Erdbeben vom 20. Jänner 1889
Das Erdbeben vom 20. Jänner 1889 wurde in weiten Teilen des Landes Salzburg wahrgenommen.
Das Erdbeben
Das Erdbeben vom 20. Jänner 1889 bestand aus zwei, zeitlich und räumlich von einander getrennten Stößen, welche sich nur über Pongau und einen kleinen Teil von Lungau verbreiteten.
Der erste Stoß fand um 08:46 Uhr Vormittag statt und wurde in einer Reihe von Orten verspürt, welche eine krumme Linie in der Richtung von Werfen über Bischofshofen und Radstadt bis Mandling und Schladming bilden. Der zweite Stoß äußerte sich in der Linie Außerfelden (das heutige Mitterberghütten) - St. Johann - Muhr und fand um 09:40 Uhr vormittags, also kaum eine Stunde später statt.
Der erste Stoß nahm seinen Anfang in Werfen bereits um 08:40 Uhr (Bahnzeit) verspürt. Er äußerte sich in einem schwachen Donnern, welches etwa sechs bis sieben Sekunden dauerte. Dasselbe schwache Donnern wurde in Werfen scon zwei Tage früher bemerkt. Um 08:46 Uhr wurden dann in Bischofshofen ganz deutlich vier kurze, scharf voneinander getrennte Erdstöße beobachtet und zwar, wie es schien, in der Richtung von Nordosten nach Südwesten. Der Hund, welcher zu den Füßen des Beobachters schlief, sprang plötzlich auf in dem Moment, als das Erdbeben bemerkt wurde. Ein donnerndes Getöse, wie wenn ein sehr schwerer Gegenstand auf Eisen auffällt, wurde gleichzeitig mit den Stößen wahrgenommen.
In Radstadt dagegen beobachtete man nur einen einzigen Erdstoß, einen Schlag von unten oder ein Erzittern, man hatte das Gefühl, als ob sich der Boden ein wenig gehoben hätte, Gläser klirrten auf ihrer Stelle, auf dem Kirchenchor fiel ein Stück Maueranwurf auf die Tasten der Orgel, Hunde fingen an zu bellen, das gleichzeitig mit dem Erdstöße auftretende Getöse war donnerähnlich, wie wenn ein Holzstoß durcheinander gestürzt oder ein Gewölbe eingefallen wäre. Während das Erzittern in Bischofshofen zwei bis drei Sekunden währte, bemerkte man dasselbe in Radstadt nur etwa eine Sekunde lang. Wie schon anfangs erwähnt, wurde der Erdstoß auch in Schladming verspürt.
Der zweite Stoß wurde 09:40 Uhr vormittags in Außerfelden, St. Johann im Pongau und Muhr im Lungau beobachtet. Er äußerte sich in allen drei Orten als ein einziger Stoß mit gleichzeitigem Erzittern, welches in Außerfelden drei bis vier, in St. Johann nur eine Sekunde, in Muhr dagegen fünf bis acht Sekunden dauerte. In Muhr machte die Erscheinung auf den Beobachter den Eindruck eines einzigen zusammenhängenden Stoßes von fünf oder mehr Sekunden Dauer; in St. Johann beobachtete man einen kurzen, aber heftigen Stoß, es schien dort, als ob das Gebäude, in welchem sich der Beobachter befand, um einen Schuh gerückt worden wäre. In Außerfelden fühlte man ein starkes, wellenförmiges Erzittern, der Fußboden schien in fortschreitend senkrechter Bewegung, man hörte gleichzeitig ein Geräusch wie Donnergrollen oder wie wenn in einem tiefer unten gelegenen Raume ein schwerer Kasten verschoben würde. Die Fenster zitterten so stark, dass ein Hütten-Arbeiter von der Wechselschicht, der noch im Bett schlief, aufgeweckt worden war. In St. Johann äußerte sich das Geräusch wie ein ferner Kanonenschuss, der Knall folgte dem Stoß unmittelbar nach. Auch in Muhr vernahm man ein donnerähnliches Geräusch. Die Richtung des Stoßes wurde in Außerfelden von Norden nach Süden oder Nordosten nach Südwesten, in St. Johann von Westen nach 0sten und in Muhr von Süden nach Norden verspürt.