Johann Seiwald

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Johann Seiwald (* 20. Juni 1873 in Bad Hofgastein; † 5. November 1924 in der Stadt Salzburg war römisch-katholischer Pfarrer in der Pfarre Mühlbach am Hochkönig.

Leben

Johann Seiwald war der Sohn von Josef Seiwald und seiner Frau Barbara, geborene Pointner. Der Pfarrer von Kleinarl, Josef Seiwald war sein Bruder.

Johann Seiwald gehörte zu jenen seltenen Menschen, von denen man sich schon bei der ersten flüchtigen Begegnung angezogen fühlt. Sein ansprechendes Äußeres, verbunden mit einer geradezu bezwingenden Liebenswürdigkeit, gewann jeden, der nur wenige Worte mit ihm wechselte. Es kam vor, dass Sommerfrischler und Touristen von Rang und Namen, die zufällig etliche Stunden in Gesellschaft Seiwalds zubrachten, sich von dieser Persönlichkeit so angenehm berührt fühlten, dass sie mit dem einsamen Pfarrer - zu dessen eigenster Verwunderung - von fernher in dauernden schriftlichen Verkehr traten und für immer seine warmen Freunde blieben. Seiwald war eine schöngeistig veranlagte Natur. Eine außergewöhnliche Begabung für Musik nannte er sein Eigen. Sein Lieblingsinstrument war die Geige, auf der er es durch fortgesetzte Übung zu einer seltenen Meisterschaft gebracht hatte. Tag für Tag nahm er die Fidel zur Hand, am liebsten spielte er des Abends, wo er dann, wenn er sich unbelauscht wähnte, mit hinreißender Wärme und verblüffender Technik die Geige meisterte. Paganinis „Hexentanz“ und die „Zigeunerweisen“ von Sarasate waren für den begeisterten Geiger Selbstverständlichkeiten, die er auswendig spielte. Ein Fest bedeutete es für den feingebildeten Musikverehrer, wenn er einer Opernaufführung oder einem großen Konzert beiwohnen konnte. Freilich hat er diese Freude im Leben nicht oft genießen können, er wohnte ja tief am Lande draußen. Was aber dem Verstorbenen allenthalben Achtung und Verehrung gewann, das war sein reiner Charakter, sein makelloser Wandel, seine echte Menschenliebe. Als Priester hatte er eine hohe Auffassung seines Amtes. Diese aufrichtige Menschenliebe, die Seiwald allen zuteil werden ließ, war das Geheimnis seiner seelsorglichen Erfolge.

1896 wurde Johann Seiwald zum Priester geweiht.

Er wirkte von 1907 bis 1924 in der Pfarre Mühlbach am Hochkönig, wo sich auch unter ungewöhnlicher starker Beteiligung die Beerdigung am Sonntag den 9. November 1924 vollzog. Sechzehn Priester begleiteten den Trauerzug, dessen Kondukt Dechant Neureiter unter Assistenz der Bischofshofener Pfarrgeistlichkeit führte. Die Schuljugend, geführt von den Lehrkräften, die Knappenschaft mit der Werksmusik Außerfelden und den Gewerkschaftsbeamten, die freiwillige Feuerwehr, Gemeindevertretung und Ortsschulrat, die Liedertafel Mühlbach und mehrere heimische Korporationen waren im Leichenzuge anwesend. Auch erschienen viele Trauergäste von auswärts, u. a. Regierungsrat Ritter von Pachmann, Professor Weinstabl, Stadtpfarrer Eßl, Direktor Deutschmann. Es war ein schier endloser Zug, den nicht künstliche Aufmachung, sondern aufrichtige, stumme Trauer zusammenführte.

Quellen

  • Taufbuch 1860–1883 Bad Hofgastein TFBIX 03- Taufen_0170
  • ANNO: Salzburger Chronik, Ausgabe vom 6. November 1924, Seite 5
  • ANNO, Textübernahme von der Salzburger Chronik, Ausgabe vom 11. November 1924, Seite 6