Patrozinium lässt eine sehr frühe Kirchengründung vermuten. Sie ist für das Hochmittelalter anzunehmen.

Die Baugeschichte der Pfarrkirche

Die archäologische Grabung, die von Eva Maria Feldinger und Fritz Moosleitner geleitet wurde, brachte zusammengefasst folgende Erkenntnisse: eine vorromanische Saalkirche, einen Kapellenbau an der ältesten Kirche, eine Romanische Doppelkirche, eine Doppelkirche mit frühgotischem Chor, eine Spätgotische Saalkirche, spätgotische Abänderungen und Ergänzungen und bauliche Veränderungen in der Neuzeit.

Die Michaelskapelle

Dachkonstruktion und Grundriss

Das Dachwerk zeigte sich im ursprünglichen Zustand des Spätmittelalters. Die Dachkonstruktion ist aus Fichtenholz errichtet worden. Die gebeilte Oberfläche ist deutlich sichtbar, d.h. das Holz wurde nicht gesägt, sondern mit dem Beil zugerichtet. Die Hölzer des Dachstuhls der Michaelskapelle besitzen kaum Waldkanten, die für die zeitliche Zuordnung erforderlich sind. An zwei Proben konnten aber die Fälldaten 1434 und 1436 festgestellt werden. Das korreliert auch mit einem Datum in der Malerei, dem zwar die Einerstelle fehlt, das aber mit 143(.) zeitlich nicht weit von den festgestellten Fälldaten liegen kann.

Der Grundriss der Kapelle war als Rechteck geplant. Durch Ungenauigkeiten entspricht er tatsächlich einem Parallelogramm.

Die spätgotische Malerei

Die langjährige Vermutung, dass in dieser Kapelle umfangreiche Wandmalereien vorhanden seien, hat sich bei der Restaurierung der Kapelle bestätigt. Der Zustand vor der Restaurierung wies vielfache Übermalungen auf. Durch diese und die damit jeweils verbundenen Abspachtelungen wurden Teile der ursprünglichen Malerei beschädigt. Bei dieser handelt es sich um eine so genannte Kalksecco-Malerei, die sehr qualitätsvoll ausgeführt wurde. Die verwendete Technik war zum Zeitpunkt der Herstellung sehr gebräuchlich. Die Pigmente entstammen natürlichen und gebrannten Erden. Es wurde eine Vielzahl von Schablonen verwendet. Man vermutet aus mehreren Gründen einen Künstler, der auf Wandmalerei spezialisiert war. Die Wandmalerei in der Michaelskapelle wies unter den verwendeten Schablonen eine auf, die auch in der Filialkirche in Schwarzenbach bei Uttendorf im Pinzgau und in zwei bayrischen Kirchen Verwendung gefunden hatte. Die Wandmalerei stellt in Haupt- und Nebenszenen Christus und Heilige wie den namensgebenden Hl. Michael, die Hl. Barbara, Johannes den Täufer, Maria Magdalena/Elisabeth, Stephanus/Laurentius, Maria mit dem Kind, u.a. dar. Die Schablonen wurden zur Dekoration von Umrahmungen, von Kleidung und des Hintergrundes eingesetzt.

Der Christophorus an der südlichen Außenwand der Pfarrkirche

Der während der Restaurierung entdeckte monumentale Christophorus – seine Darstellung weist eine Größe von insgesamt 6 x 2,5 Metern auf – befand sich bereits vor dem Bau der Kapelle auf der südlichen Außenwand der Kirche. Das Bild passt mit seiner Freskotechnik nicht in den Stil der Salzburgischen Malerei der 1430er Jahre, gehört auch nicht zur Michaelskapelle und müsste daher an eigener Stelle behandelt werden.

Zusammenfassend ist anzumerken, dass es durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit bei dieser Untersuchung und Restaurierung von Kirche und Kapelle möglich war, neue Informationen zu erhalten.

Quellen