Andreas Weigel

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Andreas Weigel (* 3. Oktober 1961 in Bludenz, Vorarlberg) ist ein in Wien lebender, österreichischer Literaturwissenschaftler, der seit einigen Jahren systematisch die zahlreichen Österreich-Beziehungen von James Joyce erforscht.

Leben

Nach der Matura an der „Höheren Bundeslehr- und Versuchsanstalt für chemische Industrie“ hat Weigel 1982 an der „Universität Wien“ ein Diplomstudium in Germanistik und Theaterwissenschaft begonnen, das er Anfang 1988 mit einer Arbeit über Hans Wollschlägers experimentellen Roman „Herzgewächse oder Der Fall Adams“ abgeschlossen hat. Anfang 1990 hat er das anschließende Doktoratstudium mit einer Dissertation beendet, die eine Fortsetzung der Diplomarbeit war. Demgemäß wurden beide Arbeiten als zweibändige Monografie (1992, 1994) veröffentlicht und im Jänner 1994 von Wendelin Schmidt-Dengler, Hans Wollschläger und Weigel in Wien präsentiert.

Nach dem Studium war Weigel Kultur-, Medien- und Pressereferent („Grüner Klub im Parlament“, „kulturmaschine“, „Verband der Diplomierten ErgotherapeutInnen“, „MTD-Dachverband“, „ÖBB - Rail Cargo Austria“, „Wirtschaftsuniversität Wien“, „Österreichische Tierärztekammer“).

Als Kulturreferent des „Grünen Klubs im Parlament“ hat sich Weigel zwischen 1991 und 1993 mit Erfolg gegen die vom damaligen Wirtschaftsminister Wolfgang Schüssel geplante Privatisierung von Schloß Schönbrunn engagiert, die schließlich zugunsten der „Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H.“ fallen gelassen wurde. Daneben hat er gemeinsam mit dem damaligen grünen Kultursprecher Johannes Voggenhuber und mehreren Opfervertretern (unter anderem „Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes“, „Homosexuellen Initiative“) die aus 415 Detailfragen bestehende und mehr als 40 Seiten starke parlamentarische Anfrage zur „Mitverantwortung Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus, Wahrnehmung dieser Mitverantwortung durch die II. Republik, Anerkennung und Entschädigung der Opfer“[1] vorbereitet, koordiniert und formuliert. Die Anfrage, die bewusst am 13. März 1992, dem 54. Jahrestag des Anschlusses, eingebracht wurde, war aufgrund der Komplexität des Themas die umfangreichste parlamentarische Anfrage der II. Republik und wurde aufgrund ihres Umfanges vom damaligen Bundeskanzler Vranitzky nur pauschal beantwortet, weil die korrekte Beantwortung die gründliche wissenschaftlichen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen in Österreich vorausgesetzt hätte, die 1992 nur ansatzweise existiert hat und erst in den folgenden Jahren erfolgt ist.

Als Projektleiter des „Dachverbandes der gehobenen medizinisch-technischen Dienste“ hat Weigel 1998 eine schriftliche parlamentarische Anfrage zu umstrittenen Ausbildungsdarlehen im MTD-Bereich formuliert, die von den fünf Gesundheitssprecherinnen und Gesundheitssprechern der im Nationalrat vertretenen Fraktionen ohne jede Änderung eingebracht wurde und als erste Fünf-Parteien-Anfrage der II. Republik sowohl eine Geschäftsordnungspremiere als auch eine kleine politische Sensation war.[2]

Seit 2008 beschäftigt er sich unter dem Arbeitstitel „James Joyce: Austria(n) matters in his life, letters and works“ („Rot-weiß-rote Flecken in James Joyces Leben und Werk“) als freier Literaturwissenschaftler mit dem Leben von James Joyce, der im Sommer 1928 auch fünf Wochen in Salzburg gelebt hat. In diesem Zusammenhang ist Weigel unter dem Benutzernamen Popmuseum auch im Salzburgwiki tätig, wo er einige Artikel über die Salzburg-spezifischen Joyce-Aspekte verfasst hat, um Joyces vielfältige Verbindungen mit der Festspielstadt auch vor Ort bekannt und bekannter zu machen.

Weigels umfassende Recherchen über Joyces Salzburg-Aufenthalt haben nicht nur bewiesen, dass die oberflächliche Bekanntschaft zwischen Joyce und Stefan Zweig Jahrzehnte lang maßlos überbewertet wurde [3], sondern auch zur Wiederentdeckung des in Vergessenheit geratenen Salzburger Schriftstellers, Malers und Kunstsammlers Adolph Johannes Fischer geführt, der 1928 nicht nur im Salzburger Volksblatt einen Artikel über „James Joyce in Salzburg“ geschrieben und mit Joyce einen Ausflug ins bayerische Raitenhaslach gemacht hat, sondern neben Marlene Dietrich auch James Joyce als Besucher seiner privaten Kunst- und Gotiksammlung empfangen durfte. [4]

Publikationen

Selbständige Buchveröffentlichungen

  • „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lese-Notizen (I) zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams“. Frankfurt am Main: Bangert & Metzler 1992.
  • „ruckworts gegen den Strom der Zeilen“. Lese-Notizen (II) zu Hans Wollschlägers „Herzgewächse oder Der Fall Adams“. Frankfurt am Main: Bangert & Metzler 1994.

Jahrbuch-Beiträge

  • Gemeinsam mit Friedhelm Rathjen: „A Portrait of the Artist as an Adolf Loos Campaigner“. In: James Joyce Quarterly. Vol. 42/43. Nos. 1-4 (2007), p.315-319.
  • „Es war einmal vor langer Zeit in Vorarlberg. James Joyce und Feldkirch“. In: Marieke Krajenbrink und Joachim Lerchenmueller (Hrsg.). Yearbook of the Centre for Irish-German Studies 2000/01. Trier: Wissenschaftlicher Verlag 2001. S.159-177.
  • „Das Schicksal des ULYSSES. James Joyce und Feldkirch“[5], Vorarlberg. In: „Montfort. Vierteljahreszeitschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs“. 52. Jahrgang. 2000. Heft 3. S.289-301.

Weblinks

Quellen

Fußnoten

  1. Schriftliche parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Voggenhuber an den Bundeskanzler betreffend die Mitverantwortung Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus, Wahrnehmung dieser Mitverantwortung durch die II. Republik, Anerkennung und Entschädigung der Opfer (Nr. 2666/J vom 13. März 1992; II-5826 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates, XVIII. Gesetzgebungsperiode; Wien 1992
  2. Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Mag. Walter Guggenberger, Dr. Günther Leiner, Dr. Alois Pumberger, Klara Motter, Theresia Haidlmayr und Genossen an die Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales betreffend den bundesweit uneinheitlichen Vollzug des Ausbildungsabschnittes des Bundesgesetzes über die Regelung der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (MTD-Gesetz)
  3. Andreas Weigel: Meteorit trifft Zweig. Über James Joyce und Stefan Zweig und Salzburg noch dazu: Anmerkungen zu einem disparaten Verhältnis. In: „Die Presse“, „Spectrum“, Zeichen der Zeit, 13. Juni 2009. S.IV.
  4. Andreas Weigel: „Bruchstückhafte Biografien. Spurensuche und -sicherung zu Adolph Johannes Fischer und Fritz Willy Fischer-Güllern“. In: Michael Ritter (Hrsg.): praesent 2011. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2009 bis Juni 2010. S.21-35. Wien: präsens 2010.
  5. Andreas Weigel: Das Schicksal des ULYSSES. James Joyce und Feldkirch, Vorarlberg