Berchtesgadener Expedition
Als Berchtesgadener Expedition wird die Besetzung der Fürstpropstei Berchtesgaden durch den bayerischen Herzog Friedrich im Jahre 1382 bezeichnet.
Beschreibung
Die Propstei Berchtesgaden als eigenständiges Land war wegen ihrer Salzvorkommen stets bedroht von ihren großen Nachbarn Salzburg und Bayern. Im Jahre 1371 führte ein Wirtschaftsboykott Salzburgs gegen Berchtesgaden zu einer immer weiter fortschreitenden Verschärfung der politischen und wirtschaftlichen Lage. Der Berchtesgadener Propst suchte daher eine Annäherung an Bayern. Mit finanzieller Unterstützung des Bayernherzogs baute man eine Burg – Hagenfels genannt - auf Berchtesgadener Territorium, welche zum Ausgangspunkt für eine Inbesitznahme Berchtesgadens durch Bayern werden und zum Schutz gegen Salzburg dienen sollte.
Der Salzburger Erzbischof Pilgrim von Puchheim wagte keine militärische Aktion gegen dieses Vorhaben. Doch durch Intrigen löste er eine schwere innenpolitische Krise in Berchtesgaden aus um diesen Plan zu vereiteln. Herzog Friedrich von Bayern sah seine Pläne gefährdet und entschloss sich im April 1382 zur Besetzung Berchtesgadens durch bayerische Truppen. Diese ist als „Berchtesgadener Expedition“ in die Geschichte eingegangen. Der Erzbischof eroberte daraufhin mit Hilfe österreichischer Truppen die bayerische Stadt Reichenhall.
Da der Herzog das wirtschaftlich außerordentlich wichtige Reichenhall keinesfalls verlieren wollte, entschloss er sich zu einem Waffenstillstand und Verhandlungen mit seinen Kontrahenten. Danach blieb die Propstei Berchtesgaden weiterhin unabhängig und die unvollendete Burg Hagenfels wurde 1384 zerstört. Der geschickte Taktiker Erzbischof Pilgrim aber konnte die Propstei mit dem Segen des Papstes von 1394 bis 1409 dem Erzstift Salzburg einverleiben. Aus den Steinen von Hagenfels wurde in dieser Zeit die etwa 800 Meter lange Sperrmauer am Hallturm errichtet.
Erst 1954 wurden die Überreste der Burg Hagenfels auf einem Ausläufer des Lattengebirges oberhalb von Hallthurm gefunden. Es handelte sich um einen Turm mit etwa 10 mal 10 Meter Grundfläche, der von einer Mauer umgeben war. Nach einer archäologischen Untersuchung von 2004 zeigte sich, dass die Befestigungsanlage weitaus größer war. Sie reichte mit ihren Vorwerken und Außenmauern vom Bach Klausgraben bis zum etwa 500 Meter entfernten Bach Hallthurmgraben. Die talwärts gerichtete Seite war mit weiteren Türmen versehen. Ein Wall mit Graben sicherte die Anlage auf der Bergseite.
Quellen
- Johannes Lang: Zum Berchtesgadener Krieg von 1382. Neue Aspekte zur Vorgeschichte der Salzburger Inkorporation Berchtesgadens.
- Peter F. Kramml (Hrsg.), Stadt, Land und Kirche. Salzburg im Mittelalter und in der Neuzeit. Eigenverlag „Freunde der Salzburger Geschichte“, Salzburg 2012
- Verein für Heimatkunde Bad Reichenhall: Der Pulverturm 2011
- Andreas Hirsch, Bad Reichenhall, Textgestaltung