Lager Glasenbach: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 19. Oktober 2009, 18:36 Uhr

Das Lager Glasenbach Marcus W. Orr war ein Internierungslager der Amerikaner für Nazi-Verdächtige im Stadtgebiet von Salzburg. Es war das größte Internierungslager für Nationalsozialisten und Kriegsverbrecher auf österreichischem Gebiet.

Lage

Das Lager wurde von der Rainerkaserne, die unter den Amerikanern Camp Truscott hieß, verwaltet und betreut, da sie die nächst gelegene Kaserne (und Postamt!) war. Das Internierungslager selbst dehnte sich jedoch auf der linken Salzachseite auf dem Gebiet der heutigen Alpensiedlung aus. Etwa auf der Höhe des heutigen Ginzkeyplatzes.

Name

Der Name Marcus W. Orr soll nach dem letzten im Zweiten Weltkrieg verwundeten amerikanische Soldaten benannt worden sein.

Geschichte

Die vorrückende Rote Armee veranlasste viele Funktionäre des Nationalsozialismus, sich aus Ostösterreich nach Westen in den amerikanischen Sektor abzusetzen. Im amerikanischen Bereich wurden sie vom "automatic arrest" erfasst, einer Entnazifizierungsmaßnahme, die alle festsetzen soll, die in einer bestimmten Position für den Nationalsozialismus tätig waren.

So wurden bis zu 12.000 dieser tatsächlichen oder unter dem Verdacht stehenden Sympathisanten mit dem NS-Regime im Camp Marcus W. Orr interniert. Es waren sehr unterschiedliche Personen wie Chargen der SS, der Waffen-SS, Wehrmachtsgeneräle wie Kesselring und Rendulic, Bürgermeister, Ortsgruppenleiter, Gauhauptleute, Richter und Staatsanwälte, Industrielle, aber auch Kriegsverbrecher wie Walter Reder oder KZ-Kommandanten wie Franz Stangl und Anton Burger.

Die so gemischte Lagergemeinschaft von Unschuldigen und tatsächlichen Tätern nannte ihr Lager selbst Konzentrationslager, wohl auch als Reaktion der Verleugnung der tatsächlich von manchen der Lagerinsassen angestifteten oder durchgeführten unrechten Handlungen während der NS-Zeit. Die Entnazifizierungsbemühungen im Lager beschränkten sich auf Vernehmungen und das Ausfüllen von Fragebögen. So wurden nur die Schwerbelasteten gefiltert, die dann den Volksgerichten übergeben oder zu den NS-Prozessen in Dachau überstellt wurden.

Am 15. Oktober 1946 besuchte General Donald Dwight Eisenhower das Lager. Das Lager war von einem Stacheldrahtzaun umgeben, der jedoch trotz Bewachung Lebensmittel- und Wäschepakete von Angehörigen durchließ, und es kam auch zu gelegentlichen Fluchtversuchen. So konnte sich Anton Burger seiner Auslieferung an die Tschechoslowakei durch Flucht 1947 entziehen. Lagerkommandant war Colonel Wooten, der die Inhaftierten mit "meine Freunde" angesprochen hatte. Den Insassen wurde ein eigener Ordnerdienst und eine weitgehende Selbstverwaltung zugestanden, was zum raschen Wiederaufleben der alten Hierarchien führte.

Diese legere Behandlung wurde aber den amerikanischen Bewachern nicht gedankt. Denn bei einer Häftlingsüberstellung zu den Dachauer Prozessen am 19. März 1947 kam es zu einem Aufstand, der durch Schusswaffengebrauch der österreichischen Gendarmerie beendet werden konnte. Trotzdem machten die Amerikaner weitere Zugeständnisse. So wurde die Haftzeit in Glasenbach auf Volksgerichtsstrafen angerechnet.

Am 5. August 1947 übergab Zonenkommandant Generalmajor Harry J. Collins im Rahmen einer Feier das mit 1. August aufgelassene Internierungslager Marcus W. Orr an der Alpenstraße an die österreichischen Behörden.

Am 6. Jänner 1948 verließ der letzte Internierte das Lager Glasenbach: eine Gruppe von 21 Kriegsverbrechern aus dem Lager Marcus W. Orr wurde von den amerikanischen Behörden an das Landesgericht Salzburg überstellt; damit wurde auch die Abteilung für Kriegsverbrecher, die im Lager Marcus W. Orr noch unter amerikanischer Leitung stand, aufgelöst.

Aber erst am 9. September 1953 räumten die USFA endgültig das Lager Glasenbach, in dem sie seit Ende 1947 noch eine umzäunte Fläche für Lagerungszwecke gemietet hatten.

Quellen