Projekt Stollenbahn Schareck
Die Stollenbahn Schareck sollte in der Kern(schutz)zone des Nationalparks Hohe Tauern eine Verbindung zwischen dem Skigebiet im Naßfeldtal (Sportgastein) und dem auf Kärntner Seite befindlichen, ganzjährigen Gletscherskigebiet werden.
Die Ausgangssituation
Um die Errichtung einer Stollenbahn unter dem Schareck wurde bereits seit einigen Jahren gerungen (Stand 2011). Durch einen Anschluss an das südlich des Alpenhauptkammes gelegenen Ganzjahres-Gletscherskigebiets erhofften sich die Bad Gasteiner einen Aufschwung im Fremdenverkehr. Der Tiroler Skilift-Tycoon Heinrich Schultz und und der Kärntner Bauindustrielle Hans Peter Haselsteiner wollten im Gegenzug für diese unterirdische Verbindung zu "seinem" Skigebiet Mölltaler Gletscher am Wurtenkees rund 100 Millionen Euro in die verfallenen Häuser in Bad Gastein investieren (siehe Franz Duval).
Befürworter der Bahn erklärten, dass weder Berg- noch Talstation im Schutzgebiet lägen, verschwiegen aber, dass es von den fünf Bahnkilometern, die allerdings im Erdinnern unter dem Berg liegen werden, 2,8 Kilometer sehr wohl durch die schutzwürdige Kernzone des Nationalparks führen.
Knackpunkt
Streitfrage war: gilt die Schutzwürdigkeit und die Alpenkonvention auch unter Tag und wenn ja, bis in welche Tiefe?
Ein Rechtsgutachten des obersten Landesjuristen des Landes Salzburgs, Ferdinand Faber, ging davon aus, dass eine komplett unterirdisch geführte Bahn, eben diesen (internationalen) Schutzstatus nicht verletzen würde und somit der Bau der Bahn bewilligungsfähig wäre. Die seit Herbst 2010 im Amt befindliche für den Nationalpark zuständige Landesrätin Tina Widmann (ÖVP) wollte sich jedoch Ende Dezember noch nicht in ihrer Haltung zu diesem Projekt festlegen, weil sie es im derzeitigen Stadium nur als Idee sähe. Ihre Vorgängerin, Doraja Eberle, hatte sich klar gegen eine Errichtung der Bahn ausgesprochen, bzw. gegen eine Aufweichung des Nationalparkgesetzes. Genau das aber hätte das erstellte Rechtsgutachten bewirken können.
Die Entscheidung
Anfang Februar 2011 teilte Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) mit, dass die geplante Stollenbahn nicht kommen wird. Sie stützte sich auf das Gutachten und verwies auch darauf, dass die Zukunft des Nationalparks und seine internationale Anerkennung auf ernsthaft auf dem Spiel stehen. LH-Stv. Dr. Wilfried Haslauer junior (ÖVP) kritisierte "...Die SPÖ hat vorschnell - in großer Angst vor Schwierigkeiten - das Projekt versenkt. Das war keine Hilfe für die Sanierung des Gasteiner Ortszentrum..." Weiter argumentierte Haslauer, dass jene "denen der Verfall in Bad Gastein ein Dorn im Auge ist, wissen, bei wem sie sich bedanken müssen - auch für die mehreren Hundert Arbeitsplätze der Bahn, die jetzt nicht geschaffen werden".
Scharfe Kritik wiederum musste sich Haslauer von Eberhard Stüber, Präsident des Naturschutzbunds anhören. "Landeshauptmann Wilfried Haslauer senior war ein Hauptinitiator des Nationalparks Hohe Tauern. Sein Sohn verrät nun die Idee seines Vaters. Er hat für den Nationalpark nichts übrig und versucht mit Ausnahmegenehmigungen zu beginnen", was eine Kettenreaktion ungeahnten Ausmaßes auslösen könnte.
2019: Neuer Besitzer und die Stollenbahn
2019 verkauften Schultz und Haselsteiner das Skigebiet Mölltaler Gletscher und das Valeriehaus an die slowakische Tatry-Gruppe. Den Slowaken hat man jetzt die Pläne gleich "mitverkauft". Und sie dem Vernehmen nach im Glauben gelassen, dass sie eine Verbindung bauen können.
Heinrich Schultz wollte sich trotz mehrfacher Nachfrage dazu nicht äußern. Max Gottfried, Manager der Tatry-Gruppe, sagte kurz angebunden, dass er von den früheren Besitzern alle Unterlagen und Pläne erhalten habe. Zurzeit gehöre das Thema Zusammenschluss aber nicht zu den Top-Prioritäten.
Wollen die Slowaken tatsächlich die beiden Seiten verbinden, dann haben sie einen steinigen Weg vor sich. Nicht zuletzt wären sie auf eine Änderung des Nationalparkgesetzes angewiesen. Dieses ist Landessache. Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) war einst - wie Parteikollege Bgm. Gerhard Steinbauer - ein vehementer Befürworter der Bahn, zumal Haselsteiner im "Austausch" angeboten hatte, die Duval-Hotels im Zentrum Bad Gasteins zu kaufen und herzurichten.
Die Ausgangslage hat sich freilich geändert, mittlerweile treiben andere Investoren im historischen Ortskern Projekte voran, um die Stollenbahn ist es ruhig geworden.
Quellen
Salzburger Nachrichten, 23. Dezember 2010 und 2. Februar 2011
- www.sn.at, 14. Oktober 2019