Bad Gastein Aufbruchstimmung 2019
In Bad Gastein herrscht 2019 Aufbruchstimmung.
Bad Gastein freut sich auf neue Hotels
Das Leben ist in die historische Ortsmitte des Weltkurorts zurückgekehrt. Und die Wogen um einen Nazi-Vergleich sollen sich bald glätten.
Trotz leer stehender Häuser am Gasteiner Wasserfall ist wieder Leben in das Zentrum des Weltkurorts gekommen. Das liegt an der Sommerhochsaison sowie an den bevorstehenden Großinvestitionen und deren Vorboten. Touristen ziehen wandernd oder radelnd durch den Ort. Wagemutige schweben am Flying Fox hoch über die rauschende Gasteiner Ache. Ein italienischer Markt lockt Gäste vor dem früheren Kongresshaus.
Manche Urlauber bleiben vor der neuen Pop-up-Tagesbar "Das Juwel" stehen und werfen neugierige Blicke aufs historische Interieur, das aus dem ehemaligen Grandhotel Straubinger stammt. Das aus Berlin gekommene Gastropaar Eva-Miriam Gerstner und der gebürtige Franzose Emmanuel Rosier, die neuen Betreiber des Restaurants Windischgrätzhöhe, haben das Lokal eingerichtet. Mit "viel Herzblut, voller Freude und großem Aufwand", sagt die Deutsche. Das provisorische Café im ehemaligen Geschäft des Nobeljuweliers Hügler ist ein Startsignal für die in den kommenden drei Jahren anstehende Revitalisierung der drei Hotels am Straubingerplatz. Der Bauherr, die Münchner Hirmer-Gruppe mit ihren Travel-Charme-Hotels, arbeitet gerade die Pläne aus und will sie Mitte September präsentieren. Die Neueröffnung des seit mehr als zwei Jahrzehnten leer stehenden Ensembles Straubinger, Badeschloss und Post ist für die Jahreswende 2022/23 geplant.
Bis dahin hat auch die Gemeinde viele Hausaufgaben zu erledigen, denn die Hotelgäste sollen nicht neben Baustellen wohnen. Es laufen die Sanierung des Abwasserkanals und die Vorarbeiten für ein weiteres Großprojekt, eine unterirdische Verbindung in Form eines Fußgängertunnels mit Förderbändern und Aufzügen zwischen dem unteren Ortszentrum am Wasserfall und dem oberen um Bahnhof, Bergbahn und Felsentherme. "Wir arbeiten auf Hochdruck", sagt Bürgermeister Gerhard Steinbauer (ÖVP), "es ist ein äußerst ehrgeiziges Ziel." Aber man liege gut im Plan. Nach vertiefenden geologischen Erkundungen heuer im Herbst sollen bis zum Frühjahr 2020 die Bewilligungen vorliegen und nach den Ausschreibungen ein Jahr später (nach der Wintersaison) soll der Bau beginnen. Die Fertigstellung der Tunnellösung sei für November '22 vorgesehen. Die Kosten werden auf 15,9 Millionen Euro netto geschätzt - mit Reserven von 20 Prozent und 20 Prozent Planerleistungen, betont Steinbauer. Hauptgesellschafter werde die Gemeinde sein. Mitfinanziers der Tourismusverband und die Bergbahnen. 25 Prozent kämen als Förderung vom Land.
Die Aufbruchsstimmung war zuletzt, besonders in den vergangenen Tagen, getrübt. Nach anonymen Anzeigen gegen das Ehepaar Gerstner-Rosier wegen angeblich fehlender behördlicher Bewilligungen schrieb die Unternehmerin einen offenen Brief auf Facebook, in dem sie einen Rufmord beklagte und die Methoden von Denunzianten mit jenen in der Nazi-Zeit und der Stasi (in der ehemaligen DDR) verglich.
Darauf reagierte der Ortschef, nachdem er von vielen Bürgern angesprochen worden sei. Auch er lehne anonyme Anzeigen grundsätzlich ab, schrieb Steinbauer an Gerstner. "Für Fassungslosigkeit sorgt jedoch Ihr skandalöser Nazi-Vergleich." Bad Gastein erwarte sich eine umgehende Entschuldigung.
Diese folgte prompt. Die Verfasserin entschuldigte sich für ihre Wortwahl. Sie habe in der ersten Erregung über das Ziel hinausgeschossen. "Ich möchte nochmals betonen, dass nur eine ganz kleine Gruppe von Gasteinerinnen und Gasteinern angesprochen werden sollte." Keinesfalls seien alle Einheimischen gemeint, "da wir bisher sehr viele Bekanntschaften mit ganz wunderbaren Menschen schließen durften". Und zu den Vorwürfen: "Natürlich haben wir alle Genehmigungen und wir halten uns an die Auflagen und Regeln."
Quelle
- Salzburger Nachrichten vom 7. August 2019, ein Beitrag von Thomas Auinger