Gämse: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 16. Oktober 2016, 09:30 Uhr
Die Gämse (Rupicapra rupicapra) ist ein tagaktives Großtier, das in den Hohen Tauern vorkommt und zu den Tieren im Nationalpark Hohe Tauern zählt. Aber auch in anderen Bergregionen im Bundesland Salzburg und sogar auf dem in der Stadt Salzburg befindlichen Kapuzinerberg leben Gämsen.
Aussehen und Lebensweise
Sie ist – weil tagaktiv – unter den Wildtieren in der Tauernregion am ehesten zu beobachten. Das Fell des bis zu 45 kg schweren Säugetiers ist am Rücken im Winter schwarzbraun, im Sommer braungrau bis rostfarben. Männliche und weibliche Tiere sind behornt, wobei die sog. „Gamskrucken“ beim Bock enger gekrümmt sind, als bei den Geißen. Gämsen sind bestens an ihre Lebensregion angepasst. Ihr Vorkommen ist in Europa bis in das mittlere Eiszeitalter nachgewiesen, in dem sie „plötzlich“ in Erscheinung getreten sind. Über ihre Vorgänger und deren Herkunftsgebiet ist gegenwärtig nichts Sicheres bekannt. Auch die vermutete Einwanderung aus Asien ist derzeit nicht belegbar.
Lebensraum Hohe Tauern
„Von Grasheide durchsetztes, felsiges Gelände oberhalb der Waldgrenze“ ist ihr bevorzugter Lebensraum in den Hohen Tauern. Im Sommer steigt die „Alpengams“ bis zur Schneegrenze auf. Im Winter und bei extremen Wetterbedingungen weicht sie in die oberen Waldbereiche zurück. Autolenkern, die die Strecke über das Kleine Deutsche Eck durch das Saalachtal benutzen, fällt auf einer bestimmten Wiese gelegentlich eine Gämsengruppe auf, die sogar am straßennahen Talboden grast.
Üblicherweise halten sich Gämsen in für sie gut geeigneten Gebieten über der Waldgrenze bis in Höhen von 3 000 m ü. A. auf. Im Winter wechseln sie manchmal von den schneereichen Schattseiten auf die sonnseitigen Hänge und Grate, die durch Wind- und Sonneneinwirkung schneearm oder schneefrei sein können.
Gämsen verfügen über eine hohe Anzahl besonders kleiner roter Blutkörperchen, die ihnen die Aufnahme der benötigten Sauerstoffmenge in dünnerer Luft ermöglichen, wodurch sie an das Leben in den extremen Hochlagen vorzüglich angepasst sind. Die Form ihrer Klauen verleiht ihnen hohe Trittsicherheit, die die für menschliche Beobachter schier schwindelerregende Fortbewegung in nahezu senkrecht wirkenden Felswänden begünstigt.
Nahrung und Sozialverhalten
Im Sommer fressen Gämsen Gräser und Kräuter, im Winter ergänzen sie diese durch Knospen, Triebe und Nadeln von Bäumen und Sträuchern.
Sie leben in Rudeln, die jahreszeitlich und auch örtlich unterschiedlich groß sind. Oft besteht das Rudel nur aus einer Geiß mit einem Kitz und einem Jahrling. Manchmal schließen sich mehrere kitzführende Muttertiere zu einem Rudel zusammen, in dem sich auch Jahrlinge befinden und die von einer älteren und erfahrenen Geiß geführt werden. Andererseits bilden auch Jungböcke kleinere Rudel. Die alten Böcke sind hingegen ausgesprochene Einzelgänger, die nur zur Brunftzeit zu einem Rudel stoßen. Das Leben im Rudel bringt größere Sicherheit. Bei Gefahr wird ein in längeren Intervallen hörbarer langgezogener heiserer Pfiff ausgestoßen, der alle Tiere des betreffenden Rudels warnt.
Brunftzeit und Nachkommen
Sie beginnt Ende Oktober und dauert bis Mitte Dezember an. Die Böcke markieren ihr Territorium, in dem sie das Sekret ihrer hinter den Gamskrucken befindlichen Brunftdrüsen mit schief gehaltenem Kopf an den Pflanzen abstreifen. Es kommt zwischen den Böcken zu mit den Krucken ausgetragenen heftigen Rivalitätskämpfen, die mitunter auch zum Tod eines der beiden Tiere führt. Etwa Ende Mai Anfang Juni setzen die tragenden Geißen meist ein Kitz, das seiner Mutter nach ein bis zwei Stunden folgen kann.
Gämsenrudel an der B 311
Wer öfters über das Kleine Deutsche Eck fährt, konnte das Phänomen schon das eine oder andere Mal beobachten: seit rund 15 Jahren tummelt sich in St. Martin bei Lofer regelmäßig ein Gämsenrudel auf der an die B 311 anrainenden Kalkwiese von Roswitha und Josef Schmuck, Thurnbauerngut. Weder der vorbei rauschende Verkehr, noch die Fotografen scheinen die Tiere beim Äsen der Grasspitzen zu stören. Begonnen hat alles mit einer Geiß, die mit ihren zwei Kitzen auf der Talwiese erschienen ist. Das wachsende Rudel scheint diese Gepflogenheit fortzuführen. Selbst im Sommer besucht das Rudel diesen offenbar begehrten Talboden, wobei sich die Gämsen unter die weidenden Kühe mischen.
Quellen
- Eberhard Stüber, Norbert Winding Die Tierwelt der Hohen Tauern, S. 142 und 143, 4. aktualisierte Auflage, HG Nationalparkrat, Matrei, 2007
- Heinz Bayer, Wo Gämsen im Rudel grasen. Salzburger Nachrichten, 15. Oktober 2016, Lokalteil, S. 13-14.