Karl-Heinz Ludwig

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Prof. Dr. Karl-Heinz Ludwig (* 12. Oktober 1931 in Löbau in der sächsischen Oberlausitz, ist ein deutscher Historiker.

Leben

Ludwig besuchte die Volksschule in Dresden, wohin die Mutter nach dem frühen Tod des Vaters der wieder eigenen Berufsausübung wegen mit ihm verzogen war, danach ab 1942 das Internat der Scharnhorstschule, einer Freimaurerstiftung von 1793, die im NS unter militärischer Obhut stand und, im Sommer 1944 zwangsverstaatlicht, in der Nachkriegszeit nicht reprivatisiert werden konnte. Wieder in Löbau, nun DDR, suchte er nach dem Abitur 1950 ein wissenschaftliches Studium der Geschichte und wechselte nach Berlin (West), wo er an der Freien Universität 1956 das erste Staatsexamen mit einer Arbeit über die Wirtschaftsethik der Reformatoren (Luther, Zwingli, Calvin) bestand, deren interdisziplinär-methodischen Ansatz er in seiner Dissertation über die Siedlung und den Wasserbau der Mennoniten im Weichseldelta fortführte, die 1961 in Marburg (Lahn) gedruckt erschien. Allgemein technikgeschichtliche Interessen bekundete er als Verfasser von Schulfunksendungen und mit einer Literatursammlung für die große Berlin-Biographie. Von 1962 bis 1967 wirkte Karl-Heinz Ludwig als wiss. Mitarbeiter und Referent der Geschäftsführung im Verein deutscher Ingenieure (VDI) in Düsseldorf, und zwar in der dort neu etablierten Hauptgruppenorganisation für interdisziplinäre Ausschussarbeiten von Ingenieur- und Technik- sowie Geistes- und Sozialwissenschaftlern, die nicht zuletzt auch die weitere Hochschulforschung aktivieren sollte. Aufgrund seiner damaligen Veröffentlichungen, Wissenschaftserfahrungen und -kontakte erhielt Ludwig 1968 ein Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft. In der Abteilung Universalgeschichte des Instituts für europäische Geschichte in Mainz als zentral passender Forschungsstelle sollte er den in der Wissenschaft und von ihm selbst als dringliches Desiderat empfundenen Themenkomplex Technik und Ingenieure im Nationalsozialismus möglich erschöpfend behandeln.

Neben seinen Studien, Archivreisen, Zeitzeugeninterviews etc. Übernahm Karl-Heinz Ludwig in Mainz einen kleineren Lehrauftrag für Technikgeschichte am Staatlichen Hochschulinstitut für Berufspädagogik, ehe sich im Frühjahr 1971 Verhandlungen über einen Wechsel an die neu gegründete Universität Bremen anbahnten, deren spezifisches Reformkonzept eine Professur für „Geschichte der Technik“ vorsah, die Ludwig, dem von ihm selbst mitgetragenen Forschungsstand entsprechend, zur „Geschichte mit dem Schwerpunkt Sozial- und Technikgeschichte“ erweitern ließ, annahm und 1984 in institutioneller Form sowie im methodisch-theoretischen Ansatz inter- und multidisziplinär weiter präzisiert, gemeinsam mit dem 1975 nach Bremen gewechselten Mediävisten,Freund und Kollegen Dieter Hägermann in eine „Wissenschaftliche Einheit für Sozial-, Technik- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit“ überführte und im Lehr- und Forschungsvollzug vervollkommnete.

Mit der Druckfassung seiner als Standardwerk aufgenommenen Arbeit über „Technik und Ingenieure im Dritten Reich“ (1974, als TB 1979) wandte sich Ludwig wieder verstärkt vorindustriellen Zeiten zu, in denen das Phänomen „Technik“ allein schon der Quellen wegen Interaktionen mit Konzepten und Methoden diverser Disziplinen erforderte. Ende 1974 wurde er zum ehrenamtlichen Leiter des Bereichs Technikgeschichte in der neu organisierten VDI-Hauptgruppe gewählt, in der er die lange Reihe der technikgeschichtlichen Jahrestagungen begründete, weiters eine Geschichte des VDI herausgab: "Technik, Ingenieure und Gesellschaft 1856–1981" und noch über seine Emeritierung hinaus bis 1997 zur wissenschaftlichen Leitung der Zeitschrift "Technikgeschichte" gehörte, an deren Neugründung er schon 1965 entscheidend beteiligt gewesen war.

