Holztrift im Saalachtal
Dieser Artikel schildert die Geschichte der Holztrift im Saalachtal.
Geschichte
Für die Salzgewinnung in der Saline Reichenhall wurde Holz hauptsächlich aus den Saalachtaler "Sudwäldern" geliefert. In Zeiten der Schneeschmelze und nach starken Regengüssen wurde das Fichtenholz auf der Saalach ins Bayerische befördert. Mit dem Bau des Saalachkraftwerks und des Stausees in Reichenhall wurde dann 1911 die Trift auf der Saalach eingestellt. In rund tausend Jahren Praxis hatte sie sich zu einer hohen Kunst entwickelt, mit einer ausgeklügelten Logistik, ganz ohne Telefon oder Funkgerät.
Holzfällen, Aufbereiten, Transportieren, Triften
Das Thema Wald beschäftigte über die Jahrhunderte viele Berufszweige, Holz- und Triftmeister, Holzschaffer und Grießmeister, Bauern, Holzknechte, Tagelöhner. Getriftet wurde auf dem 75 Kilometer langen Triftwasser der Saalach vom Glemmtal über Saalfelden nach Unken bis nach Reichenhall.
Die abgeschnittenen Stämme schlugen an Felsen, wirbelten herum in den schäumenden Wogen und es muss wohl ein Höllenlärm gewesen sein, wenn das eingeworfene Brennholz durch die Klammen der Seitenbäche rumpelte. Da bildeten sich gewaltige Wasserstrudel auch bei der Teufelsschlucht in Lofer. Schon der Name verrät diese gefürchtete Strecke. Die Triftknechte wurden dabei oft zum Spielball der Natur. Der Schwall des Wassers verschlang das Holz - und auch so manchen Arbeiter. An kritischen Stellen versuchten Männer mit ihren langen Stöcken, den Griesbeilen, Verklausungen zu lösen - ein brandgefährliches Unternehmen.
Die Holztrift war eine anstrengende und kalte Arbeit. Im Wasser stehend, musste das Holz an zähen Fließstrecken weiterbewegt werden. Die Trift war auch ein Kampf gegen die Zeit: Das Wasser lief dem eingeworfenen Brennholz buchstäblich davon und erforderte Nachschub. Das kam vom aufgestauten Wasser in den errichteten Klausen. Nach Öffnung der Klausentore schoss es aus den Nebenbächen und verstärkte die Saalach im richtigen Moment. Ein großes Auffangsystem sammelte in Reichenhall die ankommende Fracht. Der Hauptrechen samt den Holzhöfen hatte Mitte des 14. Jahrhunderts eine Ausdehnung von rund 1,5 Kilometern Länge und 300 Metern Breite und entsprach der doppelten Ausdehnung des damaligen Reichenhalls. Ab 1500 wurden für die Trift entlang der Saalach jährlich im Durchschnitt 120 000 Festmeter Holz geschlägert, wobei es große Schwankungen etwa durch Krieg oder Seuchenzüge gab. Das Spitzenjahr des Holzverbrauchs der Saline Reichenhall war 1611 mit rund 250 000 Festmetern Holz[1]. Weil die Wälder im Saalachtal immer mehr ausgeplündert wurden, musste man weitere Ressourcen anzapfen.
So verband ab 1615 eine Soleleitung die Traunsteiner Wälder mit Reichenhall. Geschickt nutzte dies auch die Bevölkerung in Unken, errichtete die Fischbachklause und triftete auf dem Fischbach in Richtung Traunstein. So blieb die Wald- und Triftarbeit über Jahrhunderte neben der Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle im Saalachtal, (Todes-)Gefahren inklusive.
In schwindelerregenden Höhen mussten Stege und Triftsteige gebaut werden. Mit schwerer Fracht kam manch einer beim Holztransport mit Schlitten oder Rossgespann vom Weg ab. Männer wurden von Baumstämmen mitgerissen, die man in unzugänglichem Gelände über "Riesen" (Holzrinnen) hinuntersausen ließ.
"Mit uns der Engel des Herren" - solche Gebete seien vor der Arbeit Pflicht gewesen, erinnerte sich ein ehemaliger Holzknecht in Unken. Man glaubte an ein "gottbestimmtes Schicksal". Verständlich deshalb das Insistieren der Erfahrenen: "Wenn die jungen Kampön nit richtig mitbet haben, san wir Alten böse worden."
Quelle
- "Salzburger Nachrichten", 4. September 2012, Beitrag von Christine Schweinöster
- ↑ Quelle: Chronik Unken