Hausziege
Die Hausziege (Capra aegagrus hircus) gehört zur Gattung der Ziegen in der Familie der Hornträger und ist nach dem Hund gemeinsam mit dem Schaf vermutlich die älteste domestizierte Tierart.
Allgemeines
Die Domestizierung der Ziege erfolgte wahrscheinlich vor dem 11. Jahrtausend vor Chr. im Vorderen Orient. Ziegen sind genügsam, benötigen wenig Futter und haben einen geringen Platzbedarf. Sie lieferten und liefern Fleisch, Leder, Milch und einige Rassen auch Wolle. Generell unterscheidet man heute nach der Art ihrer Nutzung Fleisch- und Milchziegen, Angora- und Kaschmirziegen werden wegen ihrer Wolle gehalten. Ziegen fressen vor allem Blätter und Baumbewuchs und nur zum geringeren Teil Kräuter und Gras. Daher können Ziegen und Schafe gut in gemeinsamen Herden gehalten werden, da sie keine Nahrungskonkurrenten sind. In derart gemischten Herden geben die Ziegen stets „den Ton an“.
Bemerkenswertes
Ziegen gelten als intelligent, als den Schafen weit überlegen und es wird ihnen nachgesagt, dass für sie kein Zaun zu hoch, keine Zaunlücke zu klein und kein Ast unerreichbar ist. Freilaufend können Ziegen aufgrund ihrer Behändigkeit tatsächlich großen Schaden anrichten und tragen in manchen Regionen zur Wüstenbildung bei. Ziegen hatten in ganz Europa nicht nur einen großen ökonomischen Wert sondern manifestierten sich über die Jahrtausende auch in der Mythologie, in Märchen und in Sagen. Ein Ziegenbock ist als Habergeiß Bestandteil der „Wilden Jagd“ und dem Teufel selbst wird ein Bocksfuß als untrügliches Erkennungszeichen zugeschrieben. Ein Ziegenbock war einer - und ist es auch manchenorts noch heute – der im Volksglauben hartnäckige Krankheiten in Viehställen „aufnehmen“ und damit zu ihrem Ende bringen kann (Sündenbock). Die Habergeiß zu sehen galt von je her als böses Omen. Andererseits galten im indogermanischen Raum Ziegenböcke als Fruchtbarkeitssymbol und damit auch als Fruchtbarkeitsgottheit. Die Ziege galt auch als das Lieblingstier des Gottes Donar und sie ist dem Ebereschenlaub des (Vogelbeerbaum), der dem Gewittergott Donar geweiht ist, bis heute besonders zugetan.
Salzburgbezug
Vergangenheit
Die Ziege galt wie in anderen europäischen Ländern auch in Salzburg bis nach der Mitte des 20. Jahrhundert als die Kuh des kleinen Mannes, da sie aufgrund ihres effektiven Verdauungsapparates sehr genügsam ist und außerdem wenig Platzbedarf hat. Die Ziege kann zudem noch auf Bergflächen weiden, die für Rinder nicht mehr zugänglich sind. Ziegen wurden auch als Zug- und Lasttiere eingesetzt, u. A. auch im Goldbergbau, worauf der Name Bocksamsteig im Raurisertal verweist. Ziegen wurden auch als sog. Beistellziegen einzeln gehaltenen Pferden im Stall oder auf der Weide zugesellt, um bei diesem Herdentier depressive Verstimmungen hintanzuhalten. Auf die frühere ökonomische Bedeutung der Hausziege als genügsames und geländetaugliches Nutztier im Salzburger Gebirgsland und auf die zwiespältige Beziehung zwischen Mensch und Ziege verweist ihr Vorkommen in Heraldik und Sagen. Ziegen kommen auch im Pinzgau in Wappen vor (z. B. Wappen Rauris) und sind Bestandteil von alpinen Mythen und Sagen (z. B. „Die Hogglgoaß“ oder „Die zwei kämpfenden Böcke“, beide in Gertraud Steiner, „Winkelwelt“, Sagen aus dem Lungau, w. pfeifenberger verlag). Die Habergeiß oder Habergoaß ist speziell in Kärnten, Salzburg und in der Steiermark eine allgemein bekannte mythische und dämonische Gestalt.
Gegenwart
Ziegen haben in der gegenwärtigen Berglandwirtschaft nur mehr einen „Nischenstellenwert“. Zur großen Anzahl in Europa heimischer regionaler Ziegenrassen gehört auch die Pinzgauer Ziege, die leider aufgrund veränderter ökonomischer Bedingungen vom Aussterben bedroht ist. Einige wenige engagierte Züchter, wie Ambros Aichhorn in Goldegg, versuchen diese Rasse im Sinne unseres Kulturerbes und der Artenvielfalt zu erhalten.
Quellen
- Deutsche Wikipedia, Stichwort Hausziege
- Salzburgwiki: Stichworte Vogelbeerbaum und Ambros Aichhorn