Almabtrieb: Unterschied zwischen den Versionen

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Unter '''Almabtrieb''' versteht man die Rückbringung der Tiere, die den Sommer auf einer Alm zugebracht haben, in den heimatlichen Stall.   
 
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Je nach Verlauf des Almsommers gab es die eine oder die andere Art des Almabtriebes. War es während des Almsommers zu keinem Unglück und zu keinem witterungsbedingten vorzeitigen Abbruch der Almwirtschaft gekommen, erfolgte von vielen Almen ein festlicher Almabtrieb. Im anderen Fall wurden die Tiere ohne besondere Vorkehrungen und Aufwand in das Tal getrieben.  
 
Je nach Verlauf des Almsommers gab es die eine oder die andere Art des Almabtriebes. War es während des Almsommers zu keinem Unglück und zu keinem witterungsbedingten vorzeitigen Abbruch der Almwirtschaft gekommen, erfolgte von vielen Almen ein festlicher Almabtrieb. Im anderen Fall wurden die Tiere ohne besondere Vorkehrungen und Aufwand in das Tal getrieben.  
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Markantes Zeichen für einen geglückten Almsommer war der festliche Almabtrieb, der aus Dankbarkeit und aus Freude über den „Reim“ (Glück) erfolgte. Die Rinder wurden mit [[Furkeln]] geschmückt und mit Glocken behängt. Zur Herstellung dieses Furkel genannten Kopfschmuckes, der zwischen den Hörnern der Rinder befestigt wurde, wurde tagelang gearbeitet. Zarte Fichtenäste wurden halbkreisförmig aufgebogen und in den Stamm gesteckt, „mit farbigen Hobelscharten-Sternen und einer bunten „Fieder“ am Spitz verziert.“ Bunte Furkeln erhielt man durch das Umwickeln des Stammes und der Äste mit farbigem Seidenpapier. Almleute und Mitglieder der Bauernfamilie trieben die so geschmückten Tiere schließlich in bester Laune und mit manchem „Juchezer“ von den Almweiden in das Tal.
 
Markantes Zeichen für einen geglückten Almsommer war der festliche Almabtrieb, der aus Dankbarkeit und aus Freude über den „Reim“ (Glück) erfolgte. Die Rinder wurden mit [[Furkeln]] geschmückt und mit Glocken behängt. Zur Herstellung dieses Furkel genannten Kopfschmuckes, der zwischen den Hörnern der Rinder befestigt wurde, wurde tagelang gearbeitet. Zarte Fichtenäste wurden halbkreisförmig aufgebogen und in den Stamm gesteckt, „mit farbigen Hobelscharten-Sternen und einer bunten „Fieder“ am Spitz verziert.“ Bunte Furkeln erhielt man durch das Umwickeln des Stammes und der Äste mit farbigem Seidenpapier. Almleute und Mitglieder der Bauernfamilie trieben die so geschmückten Tiere schließlich in bester Laune und mit manchem „Juchezer“ von den Almweiden in das Tal.
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Die Almwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewandelt. Vieles hat sich verbessert und vereinfacht. Die meisten Almen sind verkehrsmäßig erschlossen, auf manchen Almen wird nur mehr Jungvieh aufgetrieben oder Mutter-Kuh-Haltung betrieben, andere Almgebiete werden gar nicht mehr bestoßen. Für die Bewirtschaftung von Almen werden Förderungen bezahlt und Mensch und Tier in der Regel im Auto, bzw. im Anhänger auf die Alm und retour transportiert. Die zeitaufwendigen und für Mensch und Tier stressigen Viehtriebe auf stark befahrenen Straßen fallen weg.  
 
Die Almwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewandelt. Vieles hat sich verbessert und vereinfacht. Die meisten Almen sind verkehrsmäßig erschlossen, auf manchen Almen wird nur mehr Jungvieh aufgetrieben oder Mutter-Kuh-Haltung betrieben, andere Almgebiete werden gar nicht mehr bestoßen. Für die Bewirtschaftung von Almen werden Förderungen bezahlt und Mensch und Tier in der Regel im Auto, bzw. im Anhänger auf die Alm und retour transportiert. Die zeitaufwendigen und für Mensch und Tier stressigen Viehtriebe auf stark befahrenen Straßen fallen weg.  
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==Quellen==
 
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* Salzburgwiki, Stichwirt [[Furkeln]]
 
* Salzburgwiki, Stichwirt [[Furkeln]]
* Richard Treuer, Bergheimat Pinzgau, Verlag der Salzburger Druckerei, Salzburg 1977
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* [[Richard Treuer]], ''Bergheimat Pinzgau'', Verlag der [[Salzburger Druckerei]], Salzburg 1977
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[[Kategorie:Almwirtschaft]]
 
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[[Kategorie:Landwirtschaft]]
 
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[[Kategorie:Volkskultur]]
 
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[[Kategorie:Brauchtum]]
 
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[[Kategorie:Alpen]]

Version vom 30. Juni 2011, 12:54 Uhr

Unter Almabtrieb versteht man die Rückbringung der Tiere, die den Sommer auf einer Alm zugebracht haben, in den heimatlichen Stall.

