Leopold Engleitner

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Leopold Engleitner 2005 im Mühlviertel

Leopold Engleitner (* 23. Juli 1905 in Weinbach bei Strobl; † 21. April 2013 in Herzogsdorf, Oberösterreich) war bis zu seinem Tod der weltweit älteste männliche KZ-Überlebende.

Leben

Engleitner wurde 1905 in Weinbach bei Strobl am Wolfgangsee geboren (Gemeinde St. Wolfgang) und wuchs in der Kaiserstadt Bad Ischl auf. Der Prunk der Monarchie missfiel ihm angesichts der bitteren Armut des Volkes. Als im Ersten Weltkrieg Glocken zu Kriegsgerät verarbeitet wurden, verlor er sein Vertrauen in die Kirche. Er wurde Zeuge Jehovas und geriet nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten als "Bibelforscher" ins Visier der Gestapo. Er war in den Konzentrationslagern Buchenwald, Niederhagen und Ravensbrück interniert. Bei der Einlieferung in das KZ Buchenwald[1] hielt ihm ein SS-Mann seine Pistole an die Schläfe und fragte ihn, ob er bereit wäre zu sterben. Dies beantwortete Leopold Engleitner mit ich bin gefasst. Daraufhin meinte der SS-Mann, er wäre zum Erschießen auch zu blöde.

Im KZ Niederhagen[2] wurden die Zeugen Jehovas vor die Wahl gestellt, ihrem Glauben mittels schriftlicher Erklärung abzuschwören und heimzugehen oder durch den Kamin zu gehen. Engleitner meinte dazu, dass er weder Abschwören noch durch den Kamin gehen werde. Nach einem Aufenthalt KZ Ravensbrück[3] wurde er schließlich 1943 entlassen. Bei seiner Heimkehr wog er nur mehr 28 Kilo. Einer neuerlichen Einberufung kurz vor Kriegsende, im April 1945, entzog er sich durch Flucht auf die Meisterebenalm in Strobl, wo er sich bis Kriegsende aufhielt. Dort verfasste er den Spruch:

Wenn die Welt in Waffen tost, ist Bergeinsamkeit des Weisen Trost.

Auch bedeuten ihm nachstehende Worte sehr viel, die er in einer Zeitung nach dem Ersten Weltkrieg entdeckt hatte:

Darum, dass nie wieder Krieg durchfurche diese Erde, das bürgt der Krieg, dem alles Leid entstieg. Dass der Welt ein ewiger Friede werde, darum nie wieder Krieg.

Sein Gehör ist seit den Schlägen und Tritten der KZ-Wächter geschädigt. Vater konnte er auch nicht mehr werden, weil ihm einmal ein SS-Scherge zwischen die Beine getreten hat. Nach dem Krieg führte der einfache Arbeiter jahrzehntelang ein unscheinbares Leben. Erst nachdem der oberösterreichische Autor Bernhard Rammerstorfer 1999 eine Biografie über ihn verfasst hatte, wurde Engleitner gefragter Interviewpartner und Gastredner im In- und Ausland sowie vom Bildungsministerium beauftragter "Zeitzeuge über den Nationalsozialismus".

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Engleitner bei der Familie seines Biografen im oberösterreichischen Mühlviertel, wo er im April 2013 friedlich eingeschlief.

Ehrungen

Leopold Engleitner ist Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, des deutschen Bundesverdienstordens und ist Schulreferent für die NS-Zeit. 2006 erhielt er gemeinsam mit seinem Biografen den Elfriede-Grünberg-Preis, 2003 zudem das Silberne Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich.

Film

Die Lebensgeschichte Engleitners wurde in der Dokumentation "Ladder in the Lion's Den" ("Leiter in der Löwengrube") verfilmt. Wenige Tage vor seinem Tod war der Streifen, für den sein Biograf Bernhard Rammerstorfer verantwortlich zeichnet, beim "Fallbrook International Filmfestival" in den USA als beste Kurzdokumentation ausgezeichnet worden. Zur Premiere des Films im November 2012 war Engleitner noch selbst nach Los Angeles gereist.

Weblinks

Quelle

Einzelnachweise

  1. siehe Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "KZ Buchenwald"
  2. Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "KZ Niederhagen"
  3. Eintrag in der deutschsprachigen Wikipedia zum Thema "KZ_Ravensbrück"