Agnes Primocic
Agnes Primocic (* 30. Jänner 1905 in Hallein, † 14. April 2007 ebendort) war Widerstandskämpferin und jahrelang KPÖ-Gemeinderätin in Hallein.
Leben
Zeitlebens hat sich Agnes Primocic gegen Ungerechtigkeit, Unrecht und Ausgrenzung gestellt. Bereits als Arbeiterin in der einstigen Halleiner Tabakfabrik war sie in der gewerkschaftlichen Arbeit tätig.
Als eines der inzwischen legendären "Tschikweiber" war sie vor dem NS-Regime und vor dem Zweiten Weltkrieg an vorderster Font zu finden, wenn es darum ging, gegen soziales Unrecht aufzutreten. Als 16-Jährige setzte sie sich für gerechte Arbeitsbedingungen in der Fabrik ein und ab 1933/34 beteiligte sie sich an der "Roten Hilfe" für Familien politisch Verfolgter. Sie wurde Mitglied der Kommunistischen Partei, leistete aktiv Widerstand gegen den Austrofaschismus und dann gegen den Nationalsozialismus.
Ihre persönlichen Erinnerungen an diese Zeit haben in dem von der Theatergruppe "bodi end sole" inszenierten Stück "Die Tschikweiber" Niederschlag gefunden.
Vier Mal wurde Primocic noch vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland wegen ihrer "linken" Aktionen eingesperrt, und auch das nationalsozialistische Regime verfolgte die Mutter zweier Kinder und brachte sie ihn Haft.
Legendär wurde ihre Befreiungsaktion für 17 zum Tode verurteilte Gefangene aus dem KZ-Außenlager Hallein in den letzten Apriltagen des Jahres 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Agnes Primocic jahrelang als KPÖ-Gemeinderätin in der Kommunalpolitik der Salinenstadt Hallein tätig.
Ihre Bekanntheit als Widerstandskämpferin stieg österreichweit in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts an. Einem Aufruf des damaligen Unterrichtsministers Fred Sinowatz folgend, erzählte sie in Schulen von ihrem Widerstand sowie von ihrem politischen wie auch persönlichen Werdegang. Selbst als alt gewordene Pensionistin wurde sie nicht müde, als Zeitzeugin das politische Bewusstsein bei der Jugend zu wecken und die Erinnerungen an den Faschismus wach zu halten.
"Hätt’ ich mich damals nicht für die 17 eingesetzt, und sie wären wirklich erschossen worden, ich wär’ mein Lebtag nicht froh geworden", sagte sie zur Rettung der verfolgten Häftlinge.
Das Leben und Werk der rührigen Frau wurde zu Inhalten für Fernsehdokumentationen, Filme, Theateraufführungen und Bücher.
O-Ton
- Gegen Unrecht anzukämpfen, hat immer einen Sinn
- Ihren Widerstand gegen das NS-Regime kommentierte sie noch als Hundertjährige so: Es ist meine feste Überzeugung, dass man diese Zeit nicht aus dem Auge lassen, nicht vergessen darf. Sobald diese Zeit nicht mehr so gefährdend für das Land eingeschätzt wird, fängt der Beginn des Wiederkommens an.
Quelle
- Salzburger Nachrichten (Bernhard Strobl)