Viktor Keldorfer
Viktor Josef Keldorfer (* 14. April 1873 in Salzburg, † 28. Jänner 1959 in Wien) war Komponist und Chorleiter, Dirigent, Musikerzieher und Musikschriftsteller.
Familie
Viktor Keldorfer, geboren 1873 in Salzburg im Neugebäude, war das vierzehnte der einundzwanzig Kinder des k. k. Polizeirats Josef Keldorfer und dessen Gattin Antonie. Seine Mutter war die Tochter des Malers Sebastian Stief (1811–1889), Enkelin des letzten Altsalzburger Domherrn Anton Eusebius Grafen von Königsegg-Aulendorf (* 15. Februar 1769) und Urenkelin des Zeichners August Franz Heinrich von Naumann (1749-1795)[1].
Leben
Viktor Keldorfer wurde am 14. April des Jahres 1873 in Salzburg geboren. Er besuchte als erster Schüler die im Jahre 1880 neu gegründete öffentliche Musikschule Mozarteum, wo er das Violinspiel erlernte und Unterricht in Musiktheorie genoss.
Er besuchte in Salzburg die Lehrerbildungsanstalt und ging im Jahre 1892 als Volksschullehrer nach Wien, das der Hauptschauplatz seines Wirkens wurde.
Er war nicht nur Chorleiter an mehreren Kirchen, sondern auch Mitglied des humoristischen, von Karl Udel begründeten Udel-Quartetts.
Von 1902 bis 1921 war er Direktor des Wiener Männergesang-Vereins und ab 1910 auch dessen Chormeister.
Beim Wiener Schubertbund war er von 1922 bis 1938 und von 1945 bis 1952 deren Chormeister (von 1938 bis 1945 hatte er Arbeitsverbot).
Den Höhepunkt seiner Laufbahn als Dirigent und Chorleiter bildete der Auftritt, bei dem er 1928 im Rahmen des Deutschen Sängerfestes in Wien einen Chor von 40.000 Sängern dirigierte.
Als Komponist blieb er der Romantik verhaftet.
Er beteiligte sich 1947 an jenem Preisausschreiben, das der Auswahl der Bundeshymne vorranging, mit mehreren Arbeiten, darunter einer, in der er der schließlich ausgewählten Melodie einen eigenen Text unterlegte und dieser, wie von den Ausschreibungsbedingungen gefordert, zwei Klavierstimmen hinzufügte. Demzufolge erhielt Keldorfer – auch wenn der Textvorschlag nicht zum Zug kam – einen Teil des Preisgeldes und stammen die Klavierstimmen der offiziellen Fassung der Bundeshymne von ihm[2]
Wenngleich er in Wien lebte und wirkte, blieb doch seiner Heimatstadt, in der er alle seine Ferien zu verbringen pflegte, und deren Bewohnern herzlich verbunden. Ihr galt auch die literarische Tätigkeit seiner letzten Jahre, so das warmherzige Buch „Klingendes Salzburg. Kleine Musikgeschichte der Mozartstadt", gewidmet seiner „geliebten Vaterstadt Salzburg“ (1951).
Keldorfer war 1897 Gründungsmitglied der AKM (Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger) und ab 1921 auch deren Direktor.
Keldorfer verstarb am 28. Jänner des Jahres 1959 in Wien.
Er hat ein Grab auf dem Salzburger Petersfriedhof (Gruftarkade Nr. XXXII) und ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14C, Nummer 19).
Werke
- Musikalische Werke (Auswahl):
- Missa solemnis op. 60, 1908
- Chorwerke; Lieder;
- Chorsatz und offizieller Klaviersatz der österreichischen Bundeshymne;
- Neuausgaben und Bearbeitungen von Werken von Kaiser Leopold I., Franz Schubert (Frühlingsglaube D 686, Heideröslein D 257, Allmacht D 852; erste Gesamtausgabe von Schuberts Männerchören), Anton Bruckner und anderen;
- O Land am Wallersee (Melodie);
- Schriften:
- Worte und Lieder eines alten Musikanten. Gedichte (1947);
- Klingendes Salzburg. Kleine Musikgeschichte der Mozartstadt (1951);
- Der Spielmann des Herrn. Der Salzburger Franziskanermönch Pater Peter Singer. (Broschüre, 1952);
- Generalbeichte eines achzigjährigen Sängerführers. Autobiographie in 800 Knittelversen (1953).
Familie
Viktor Keldorfer war verheiratet. Der Komponist und Pianist Robert Keldorfer (1901–1980) war sein Sohn.
Ehrungen
- Großen Silberne Medaille der Mozartstadt Salzburg
- Ehrenbürger der Stadt Salzburg
- Ehrenring der Stadt Wien
- Ehrenmitglied der Universität Wien
- Berufstitel „Professor“ (1923), „Regierungsrat“ (1928) und „Hofrat“ (1932)
In Salzburg ist die Viktor-Keldorfer-Straße, in Wien-Inzersdorf die Keldorfergasse nach ihm benannt.
Literatur
- Otto Dobrowolny: Viktor Keldorfer. Leben und Wirken eines österreichischen Künstlers. Anläßlich seines 50jährigen Dirigenten-Jubiläums 1947 im Auftrag des Wiener Schubertbundes Wien: Wiener Schubertbund, Amandus-Edition, 1947 .
Quellen
- Konstantin Schmidbauer, Nachfahre Keldorfers
- Nekrolog in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde Band 100 (1960) S. 731.
- Wikipedia-Artikel „Viktor Keldorfer“
- (zum Themenkreis „Bundeshymne“:) Franz Grasberger, Die Hymnen Österreichs (Hans Schneider, Tutzing 1968), und Auswertung [3] der im Österreichischen Staatsarchiv einliegenden Akten des Bundesministeriums für Unterricht[4]
Fußnoten
- ↑ So der oben als Quelle zitierte Nekrolog. Laut dem Artikel „Sebastian Stief“ (der hiefür auf Elisabeth und Heinz Dopsch (Hg.): 1300 Jahre Seekirchen. Geschichte und Kultur einer Salzburger Marktgemeinde“ [1996 Marktgemeinde Seekirchen] verweist) heiratete Sebastian Stief – nach dem Jahr 1838 – von Naumanns Tochter, was angesichts der Lebensdaten Stiefs und von Naumanns unwahrscheinlich ist.
- ↑ Das – Mozart zugeschriebene – Bundeslied war von mehreren Einsendern vorgeschlagen worden, doch entsprach nur Keldorfers mit Klavierbegleitung (die streng der „mozartschen“ Komposition folgt) versehene Einsendung den Ausschreibungsbedingungen. So erhielt Keldorfer die Hälfte des „theoretisch Mozart zustehenden“ Preisgeldes.
- ↑ Durch den Schreiber dieses
- ↑ Akt des Bundeskanzleramtes GZ 603.529-V/1/92.
Weblinks
- Eintrag „Keldorfer, Familie“in Oesterreichisches Musiklexikon ONLINE
- Wikipedia-Artikel „Robert Keldorfer“
- Wikipedia-Artikel zur Bundeshymne