Grundlegend für die Beiträge von Karl-Heinz Ludwig zur Salzburger Geschichte und insgesamt zur Geschichte und Montangeschichte des Ostalpenraums wurde 1974 ein von ihm entwickeltes Forschungsprojekt "Technik, Ökonomie und Gesellschaft im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit", das als Fallstudie über den Salzburger Edelmetallerzbergau konzipiert war und, von der Stiftung Volkswagenwerk für die Universität Bremen finanziert, mit der Einwerbung vor allem des Böcksteiners Fritz Gruber als externer Mitarbeiter und der gebotenen Möglichkeit ausgedehnter Archivstudien gute Erfolge versprach.

Veröffentlichungen betr. Salzburg

  • Ludwig, Karl-Heinz: "Ergebung und Widerstand im Zusammenhang mit dem Bauernkrieg 1525/26", in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde116, S. 117–136, Vgl. dazu Schulze, Winfried: Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit. 1980, S. 167f
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Neue Quellen zur Bevölkerungsentwicklungin der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts", in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 117, S. 201–215
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Der Salzburger Edelmetallbergbau des 16. Jahrhunderts als Spiegel der Moderne", in (Sammelband) Zwink, Eberhard (Hrsg.): Salzburg in der europäischen Geschichte. Salzburg 1977, S. 111–134, Wiederabdruck mit Bildern in: Der Anschnitt. Zeitschrift für Montangeschichte, 1978, S. 55–65
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Bergleute im Bauernkrieg", in: Zeitschrift für historische Forschung 5, 1978, S. 23–47
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Die Agricola-Zeit im Montangemälde. Frühmoderne Texhnik in der Malerei des 18. Jahrhunderts". Düsseldorf 1979
  • Fritz Gruber Ludwig, Karl-Heinz: Salzburgs "Silberhandel" im 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte der Edelmetalle. Leoben (Verein Montandenkmal Altböckstein) 1980, S. 69 ff (Böcksteiner Montana 3.)
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Bergbau, Migration und Protestantismus", in (Katalogband) Zaisberger, Friederike (Hrsg): Reformation, Emigration, Protestanten in Salzburg", Salzburg 1981, S. 38–48 und S. 109–111: "Die Salzburger Emigration im Spiegel der deutschen Presse"
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Miners, pastors and the peasant war in Upper Austria", in (Sammelband) Bak, Janos M. and Gerhard Benecke (Eds.): Religion and rural revolt. Manchester University Press 1984, S.154–160
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Thesen und Antithesen zum Bauernkrieg in Salzburg". 15. Österreichischer Historikertag, Salzburg 1981, Salzburg 1984, S. 7–24
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Bergordnungen, technischer und sozialer Wandel im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit", in: Technikgeschichte 52, 1985, S. 179–196
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Das Große Rauriser Berggerichtsbuch 1509 bis 1537". Stuttgart 1986
  • Ludwig, Karl-Heinz; Gruber, Fritz: "Gold- und Silberbergbau im Übergang von Mittelalter zur Neuzeit. Das Salzburger Revier von Gastein und Rauris." Köln (Böhlau) 1987.
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Das Kleine Rauriser Berggerichtsbuch 1509 bis 1524". Stuttgart 1989
  • Ludwig, Karl-Heinz und Sika, Peter (Hrsg.) "Bergbau und Arbeitsrecht" (Böcksteiner Montana 8), Wien 1991
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Warunki zycia gornikow w arcybiskupstwie salzburskim w poczatkach XV." In: Kwartalnik Historii Kultury Materialney. 1991, S.423–431.
  • Gruber, Fritz; Ludwig, Karl-Heinz: "Der Metallbergbau", in: Dopsch, Heinz und Spatzenegger, Hans (Hrsg.) Geschichte Salzburgs, Bd. II,4, S. 2595–2630 und 3633–3637
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Der Bergbau zur Zeit des Paracelsus". In: Dopsch, Heinz; Goldammer, Kurt; Kramml, Peter F. (Hg.): Paracelsus (14931541). Salzburg 1993
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Eine Salzburger Chronik in Bremen", in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 136, S. 19–26
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Bergleute im Bauernkrieg. Salzburger zwischen Habsburg und Wittelsbach - oder politisch darüber hinaus?" In Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 149, S. 191–248.
  • Ludwig, Karl-Heinz: "Das napoleonische Zeitalter" Salzburgs in der zeitgleichen deutschen Presse und aus heutiger Sicht" in: Zaisberger, Friederike und Fritz Hörmann (Hrsg.) Frieden-Schützen 1809–2009. Franzosenkriege im Dreiländereck Bayern, Salzburg, Tirol 1792-1816. Werfen 2009, S. 437–452

Quellen

EGK Erster Europäischer Gelehrtenkalender, Wien