Paul Grießmayr

Aus SALZBURGWIKI
Version vom 27. September 2025, 09:51 Uhr von Eva.Heitzinger (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dr. med. Paul Grießmayr auch Griesmayr oder Grießmayer (* 20. Jänner 1788 in Tulfes in Tirol[1]; † 1850 Attnang) war Gemeindearzt bzw. Patrimoinalgerichtsarzt in Kitzbühl[2] und Bezirksarzt in Mittersill.

Schulzeit

Geboren am 20. Jänner 1788 in Tulfes in Tirol. Die Eltern sind der Zimmermann und Bauer Thomas Griesmayr und Maria Klingenschmidin.

Die "akademische Karriere" ist ihm nicht in die Wiege gelegt, dennoch 1810 schließt er das des Gymnasiums in Innsbruck ab und erreicht in der Ober-Gymnasial-Klasse 22jährig den 13. Platz.[3]

Sogar der Lehrstoff dieser Abschlussklasse ist überliefert. Wobei - wie im Podcast "Briefe an Behörden" zum Thema Gymnasium mit Claudia Niese angesprochen - alles von einem Lehrer unterrichtet wurde.

"In der Ober-Gymnasial-Classe lehrte in wöchentlichen 14 Stunden der F. Professor Caspar Unterkircher als Classen-Lehrer und zwar die Litteratur nach Eschenburgs Handbuche der Classiker, die Geschichte nach Remer von der Reformation bis beynahe auf unsere Zeiten; die Geographie naḥmentlich über Asien, Afrika, Amerika und Australien sich verbreitend nach Fabri. Zum Behufe der griechischen Literatur wurden erklärt Xenephons Denkwürdigkeiten des Sokrates mit Ausnahme minder bedeutender Stücke; die zweyte Rede des Demosthenes wider den König Philipp; eine Ode des Bindarus über den Sieg des Königs Hiero bestehend aus 188 Versen, und endlich Plutos des Aristophanes zur Hälfte. Zum Behufe der lateinischen Litteratur wurden durchgearbeitet das erste Buch des Cicero de Officiis, die Rede pro Milone, und aus Horaz mehrere Oden, Briefe, Satyren, und de arte poetica. Zum Behufe der deutschen Litteratur wurden gewählt der Tod Abels von Geßner nebst mehrern Ydillen, eine Rede vom Sonnenfels; einige Stücke der Messiade vom Klopstock, der Tod Adams und mehrere Oden desselben, Lichtwers Recht der Vernunft, die komischen Heldengedichte des Zacharias, und viele andere Stücke aus der Sammlung der deutschen Classiker von Denis. Der Fachlehrer Rainer wiederhohlte in wochentlich 3 Stunden zu erst aus der Algebra die 4 Rechnungsarten, die Gleichungen des ersten Grades und die Proportionen; trug dann die Lehre von den Würden, den Decimalen, und Seragesimalen, von den Logarithmen, von der Quadrat und Kubikwurzel, von den quadratischen und kubischen Gleichungen, von den Progressionen, Versetzungen und Verbindungen nach Prändl vor; davon ging er über zur Geometrie, wovon die Longimetrie, und der größere Theil der Planimetrie ebenfalls nach Prändels größerem Lehrbuche gelehrt wurde, und schloß endlich mit der Kosmographie nach Bode, Kries und Rambach. Wie in dieser Classe mit der Theorie sehr viele practische Aufgaben verbunden wurden, so geschah dieß auch in allen übrigen Classen." [4]

Grießmayrs Schulzeit war von Krieg und Aufstand geprägt, wie diese Anmerkung aus dem Verzeichnis verrät:

"Daß die Austritts Zeugnisse in Bezug auf, das I. 1808 der letzten Aller-Höchsten Vorschrift nicht ganz gemäß eingerichtet werden konnten, hat seinen Grund in dem Umstande, daß in jenem Jahre nach einer ganz andern unterm 5ten Februar 1808 Allerhöchsten Ortes zweckmäßig befundenen Methode verfahren wurde; daß dieß noch weniger geschehen in Bezug auf das Jahr 1809 rührt von dem durch Volksunruhen verursachten tumultuarischen Schluße des vorigen J. her, wo man sich bloß auf die Censur des Fortganges, und des sittlichen Betragens einschränken mußte. Daß Einer und der Anedere für die J. 1808 und 1809, oder wenigstens für eines derselben gar keine Censur erhielt, beruht auf dem Facto, daß er in einem der genannten, oder in beyden Jahrey an unserem Institute nicht studierte."

In Grießmayrs Abschlussjahr gab es auch (vermutlich erstmals) ein "Austritts- oder Jahreszeugniß", für das 12 Kreuzer bezahlt werden mussten. [5]

Studium

In dem Jahr als Grießmayr das Gymnasium abschließt erfolgt die Aufhebung der Universität - und damit auch der medizinischen Fakultät - durch die Bayern.[6] Am 10. November 1812 immatrikuliert er sich - wahrscheinlich nach dem zweijährigen philosophischen Grundstudium - für das Medizinstudium in Landshut in Bayern.

Als am 26. Juni 1814 Tirol wieder mit Österreich vereinigt wird, ändert sich Grießmayrs Staatszugehörigkeit erneut und es ergibt sich für ihn die Notwendigkeit in Wien weiter zu studieren.[7]

  1. MF 0645-08_Tulfes, Rinn - Taufbuch 2 + Index_1784-_1868_0005
  2. Schematismus der Provinz Tyrol und Vorarlberg, für das Jahr 1926, 327.
  3. Verzeichniß aller Studierenden; welche an der königl. Studienanstalt zu Innsbruck aus den Lehrgegenständen des vaterländischen Studienplanes was immer für einen Fortgang gemacht, oder öffentliche Preise erhalten haben, Nebst der Rechenschafts-Rede über diese Studienanstalt, 1810.
  4. Verzeichniß aller Studierenden; welche an der königl. Studienanstalt zu Innsbruck aus den Lehrgegenständen des vaterländischen Studienplanes was immer für einen Fortgang gemacht, oder öffentliche Preise erhalten haben, Nebst der Rechenschafts-Rede über diese Studienanstalt, 1810.
  5. Verzeichniß aller Studierenden; welche an der königl. Studienanstalt zu Innsbruck aus den Lehrgegenständen des vaterländischen Studienplanes was immer für einen Fortgang gemacht, oder öffentliche Preise erhalten haben, Nebst der Rechenschafts-Rede über diese Studienanstalt, 1810.
  6. https://www.uibk.ac.at/de/universitaet/profil/geschichte/zeittafeln/
  7. Allgemeiner Tiroler Anzeiger 26. Juni 1914, 1.