Auftrieb

Früher wurden alle Tiere, die den Sommer auf Almen, das sind Weidegebiete in Höhenlagen und in alpinen Hochlagen, zubringen sollten, von den Almleuten und Mitgliedern der Bauernfamilie vom Bauernhof bis zur Almweide getrieben. Der Weg verlief bis zur Abzweigung des eigentlichen Anstieges teilweise über Neben- und Hauptverkehrsstraßen und man musste dort mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Da manche Almen vom Hof sehr weit entfernt lagen, konnte dieser Viehtrieb viele Stunden dauern.

Traditionell wurden Rinder wie das Pinzgauer Rind, Pferde wie das Noriker Pferd und das Haflinger Pferd, Hausschafe, Hausziegen und oft auch ein paar Hausschweine aufgetrieben und im Rahmen der Almwirtschaft gehalten.

Almsommer

Je nach Witterung konnte der Almsommer in seiner vollen Länge für die Alpung der Tiere und die Milchwirtschaft genutzt werden oder die Tiere mussten witterungsbedingt schon vor dem üblichen Zeitpunkt in das Tal getrieben werden.

Almabtrieb

Je nach Verlauf des Almsommers gab es die eine oder die andere Art des Almabtriebes. War es während des Almsommers zu keinem Unglück und zu keinem witterungsbedingten vorzeitigen Abbruch der Almwirtschaft gekommen, erfolgte von vielen Almen ein festlicher Almabtrieb. Im anderen Fall wurden die Tiere ohne besondere Vorkehrungen und Aufwand in das Tal getrieben.

Festlicher Almabtrieb

Markantes Zeichen für einen geglückten Almsommer war der festliche Almabtrieb, der aus Dankbarkeit und aus Freude über den „Reim“ (Glück) erfolgte. Die Rinder wurden mit Furkeln geschmückt und mit Glocken behängt. Zur Herstellung dieses Furkel genannten Kopfschmuckes, der zwischen den Hörnern der Rinder befestigt wurde, wurde tagelang gearbeitet. Zarte Fichtenäste wurden halbkreisförmig aufgebogen und in den Stamm gesteckt, „mit farbigen Hobelscharten-Sternen und einer bunten „Fieder“ am Spitz verziert.“ Bunte Furkeln erhielt man durch das Umwickeln des Stammes und der Äste mit farbigem Seidenpapier. Almleute und Mitglieder der Bauernfamilie trieben die so geschmückten Tiere schließlich in bester Laune und mit manchem „Juchezer“ von den Almweiden in das Tal.

Gegenwart

Die Almwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten wesentlich gewandelt. Vieles hat sich verbessert und vereinfacht. Die meisten Almen sind verkehrsmäßig erschlossen, auf manchen Almen wird nur mehr Jungvieh aufgetrieben oder Mutter-Kuh-Haltung betrieben, andere Almgebiete werden gar nicht mehr bestoßen. Für die Bewirtschaftung von Almen werden Förderungen bezahlt und Mensch und Tier in der Regel im Auto, bzw. im Anhänger auf die Alm und retour transportiert. Die zeitaufwendigen und für Mensch und Tier stressigen Viehtriebe auf stark befahrenen Straßen fallen weg. Es mag noch da und dort einen festlichen Almabtrieb geben, der im ursprünglichen Sinnzusammenhang steht und nicht kommerziell vermarktet wird. Meist finden festliche Almabtriebe heute jedoch zu geplanten Terminen im Rahmen des Bauernherbstprogrammes aus vorwiegend kommerziellen Motiven statt, die als Event vorangekündigt und von zahlreichen Schaulustigen aus Nostalgiegründen besucht werden. Dies auch, wenn der Almsommer vorzeitig abgebrochen werden musste, die Tiere eigentlich schon im heimatlichen Stall stehen oder wenn es während des Almsommers einen Unfall gegeben hat.

Quellen